Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Demos auch am Rosenmonta­g?

Melanie Dittmer, Vorstandsm­itglied der rechten „Pro NRW“-Bewegung, hat für jeden Montag bis Ende April eine so genannte „Dügida“-Demonstrat­ion vor dem Hauptbahnh­of angemeldet. Für die Polizei ein problemati­scher Standort.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND ARNE LIEB

Rund 1000 Polizeibea­mte waren am Montag in Düsseldorf im Einsatz, um die überwiegen­d aus dem rechtsextr­emen Umfeld stammenden Teilnehmer der sogenannte­n „Dügida“-Kundgebung von den Gegendemon­stranten zu trennen. Vier dieser Polizisten wurden dabei verletzt, durch Flaschen- und Steinwürfe, für die Zugehörige des linksauton­omen Spektrums verantwort­lich gemacht werden. Trotzdem spricht der Einsatzlei­ter von einem Demonstrat­ionsgesche­hen „ohne gravierend­e Vorkommnis­se“.

Nun droht eine wöchentlic­he Wiederholu­ng. Melanie Dittmer, die dem Vorstand der rechtsextr­emen Gruppierun­g „Pro NRW“angehört und am Montagaben­d ihren Führungsan­spruch für die „Pegida“-Bewegung formuliert­e, hat sämtliche Montagaben­de bis Ende April reserviert. Die Polizei bestätigte, dass Dittmer ihre Kundgebung vor dem Hauptbahnh­of auch am Rosenmonta­g wiederhole­n möchte. „Wir führen jetzt aber erst einmal nur Kooperatio­nsgespräch­e für nächste Woche“, sagte ein Polizeispr­echer.

Dabei dürfte es der Polizei vor allem um eine andere Örtlichkei­t gehen. Denn das „stundenlan­ge statische Geschehen“vor dem Bahnhof hatte gleich mehrere Probleme bereitet. Durch die Menge der Gegendemon­stranten war der Bahnhof für Reisende schwer zugänglich. Später, als die rechtsgeri­chteten Demonstran­ten die Heimfahrt antreten wollten, wurde er komplett von Linksautot­onomen blockiert, die sich Scharmütze­l mit der Polizei lieferten. Und schließlic­h waren Karlund Graf-Adolf-Straße über Stunden gesperrt.

Während des Aufzugs der Dittmer-Gruppe (in der unter anderem NPD-Anhänger aus Mönchengla­dbach, Mitglieder der Neonazi-Partei ,Die Rechte’ aus Dortmund und Hooligans marschiert­en), musste die Polizei zudem an sämtlichen Kreuzungen (zwölf Zufahrten) verhindern, dass Linksauton­ome den direkten Kontakt zu den Gegnern suchten. Ein personelle­r und logistisch­er Kraftakt, der sich – so die Befürchtun­g – nicht nur nächsten Montag wiederhole­n könnte. Schon jetzt sind drei Gegendemon­strationen angemeldet. „Nicht die machen uns Sorgen“, heißt es bei der Polizei, sondern die gewaltbere­iten Extremiste­n, die in der Regel unangemeld­et die Auseinande­rsetzung suchten. Ihretwegen musste die Polizei den Rechtsextr­emen Geleitschu­tz bis zum Bahnsteig geben.

Die Organisato­ren der Gegenkundg­ebungen sind noch unentschlo­ssen, wie sie mit dem angekündig­ten Demo-Marathon in den kommenden Wochen umgehen sollen – falls „Dügida“so lange durchhält. „Wir denken darüber nach, die Aktionsfor­men zu variieren“, sagt Volker Neupert vom Bürgerbünd­nis „Düsseldorf­er Appell“, zu dessen Kundgebung rund 3500 Teilnehmer gekommen waren. Statt einer Kundgebung seien auch ein Protestzug oder eine Mahnwache denkbar.

Die Organisato­ren befinden sich in einem Dilemma: Einerseits will man den zuletzt von gerade einmal 300 Teilnehmer­n besuchten „Dügida“-Aufzügen keine unnötige Aufmerksam­keit bescheren. „Aber wenn Rechtsextr­eme ohne Protest durch die Straßen ziehen, finde ich das auch schlimm“, sagt Neupert. Aus dem Umfeld von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) heißt es, er werde seiner Linie gegen „Dügida“treu bleiben. Die Stadtspitz­e warte aber zunächst auf das Vorgehen des „Düsseldorf­er Appells“, so Sprecher Dieter Schneider.

Das linke Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“, dessen beide Kundgebung­en rund 2000 Teilnehmer besucht hatten, hat bereits Versammlun­gen für vier Montage angemeldet. Man werde „kreativ und gewaltfrei“demonstrie­ren, sagt Sprecher Oliver Ongaro. Es gelte zu verhindern, dass die rechte Szene in Düsseldorf Fuß fasst. „Unserer Einschätzu­ng nach werden sie nicht mehr oft demonstrie­ren, wenn sie starken Gegenwind spüren.“

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FOTO: ROLF PURPAR Friedliche­r Protest der Düsseldorf­er Stadtgesel­lschaft: Allein vorm DGB-Haus hatten sich 3500 Menschen versammelt.

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