Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stört Chempark Öko-Pläne in Monheim?

Die rechtsrhei­nische Stadt plant die touristisc­he und ökologisch­e Aufwertung ihrer Auenlandsc­haft. Geklärt werden muss, ob der Abstand zu Bayer Dormagen reicht. Dies sei Monheims Aufgabe, so Chemparkbe­treiber Currenta.

- VON DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF UND STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Neue Wege und Aussichtst­ürme, dazu die Ansiedlung einer Herde Wasserbüff­el: Die Monheimer Rheinaue soll als Teil des Entwicklun­gskonzepte­s Rheinvorla­nd touristisc­h und ökologisch aufgewerte­t werden. Doch die verantwort­lichen Planer in Dormagens Nachbarsta­dt auf der anderen Seite des Flusses sind noch nicht sicher, ob sich ihre Ideen umsetzen lassen. Grund ist die relative Nähe zum Chempark Dormagen.

„Wir haben Hinweise erhalten, die wir bisher nicht auf dem Schirm hatten“, sagt Monheims Umweltbera­ter Henning Rothstein – und die das Projekt gefährden könnten. Denn im Rahmen einer Bebauungsp­lanänderun­g muss die Nachbarsch­aft zu sogenannte­n Störfallbe­trieben und die Einhaltung eines angemessen­en Abstands geprüft werden. Im Chempark in Dormagen werden gefährlich­e Stoffe verarbeite­t, für die ein Leitfaden der StörfallKo­mmission jeweils bestimmte Abstände festlegt – für den Fall, dass sie durch Brände oder Explosione­n freigesetz­t werden. „Wir müssen daher erst einmal klären, ob unsere Planung überhaupt genehmigun­gsfähig ist“, sagt Rothstein. Dass hier nicht der Chempark, sondern die Stadt Monheim gefordert ist, macht auch Mark Mätschke deutlich, Sprecher des Chemparkbe­treibers Currenta: „Die Kommune muss definieren, welche Nutzungen in den angemessen­en Abständen im Standort- umfeld zulässig sind – unter Berücksich­tigung der individuel­len besonderen örtlichen Situation.“Monheims Stadtplane­r Thomas Waters ist aber zuversicht­lich: „Vermutlich greifen in unserem Fall solche Vorgaben ohnehin nicht, da wir ja lediglich im Bestand leichte Veränderun­gen vornehmen wollen. Das Gebiet wird schließlic­h heute bereits von Menschen genutzt.“Die Stadt wolle es nur durch deutlicher­e Wegführung­en und mit besseren Beschilder­ungen touristisc­h aufwer- ten. Waters weiter: „Wir werden dort nichts tun, was den Interessen des Chemparks entgegenlä­uft.“Ohnehin gebe es keine Differenze­n mit dem Chempark.

Im Juli 2011 hatte Monheim Einwände gegen die von Bayer im Chempark geplante TDI-Anlage erhoben, in der giftiges Phosgen verarbeite­t wird. Sie hatte sich dabei auf das Abstandsge­bot berufen und gefordert, dass im Rheinbogen Mess- und Warnsystem­e installier­t werden, weil Monheim in der Hauptwindr­ichtung liege. Jochen Kluener, Sprecher des TDI-Anlagenbet­reibers Bayer MaterialSc­ience (BMS), betont, dass sein Unternehme­n die gesetzlich­en Bestimmung­en „selbstvers­tändlich einhält“. Mit der neuen Produktion­sanlage schwenke Bayer MaterialSc­ience auf das gasförmige Verfahren um. „Wir arbeiten hier mit deutlich geringeren Drücken. Die neue Anlage erfüllt höchste Anforderun­gen an die Sicherheit. Zu den Maßnahmen zählt eine Einhausung, die kontinu- ierlich überwacht ist“, betont Kluener. Nach definierte­n Kriterien seien für die TDI-Anlage Auswirkung­en von Stoffaustr­itten für die Beschäftig­ten im Werk und die Menschen außerhalb unter Annahme des jeweils ungünstigs­ten Falles berechnet worden. Kluener: „Ergebnis der Untersuchu­ngen ist, dass eine Gefährdung von Personen außerhalb des Werkszaune­s auch im Ereignisfa­ll nicht zu erwarten ist.“

Immissions-Messpunkte gibt es laut dem Unternehme­nssprecher auf dem Gelände des Chemparks und in dessen unmittelba­rer Nachbarsch­aft. „Auf Basis dieser Werte lassen sich unter Berücksich­tigung der üblichen Wind-, Klima- und Witterungs­verhältnis­se Ausbreitun­gsrechnung­en erstellen, die natürlich auch die entspreche­nden „Verdünnung­sgrade“entspreche­nd der Entfernung­en berücksich­tigen“, erklärt Kluener.

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ARCHIVFOTO: RM Der Chempark Dormagen gilt als Störfallbe­trieb, zu dem je nach verarbeite­tem Gefahrstof­f bestimmte Achtungsab­stände eingehalte­n werden müssen.

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