Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Radweg wie in van Goghs „Sternennacht“
Touren, Menüs und viele Ausstellungen rücken das Werk Vincent van Goghs in Belgien, Frankreich und den Niederlanden in den Fokus.
MONS/AMSTERDAM/PARIS Wenn es Nacht wird in Brabant, leuchten die Sterne. Das ist nicht ungewöhnlich. Allerdings, die Himmelskörper glitzern nicht am Firmament, sondern im Asphalt eines Radweges in Nuenen. 50000 mit fluoreszierenden Farben beschichtete Steinchen funkeln um die Wette. Den Radler lassen sie wie über die Milchstraße gleiten. Der niederländische Künstler Daan Roosegaarde schuf den ungewöhnlichen Weg. Eine Hommage an Vincent van Gogh, eine zeitgenössische Interpretation seines Bildes „Sternenhimmel“.
In diesem Sommer jährt sich der Todestag des Malers (1853–1890) zum 125. Mal. Der Sternenweg ist nur eines von zahlreichen Highlights, die unter dem Motto „Van Gogh 2015 – 125 Jahre Inspiration“in den Niederlanden, in Belgien und Frankreich gefeiert werden und Akzente für den Kulturtourismus setzen. „Nie zuvor wurde in so großem Rahmen das Erbe Van Goghs gewürdigt“, sagt Frank van den Eijnden, Vorsitzender der Stiftung Van Gogh Europe. Belgien Der Ausstellungsreigen beginnt dort, wo der „Maler des Lichts“sein Engagement als Hilfspfarrer beendete und zum Künstler wurde – im belgischen Mons, der Kulturhauptstadt 2015. Das Museum für schöne Künste BAM (Rue Neuve 8, 7000 Mons, www.mons2015.eu/fr) zeigt ab dem 24. Januar die Ausstellung „Van Gogh in Borinage, die Geburt eines Künstlers“. Mons lockt zudem mit 100Kunst- und Kulturveranstaltungen. Das Tourismusbüro WallonieBrüssel bietet mit Programmen wie „Das perfekte Wochenende für Genießer, Familien oder Kulturinteressierte“spezielle Arrangements. Niederlande Das Noordbrabants Museum in ‘s-Hertogenbosch (Verwersstraat 41, 5211 HT ‘s-Hertogenbosch, www.hetnoordbrabantsmuseum.nl) präsentiert die Schau „Design aus dem Land der Kartoffelesser – Designer treffen auf Van Gogh“ (ab 24. Januar). In einem ehemaligen Regierungspalast verdeutlicht beispielsweise eine interaktive Lichtinstallation, welche Bedeutung Natur und bäuerliches Leben im Werdegang des Malers hatten. Außerdem thematisiert das Museum in einer weiteren Ausstellung (ab 21. Februar) den Einfluss Van Goghs auf Künstler wie Hockney oder Picasso. „Van Gogh sorgt dafür, dass du die Welt um dich herum intensiver siehst“, so bringt der Brite David Hockney das Konzept auf den Punkt.
s’-Hertogenbosch ist unter den niederländischen Städtereisezielen noch eine fast unbekannte Größe. Schade, denn der Schriftsteller Leon de Winter beschrieb unlängst seine Heimatstadt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“als glänzend und funkelnd. „Die Gassen und Plätze, die in meiner Jugend unter Armut und Mangel ächzten, strahlen jetzt mittelalterliche Pracht aus.“Vor allem hat es dem Schriftsteller („Ein gutes Herz“) die Buchhandlung Adr. Heinen in der Kerkstraat angetan. Untergebracht in einem Haus aus dem 17. Jahrhundert bietet der Laden eine Mischung aus Literatur und Leckereien. Unbedingt probieren zum Kopje Koffie: Bossche Bol, einen mit Schokolade überzogenen Windbeutel.
Das Kröller-Müller Museum (Houtkampweg 6, 6731 AW Otterlo, www.krollermuller.nl) zeigt mit „Van Gogh & Co“(ab 25. April) einen Querschnitt seiner Sammlung – übrigens mit 87 Werken die zweitgrößte der Welt. Van Goghs Stillleben, Stadtansichten, Naturmotiven und Porträts werden die Arbeiten seiner Zeitgenossen gegenübergestellt.
Im Mittelpunkt des neu gestalteten Van-Gogh-Museums in Amsterdam (Paulus Potterstraat 7, 1071 CX Amsterdam, www.vangoghmuseum.nl) steht die Lebensgeschichte des Künstlers. Es zeigt Briefe, Zeichnungen und Gemälde und misst dem Mythos eine besondere Bedeutung bei. Auch dem abgeschnittenen Teil seines linken Ohres, das im Gemälde „Selbstporträt mit verbundenem Ohr und Pfeife“das rechte ist, weil sich der Maler vor dem Spiegel selbst porträtierte. Durch ein Mikroskop können Besucher der Dauerausstellung Sandkörner erkennen, die der Wind am Strand auf die noch frische Farbe wehte. Mit 205 Gemälden und 500 Zeichnungen besitzt das Haus weltweit die größte Van-GoghSammlung. Ein Besuch empfiehlt sich in den Vormittagsstunden, wenn das Museum noch nicht überlaufen ist. Und wer noch mehr Lust auf Kunst hat: Van-Gogh- und Rijksmuseum (Museumstraat 1, 1071 XX Amsterdam, www.rijksmuseum.nl) trennen nur ein kurzer Spaziergang.
Van Gogh ist 125 Jahre nach seinem Tod nicht nur einer der bedeutendsten, sondern auch einer der populärsten Künstler. Kein Wunder, dass dem „Popstar“auch musikalisch ein Denkmal gesetzt wird: „Vincent“rockt Amsterdam ab dem Herbst auch als Musical. Frankreich In Arles in der Provence, wo mit den „Sonnenblumen“und dem „Nachtcafé“seine berühmtesten Bilder entstanden (www.fondation-vincentvangogh-arles.org), sowie in Auvers-sur-Oise bei Paris, wo Van Gogh gestorben und begraben ist, locken Ausstellungen.