Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nächste Explosion war schon geplant
Zwei wegen der gesprengten Automaten in Rath verhaftete Brüder sollen die Werkzeuge für die Taten bei Ladendiebstählen erbeutet haben. Angeblich sind sie spielsüchtig.
Ein 28-Jähriger und sein fünf Jahre älterer Bruder sollen im vergangenen Jahr mit Hilfe von Flüssiggas vier Automaten gesprengt haben. Als gelernter Schweißer soll vor allem der 33-Jährige über die nötige Sachkenntnis verfügen. Im Juni und September explodierten Geldautomaten an einem Spielcasino am Vogelsanger Weg, im Dezember zwei Ticketautomaten am Rather SBahnhof. Über die Höhe der Beute schweigt die Polizei, spricht aber von einer Gesamtschadenssumme im sechsstelligen Bereich. Denn die Explosionen hatten immer auch hohe Sachschäden verursacht. Den Zusammenhang zwischen allen Taten hatte die Polizei unter anderem dadurch festgestellt, dass die verwendeten Flüssiggasflaschen bei mindestens einem Einbruch in ein Reisholzer Unternehmen gestohlen worden waren.
„Dass keine Menschen zu Schaden kamen, war sicher auch Glück“, sagte gestern der Leiter der Ermittlungskommission West, Dieter Töpfer. Die Täter hatten das Gas in die Automaten geleitet, dann gezündet. In einem Fall war die Betonabde- ckung 50 Meter weit geschleudert worden. „Das war extrem gefährlich“, sagte Töpfer. Deshalb ist er froh, die mutmaßlichen Täter hinter Schloss und Riegel zu haben. Denn die Ermittler sind sicher: Die Brüder planten bereits den nächsten Coup.
Im Dezember, der Fahrkartenautomat in Rath war gerade gesprengt und geplündert worden, brachte die Auswertung der Spuren von der September-Tat einen Treffer. Der 28-Jährige, mehrfach – vor allem wegen Drogendelikten – vorbestraft und erst Anfang des Jahres 2014 nach längerer Haft wieder frei, rückte ins Visier der Polizei. Die ermittelte zunächst verdeckt, suchte nach Komplizen und Hintermännern. Denn die bisherige kriminelle Karriere des Verdächtigen sprach eigentlich nicht für seine Täterschaft.
Vergangenen Freitag sorgte ein Ladendetektiv für die Wende in dem Fall. Er hatte zwei Diebe in einem Gerresheimer Baumarkt erwischt. Die Polizei kam ihm zu Hilfe, nahm den um sich schlagenden 28-Jährigen fest und schließlich an der Morper Straße auch dessen Bruder, der im Davonlaufen die Beute aus dem Baumarkt weggeworfen hatte. Und diese Gegenstände machten die Beamten sofort hellhörig: ein Druckminderer und kleine Funkgeräte. Ähnliche Utensilien fanden sich auch im Auto der Ladendiebe. Die Beamten informierten die EK West, die die Brüder sofort festnahm.
„Wir mussten handeln, die gefundenen Sachen ließen nur den Schluss zu, dass eine weitere Tat geplant war“, sagte Töpfer. Die Brüder, die bei ihren Eltern in Mörsenbroich wohnen, verweigern die Aussage, gaben nur an, spielsüchtig und wegen ihrer Drogensucht im Methadon-Programm zu sein. Zum Baumarkt waren sie mit einem nicht zugelassenen Mercedes gekommen, der womöglich vom Beutegeld gekauft worden ist. Bei ihrer Festnahme hatten sie genug Geld dabei, um die gestohlenen Dinge bezahlen zu können. Töpfer: „Das wollten sie wohl nicht.“Ein Diebstahl, der sich als Glück für die Ermittler erwies.