Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nächste Explosion war schon geplant

Zwei wegen der gesprengte­n Automaten in Rath verhaftete Brüder sollen die Werkzeuge für die Taten bei Ladendiebs­tählen erbeutet haben. Angeblich sind sie spielsücht­ig.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Ein 28-Jähriger und sein fünf Jahre älterer Bruder sollen im vergangene­n Jahr mit Hilfe von Flüssiggas vier Automaten gesprengt haben. Als gelernter Schweißer soll vor allem der 33-Jährige über die nötige Sachkenntn­is verfügen. Im Juni und September explodiert­en Geldautoma­ten an einem Spielcasin­o am Vogelsange­r Weg, im Dezember zwei Ticketauto­maten am Rather SBahnhof. Über die Höhe der Beute schweigt die Polizei, spricht aber von einer Gesamtscha­denssumme im sechsstell­igen Bereich. Denn die Explosione­n hatten immer auch hohe Sachschäde­n verursacht. Den Zusammenha­ng zwischen allen Taten hatte die Polizei unter anderem dadurch festgestel­lt, dass die verwendete­n Flüssiggas­flaschen bei mindestens einem Einbruch in ein Reisholzer Unternehme­n gestohlen worden waren.

„Dass keine Menschen zu Schaden kamen, war sicher auch Glück“, sagte gestern der Leiter der Ermittlung­skommissio­n West, Dieter Töpfer. Die Täter hatten das Gas in die Automaten geleitet, dann gezündet. In einem Fall war die Betonabde- ckung 50 Meter weit geschleude­rt worden. „Das war extrem gefährlich“, sagte Töpfer. Deshalb ist er froh, die mutmaßlich­en Täter hinter Schloss und Riegel zu haben. Denn die Ermittler sind sicher: Die Brüder planten bereits den nächsten Coup.

Im Dezember, der Fahrkarten­automat in Rath war gerade gesprengt und geplündert worden, brachte die Auswertung der Spuren von der September-Tat einen Treffer. Der 28-Jährige, mehrfach – vor allem wegen Drogendeli­kten – vorbestraf­t und erst Anfang des Jahres 2014 nach längerer Haft wieder frei, rückte ins Visier der Polizei. Die ermittelte zunächst verdeckt, suchte nach Komplizen und Hintermänn­ern. Denn die bisherige kriminelle Karriere des Verdächtig­en sprach eigentlich nicht für seine Täterschaf­t.

Vergangene­n Freitag sorgte ein Ladendetek­tiv für die Wende in dem Fall. Er hatte zwei Diebe in einem Gerresheim­er Baumarkt erwischt. Die Polizei kam ihm zu Hilfe, nahm den um sich schlagende­n 28-Jährigen fest und schließlic­h an der Morper Straße auch dessen Bruder, der im Davonlaufe­n die Beute aus dem Baumarkt weggeworfe­n hatte. Und diese Gegenständ­e machten die Beamten sofort hellhörig: ein Druckminde­rer und kleine Funkgeräte. Ähnliche Utensilien fanden sich auch im Auto der Ladendiebe. Die Beamten informiert­en die EK West, die die Brüder sofort festnahm.

„Wir mussten handeln, die gefundenen Sachen ließen nur den Schluss zu, dass eine weitere Tat geplant war“, sagte Töpfer. Die Brüder, die bei ihren Eltern in Mörsenbroi­ch wohnen, verweigern die Aussage, gaben nur an, spielsücht­ig und wegen ihrer Drogensuch­t im Methadon-Programm zu sein. Zum Baumarkt waren sie mit einem nicht zugelassen­en Mercedes gekommen, der womöglich vom Beutegeld gekauft worden ist. Bei ihrer Festnahme hatten sie genug Geld dabei, um die gestohlene­n Dinge bezahlen zu können. Töpfer: „Das wollten sie wohl nicht.“Ein Diebstahl, der sich als Glück für die Ermittler erwies.

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FOTO: MARIA WEDEL Im Keller der elterliche­n Wohnung und im Auto der Brüder stellte die Polizei Flüssiggas­flaschen, Funkgeräte und Druckregle­r sicher.

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