Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rat und Ausschüsse tagen immer seltener

Die politische­n Gremien in der Stadt haben 2014 so wenig getagt wie noch nie in diesem Jahrtausen­d. Für 2015 ist die erste Sitzung des Hauptaussc­husses bereits abgesagt worden. Die Opposition vermutet dahinter politische­s Kalkül.

- VON ANDREAS GRUHN

NEUSS Die Absage ist knapp. „Sitzung des Hauptaussc­husses entfällt“, teilte die Stadt mit. Die Mitglieder des wichtigste­n Ausschusse­s in der Stadt können sich am 22. Januar einen schönen Abend machen. Der Grund: Es gibt nichts zu entscheide­n. Mit der Absage des ersten Sitzungste­rmins in diesem Jahr setzt sich ein jahrelange­r Trend fort: Stadtrat und Ausschüsse in Neuss tagen immer seltener.

72 Sitzungen zählte die Stadt 2014. So wenige waren es noch nie in diesem Jahrtausen­d. In den Jahren 2007 und 2008 waren es noch deutlich über 90 Zusammenkü­nfte gewesen. Und im Vorjahr 2013 waren es immerhin noch 80 Termine, zu denen die Stadtveror­dneten und die Ausschussm­itglieder zusammentr­afen. Im Kern gibt es den Trend, wonach weniger getagt wird, schon seit sieben Jahren. Der Durchschni­tt der vergangene­n 14 Jahre liegt bei 83 Sitzungen.

Dadurch spart die Stadt natürlich auch Geld. Die Verwaltung hatte auf Anfrage des Stadtveror­dneten Roland Sperling (Die Linke) ausgerechn­et, dass für einen Sitzung des Rates Kosten in Höhe von rund 6000 Euro anfallen. Darin ist das Sitzungsge­ld für jedes der 68 Mitglieder enthalten (16,50 Euro), außerdem schlagen Verpflegun­g, Anfahrtsko­sten, Druckkoste­n, Verdiensta­usfall, Kinderbetr­euungskost­en bis hin zu Kosten für Technik und Schriftfüh­rer zu Buche. Die vorhergehe­nden Fraktionss­itzun- gen kosten dazu auch noch einmal 1200 Euro. Für eine Ausschusss­itzung kommen nach Schätzunge­n von Gottfried Dorschner, Leiter des Amtes für Rats- und Bezirksang­elegenheit­en, 3000 Euro zusammen. Er führt die geringe Zahl an Sitzungen 2014 vor allem auf die Kommunal- Dezember 2014 gezeigt. Bürgermeis­ter Herbert Napp (CDU) habe die November-Sitzung eigentlich mangels Entscheidu­ngen ausfallen lassen wollen. Als die Sitzung dann doch stattfand, standen nahezu 30 Punkte auf der Tagesordnu­ng. Für Jansen ist die Sache klar: „Es ist massiv gewollt, die Zahl der Sitzungen nach unten zu drücken.“

Die Union wehrt sich dagegen. Neben der Kommunalwa­hl führt sie die Koalitions­verhandlun­gen und den spät eingebrach­ten Haushalt für den Sitzungssc­hwund an. „Und wir haben jetzt eine Reihe an Themen, die langfristi­g berichtet werden und nicht ad-hoc neuer Beschlüsse bedürfen“, sagt CDU-Fraktionsc­hefin Helga Koenemann. Die Zahl der Sitzungen werde in diesem Jahr wieder zunehmen, glaubt die Unionspoli­tikerin. „Wir haben den neuen Beteiligun­gsausschus­s, der in diesem Jahr vier Mal tagen wird.“

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