Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
NRW-Handwerkskammer will Flüchtlingen helfen
Die Kammer will Praktika und Kontakte vermitteln. Sie hofft gleichzeitig, dass das Land bürokratische Auflagen abbaut.
DÜSSELDORF Die NRW-Handwerkskammern meldeten gestern ein so gutes Geschäftsklima in den 188000 NRW-Handwerksunternehmen wie noch nie. Die Auslastung der Betriebe liegt bei 80 Prozent im Schnitt. Im Durchschnitt haben die Firmen mit ihren 1,1 Millionen Beschäftig- ten bereits Aufträge für die nächsten sechs Wochen.
Dies alles erlaubt dem Wirtschaftsbereich, über den eigenen Horizont hinauszuschauen: Andreas Ehlert als Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstags (NWHT) kündigte an, dass die Betriebe vielen der neu ankommenden Flüchtlingen Praktika und menschliche Kontakte anbieten wollen. „Wir wollen ein Netzwerk von Patinnen und Paten einrichten, die sich um Flüchtlingsfamilien kümmern. Wir wollen den Menschen helfen, eine Qualifikation anzustreben, um eine Bleibe-Perspektive zu entwickeln.“
Ehlert betonte, dass viele Handwerker „händeringend“auf der Su- che nach qualifiziertem Nachwuchs sind. Darum würde es niemandem helfen, falls das Arbeitsministerium eine Abgabe für Betriebe einführen würde, die nicht ausbilden.
Deutlich kritisierte Ehlert, dass NRW zum 1. Januar den Mindestlohn bei der Annahme von öffentlichen Aufträgen von 8,55 Euro pro Stunde auf 8,62 Euro erhöht hat. Die Entscheidung würde der Aussage der Landesregierung widersprechen, dass sie das NRW-Tariftreueund Vergabegesetz wegen zu viel Bürokratie überprüfen wolle. Da ja seit 1. Januar sowieso bundesweit der Mindestlohn von 8,50 Euro gelte, mache der NRW-Mindestlohn erst recht keinen Sinn mehr und sei nur eine bürokratische Hürde.