Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stört Chempark Öko-Pläne in Monheim?
Die rechtsrheinische Stadt plant die touristische und ökologische Aufwertung ihrer Auenlandschaft. Geklärt werden muss, ob der Abstand zu Bayer Dormagen reicht. Dies sei Monheims Aufgabe, so Chemparkbetreiber Currenta.
DORMAGEN Neue Wege und Aussichtstürme, dazu die Ansiedlung einer Herde Wasserbüffel: Die Monheimer Rheinaue soll als Teil des Entwicklungskonzeptes Rheinvorland touristisch und ökologisch aufgewertet werden. Doch die verantwortlichen Planer in Dormagens Nachbarstadt auf der anderen Seite des Flusses sind noch nicht sicher, ob sich ihre Ideen umsetzen lassen. Grund ist die relative Nähe zum Chempark Dormagen.
„Wir haben Hinweise erhalten, die wir bisher nicht auf dem Schirm hatten“, sagt Monheims Umweltberater Henning Rothstein – und die das Projekt gefährden könnten. Denn im Rahmen einer Bebauungsplanänderung muss die Nachbarschaft zu sogenannten Störfallbetrieben und die Einhaltung eines angemessenen Abstands geprüft werden. Im Chempark in Dormagen werden gefährliche Stoffe verarbeitet, für die ein Leitfaden der StörfallKommission jeweils bestimmte Abstände festlegt – für den Fall, dass sie durch Brände oder Explosionen freigesetzt werden. „Wir müssen daher erst einmal klären, ob unsere Planung überhaupt genehmigungsfähig ist“, sagt Rothstein. Dass hier nicht der Chempark, sondern die Stadt Monheim gefordert ist, macht auch Mark Mätschke deutlich, Sprecher des Chemparkbetreibers Currenta: „Die Kommune muss definieren, welche Nutzungen in den angemessenen Abständen im Standort- umfeld zulässig sind – unter Berücksichtigung der individuellen besonderen örtlichen Situation.“Monheims Stadtplaner Thomas Waters ist aber zuversichtlich: „Vermutlich greifen in unserem Fall solche Vorgaben ohnehin nicht, da wir ja lediglich im Bestand leichte Veränderungen vornehmen wollen. Das Gebiet wird schließlich heute bereits von Menschen genutzt.“Die Stadt wolle es nur durch deutlichere Wegführungen und mit besseren Beschilderungen touristisch aufwer- ten. Waters weiter: „Wir werden dort nichts tun, was den Interessen des Chemparks entgegenläuft.“Ohnehin gebe es keine Differenzen mit dem Chempark.
Im Juli 2011 hatte Monheim Einwände gegen die von Bayer im Chempark geplante TDI-Anlage erhoben, in der giftiges Phosgen verarbeitet wird. Sie hatte sich dabei auf das Abstandsgebot berufen und gefordert, dass im Rheinbogen Mess- und Warnsysteme installiert werden, weil Monheim in der Hauptwindrichtung liege. Jochen Kluener, Sprecher des TDI-Anlagenbetreibers Bayer MaterialScience (BMS), betont, dass sein Unternehmen die gesetzlichen Bestimmungen „selbstverständlich einhält“. Mit der neuen Produktionsanlage schwenke Bayer MaterialScience auf das gasförmige Verfahren um. „Wir arbeiten hier mit deutlich geringeren Drücken. Die neue Anlage erfüllt höchste Anforderungen an die Sicherheit. Zu den Maßnahmen zählt eine Einhausung, die kontinu- ierlich überwacht ist“, betont Kluener. Nach definierten Kriterien seien für die TDI-Anlage Auswirkungen von Stoffaustritten für die Beschäftigten im Werk und die Menschen außerhalb unter Annahme des jeweils ungünstigsten Falles berechnet worden. Kluener: „Ergebnis der Untersuchungen ist, dass eine Gefährdung von Personen außerhalb des Werkszaunes auch im Ereignisfall nicht zu erwarten ist.“
Immissions-Messpunkte gibt es laut dem Unternehmenssprecher auf dem Gelände des Chemparks und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft. „Auf Basis dieser Werte lassen sich unter Berücksichtigung der üblichen Wind-, Klima- und Witterungsverhältnisse Ausbreitungsrechnungen erstellen, die natürlich auch die entsprechenden „Verdünnungsgrade“entsprechend der Entfernungen berücksichtigen“, erklärt Kluener.