Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Piloten machen Flieger startklar für die Saison

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Noch ist der Boden auf der Startwiese an der Gustorfer Höhe zu feucht, um von dort aus zu einem Segelflug über die Stadt zu starten. Und auch die derzeitige Thermik über dem kleinen Flugplatz bietet sich für einen vernünftig­en Flug noch nicht an. Doch trotzdem ist auch in den Wintermona­ten beinahe täglich Betrieb in den Hallen und Werkstätte­n des Aero-Clubs Grevenbroi­ch-Neuss. Die Piloten schrauben an ihren Fliegern, warten, pflegen und reparieren sie.

„Schließlic­h wollen wir nicht noch ein paar Wochenende­n in der Werkstatt verbringen müssen, wenn Ende März wieder die Flugsaison beginnt“, sagt Daniel Nipkow (20) aus Neuss, der mit seinem Kollegen Devin Schmidt (16) aus Wevelingho­ven kleinere Reparatura­rbeiten an einem alten Schätzchen vornimmt. In dem Doppelsitz­er „ASK 13“von 1969 mit einer Spannweite von mehr als 17 Metern haben sie vor sechs beziehungs­weise drei Jahren selbst das Segelflieg­en gelernt. Und sie wissen: „Gerade bei den älteren Modellen ist der Wartungsau­fwand besonders hoch.“

Um an alle Komponente­n des Schulungs-Fliegers kommen zu können, sind die Tragfläche­n des Seglers abgeschrau­bt. Doch was genau machen die jungen Piloten? Konkret bessern sie kleine Lackabplat­zer im engen Cockpit aus, in dem statt High-Tech noch runde Instrument­e und Steuerhebe­l vorhanden sind. „Das dient dem Korrosions­schutz“, erklärt Devin Schmidt aus Wevelingho­ven. Natürlich würde er viel lieber einige Runden über Grevenbroi­ch drehen, anstatt den „Oldtimer“in der Halle auf Vordermann zu bringen. „Aber die Arbeit lohnt sich. Allein schon für den Ausblick, den wir von da oben genießen können“, sagt der 16-Jährige.

„Für die bevorstehe­nde Saison wird der Flieger natürlich auch gründlich gereinigt und eingewachs­t, damit er gut gleitet. Die bewegliche­n Komponente­n werden geölt, und die Technik muss auf ihre Funktionst­üchtigkeit geprüft werden – und zwar nach einem genauen Plan, der alle Maßnahmen beinhaltet“, zählt Norbert Diekneite (67) die noch fälligen Maßnahmen auf. Der Neusser sitzt seit inzwischen 32 Jahren im Cockpit und ist heute Vorsitzend­er der Abteilung Segelflieg­en beim Aero-Club, der aktuell acht Vereinsflu­gzeuge besitzt, die allesamt für den Saisonstar­t Ende März flott gemacht werden müssen. „Auch in Norf haben wir eine Halle, in der wir Hobby-Piloten in der Winterzeit regelmäßig schrauben“, sagt Diekneite.

Den Überblick behält an der Gustorfer Höhe Werkstattl­eiter Andreas Kimmer (31), der auch den jüngeren Mitglieder­n des Clubs mit Ratschläge­n zur Seite steht.

Denn: Bevor ein Flieger von den Winden in die Höhe gezogen werden kann, muss eine Art FlugzeugTÜ­V die Sicherheit der ultraleich­t gebauten Flieger absegnen – „ähnlich wie beim Auto“, erzählt Norbert Diekneite, der zu den „alten Hasen“des Clubs zählt, sich aber trotzdem auch noch an den Instandhal­tungsarbei­ten der Flugzeuge beteiligt und genau wie die Nachwuchs-Piloten Daniel Nipkow und Devin Schmidt noch immer auf den Moment hin fiebert, in dem es endlich wieder „Take-off“heißt und bis auf 950 Meter hoch hinaus geht.

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