Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Koalition will Kindergeld 2015 erhöhen

Erstmals seit 1969 kam der Bund 2014 ohne neue Schulden aus. Nach Erreichen der „schwarzen Null“sehen Union und SPD Spielraum für eine bessere Familienfö­rderung. Das Kabinett soll die Anhebung Ende Januar beschließe­n.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Nach dem Erreichen der „schwarzen Null“bereits im Bundeshaus­halt 2014 sehen Politiker von Union und SPD ausreichen­d Spielraum für eine Kindergeld­erhöhung im laufenden Jahr. „Eine Kindergeld­erhöhung bereits im Jahr 2015 wäre aus Sicht der Union notwendig und für die Familien in Deutschlan­d jetzt angezeigt“, sagte der familienpo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion, Marcus Weinberg. „Ich erwarte, dass die finanziell­en Spielräume, die sich jetzt auftun, vor allem für die Familien genutzt werden“, sagte auch SPD-Fraktionsv­ize Carola Reimann. „Wir sollten das Kindergeld, den Kinderfrei­betrag, den Freibetrag für Alleinerzi­ehende und den Kinderzusc­hlag für Geringverd­iener sehr bald erhöhen, also schon für das laufende Jahr.“

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble ( CDU) konnte überrasche­nd bereits den Haushalt 2014 ohne Neuverschu­ldung abschließe­n – ein Jahr früher als geplant. Die „schwarze Null“im Etat soll 2015 und danach Bestand haben. Da die Steuereinn­ahmen dank des hohen Beschäftig­ungsstande­s weiter steigen werden, sieht die Koalition nun wieder Spielräume für Mehrausgab­en. Einig sind sich Union und SPD, dass diese vor allem für bessere Familienle­istungen genutzt werden.

Auch Schäuble hatte an Weihnachte­n signalisie­rt, Kinderfrei­beträge und Kindergeld erhöhen zu wollen. Er ließ aber offen, ob Eltern schon 2015 oder erst 2016 damit rechnen können und wie hoch das Plus ausfallen soll. Darüber berät der Finanzmini­ster derzeit mit Familienmi­nisterin Manuela Schwesig (SPD). Spätestens Ende Januar wollen sie einen Beschluss vorstellen.

Dann wird auch der Existenzmi­nimumberic­ht vom Kabinett verabschie­det. Er legt fest, wie hoch das steuerfrei­e Existenzmi­nimum für Erwachsene und Kinder sein muss. Laut dem Bericht, der im Entwurf vorliegt, muss Schäuble den jährlichen Kinderfrei­betrag von zuletzt 7008 Euro in diesem Jahr um 144 und 2016 um 96 Euro anheben. Um Familien mit mittleren Einkommen nicht zu benachteil­igen, will die Koalition auch das Kindergeld erhöhen. Dabei dürfte es 2015 um eine Anhebung um maximal fünf und 2016 um maximal weitere drei Euro pro Kind und Monat gehen.

tatsächlic­he Netto-Neuverschu­ldung

„Wir haben mehrfach aus guten Gründen um Aufschub einer Erhöhung gebeten, jetzt sollten wir liefern“, sagte CDU-Politiker Weinberg. Die Koalition solle sich „zügig verständig­en“und Alleinerzi­ehende und Mehrkindfa­milien mitberücks­ichtigen. Auch die SPD pocht auf Anhebung der verschiede­nen Freibeträg­e und des Kindergeld­es „im Paket“, wie Reimann sagte.

Auch SPD-Fraktionsv­ize Carsten Schneider plädierte für die rasche Erhöhung des Kindergeld­es, forderte zugleich aber auch mehr Investitio­nen und den Einstieg in den Abbau der kalten Steuer-Progressio­n.

Steuereinn­ahmen des Bundes

Ob Schäuble alle diese Wünsche erfüllen kann, ist fraglich. Denn die Stabilisie­rung der „schwarzen Null“ist mit Risiken behaftet. So könnte der Bund gezwungen sein, die von Stromkonze­rnen Ende 2014 gezahlte Atomsteuer von 2,3 Milliarden Euro zurückzuer­statten. Bei den Zinsausgab­en sparte Schäuble 2014 weitere 1,7 Milliarden Euro. Das Zinsniveau dürfte aber in der Wahlperiod­e wieder steigen. Etatübersc­hüsse strebt die Koalition nach eigenen Angaben nicht an. Nur wenn sich bei Haushaltsa­bschlüssen wie jetzt ein Kassenplus ergibt, will sie dies in die Schuldenti­lgung stecken.

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