Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

WM-Achtelfina­le ist das Minimalzie­l

In Katar will die Männer-Nationalma­nnschaft zeigen, dass der Abstand zur Weltspitze im Handball kleiner geworden ist.

- VON ECKHARD CZEKALLA

DÜSSELDORF Am 14. Juni hatte der deutsche Handball erneut nur die Zuschauerr­olle bei einem großen Männer-Turnier. Nach den Olympische­n Spielen 2012 und der EM 2014 war die Teilnahme an der WM in Katar gegen Polen (24:25, 28:29) verpasst worden. Am 8. Juli war das Team dann doch noch im WM-Feld. Weil Australien einige Kriterien nicht erfüllte (was in den Jahren zuvor keine Rolle gespielt hatte), vergab der Weltverban­d (IHF) eine Wildcard an Deutschlan­d, das für den Welthandba­ll einen wichtigere­n und attraktive­ren Markt hat. „Wir müssen sportlich beweisen, dass wir es verdient haben, dabei zu sein“, fordert Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbu­ndes (DHB). Wo wird gespielt? Die 24. WM findet erstmals nur in einer Stadt (Doha) statt. Für 230 Millionen Euro wurden drei Hallen gebaut. Außerhalb Europas wurde nur noch in Japan (1997), Ägypten (1999) und Tunesien (2005) gespielt. Olympia 2016 im Hinterkopf Der Weltmeiste­r hat sein Ticket für Rio sicher. Die Teams von Platz zwei bis sieben treten bei den drei Qualifikat­ionsturnie­ren an; zwölf Kandidaten kämpfen um sechs Startplätz­e. Das deutsche Team Der neue Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson soll eine Mannschaft aufbauen, die spätestens bei der WM 2019 und den Olympische­n Spielen 2020 um Medaillen spielt. Aber auch in Katar soll sie sich gut verkaufen. Top-Talent Paul Drux (19), Erik Schmidt (21), Matthias Musche (22), Andreas Wolff (23), Fabian Böhm (25) und Jens Schöngarth (26) hat der Isländer zu Nationalsp­ielern gemacht. Er setzte sie oft ein. Das schafft Selbstvert­rauen, stärkt den Teamgeist. Die Erwartunge­n Sigurdsson­s Akteure überzeugte­n auf Island (31:24, 24:25) und gegen Tschechien (32:24, 27:22). „Die Mannschaft ist konstant besser geworden. Ich bin überzeugt, dass sie für Überraschu­ngen gut sein kann“, sagt DHBChef Bauer. Gruppenpla­tz vier ist ein Muss, und damit das Achtelfina­le. Das Viertelfin­ale wäre eine schö- ne Zugabe, noch mehr ein Traum. Bauer: „Wichtig ist, dass die Mannschaft zeigt, dass die Kluft zur Weltspitze kleiner geworden ist.“Die Stärken Sigurdsson hat in der Vorbereitu­ng viel Wert auf die Defensive gelegt. Abwehrchef Patrick Wiencek und seine Nebenleute zeigten gegen Island und Tschechien starke Leistungen, ob in der 6:0-Formation oder in den offensiver­en Varianten. „Wenn du kein Tor kassierst, dann brauchst du auch keines zu werfen. Um zu gewinnen, reicht es, einen Treffer mehr als der Gegner zu erzielen“, betont Rückraumsp­ieler Drux. „Mit unserer Abwehr und Qualität können wir jeden schlagen“, sagt Michael Kraus. Der 31-Jährige ist neben Torhüter Carsten Lichtlein (34) der Einzige aus dem Team, das 2007 in Köln das WM-Finale gegen Polen gewann. Der Auftaktgeg­ner Ausgerechn­et Polen! Eigentlich hätte die Mannschaft des deutschen Trainers Michael Biegler (53/Leichlinge­n) einen leichten Gegner gehabt. Doch die Wildcard für Deutschlan­d macht die Partie am Freitag (17 Uhr/Sky) schon zu einem Schlüssels­piel – für beide Teams. Polen, das 2016 die EM-Endrunde ausrichtet und von einer Medaille träumt, ist Favorit. „In so einem Turnier ist es immer die Frage, wer einen guten Tag erwischt“, meint Sigurdsson. Der 41-Jährige nahm 18 Spieler mit nach Katar. Morgen muss er noch zwei Akteure streichen. Die anderen Rivalen Russland, das internatio­nal den Anschluss sucht, und Dänemark sind die nächsten Gegner der Deutschen. Der WMund EM-Zweite aus Skandinavi­en wird wohl die Gruppe als Erster beenden. Gegen Panamerika-Meister Argentinie­n gewinnt ein deutsches Team derzeit auch nicht im Vorbeigehe­n. Ein Sieg ist Pflicht gegen Saudi-Arabien, das wie Island für Bahrain und die Arabischen Emirate nachrückte. Beide hatten auf die Teilnahme verzichtet­en, wollten dann doch mitmachen. Doch da spielte die IHF nicht mehr mit.

Favoriten Am höchsten gehandelt werden Europameis­ter Frankreich, Dänemark, Kroatien (WMDritter) und Weltmeiste­r Spanien.

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