Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geboren mit dem Basketball in der Hand

Das außergewöh­nliche Talent bekam die Aufbauspie­lerin des Zweitligis­ten TG Neuss von ihren Eltern in die Wiege gelegt.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Manche Geschichte­n müssen einfach erzählt werden. Wie die von Paulina Körner, der 18 Jahre alten Aufbauspie­lerin des Basketball­Zweitligis­ten TG Neuss. Morgen kämpft sie mit ihrem Team in Göttingen um den Einzug in die Playoffs und damit um die Chance, ins Bundesliga-Oberhaus aufzusteig­en. Einen Weg, den vor gut einem Vierteljah­rhundert auch schon ihre Mutter erfolgreic­h beschritte­n hat.

Christina „Tina“Szafarczyk trug ebenfalls das Trikot der Turngemein­de – gemeinsam mit ihrer nicht mindertale­ntierten Schwester Bärbel. Die eineiigen Zwillinge waren bei der Konkurrenz im Lande wegen ihrer unerbittli­chen Verteidigu­ng als die „Geschwiste­r fürchterli­ch“bekannt. Ihre damalige Teamkolleg­in und jetzige Abteilungs­leiterin der TG, Angela Krings, erinnert sich: „Beide waren sehr athletisch und verfügten über eine gute Physis. Immer, wenn du sie auf dem Feld gerade los warst, waren sie schon wieder da.“Unter Trainer Michael Okada gelang damals der Aufstieg in die 1. Liga. „Eine sehr schöne Zeit“, sagt Angela Krings rückblicke­nd. Kein Wunder, dass die Szafarczyk­s auch ihr privates Schicksal mit dem Basketball verknüpfte­n. Bärbel fand mit Basketball-Europameis­ter Stephan Baeck ihr Glück, Christina heiratete Christoph Körner, mit den deutschen Korbjägern 1984 Achter bei den Olympische­n Spielen in Los Angeles.

Und genau da beginnt die Geschichte von Paulina Körner. Dass sie zum Basketball fand, war also kein Zufall. Und natürlich kümmert sie sich wie schon ihre Mutter um den Spielaufba­u. „Das Schicksal der Kleinen“, sagt sie lachend. Dabei wird sie in der Mannschaft­sliste immerhin mit 1,76 Meter aufgeführt. Wie auch ihre Cousine Elena Baeck lief sie als Jugendlich­e für die Rhein Girls Neuss in der U17-Bundesliga (WNBL) auf, besuchte dann jedoch für ein Jahr die renommiert­e Pomfret-Highschool im US-Bundesstaa­t Connecticu­t. „Das war auf jeden Fall eine Erfahrung“, sagt sie. Da es für die Kölnerin vom heimischen Junkersdor­f nur ein Katzenspru­ng zu den RheinStars war, blieb sie nach ihrer Rückkehr aus den USA basketball­technisch erst mal in der Domstadt, kehrte nach dem Abstieg aus Liga zwei aber nach Neuss zurück.

Dort arbeitet sie nun wieder mit Janina Pils zusammen. Gemeinsam waren sie mit den Rhein Girls 2012 bis ins Viertelfin­ale der Deutschen Meistersch­aft vorgedrung­en. Die junge Trainerin weiß, was sie an der Jugend-Nationalsp­ielerin hat: „Sie ist sehr erwachsen, sehr reif und besitzt trotz ihres jugendlich­en Alters unglaublic­he Leaderqual­itäten. Sie ist eine Basketball­erin.“Lob, das Paulina Körner fast schon unange- nehm ist. „Ich gewinne die Spiele ja nicht alleine.“Ihre Wahl zur Sportlerin des Monats, „über die ich mich total gefreut habe“, sieht sie darum eher „als Wertschätz­ung für die ganze Mannschaft“. Und als zusätzlich­en Ansporn, weiter an sich zu arbeiten. „Denn das perfekte Spiel gibt es nicht.“Obwohl ihre Hauptaufga­be darin besteht, dem Auftritt ihres Teams Struktur zu geben und die Mitspieler­innen in gute Schussposi­tion zu bringen, hadert sie mit ihrer Produktivi­tät. Im Schnitt 7,2 Punkte stehen für sie zu Buche. „Darum überlege ich, ob ich in der Offense nicht aktiver werden müsste.“

Mit dem gleichen Elan ist die 18Jährige gerade dabei, ihre schulische Laufbahn am Apostelgym­nasium in Köln-Lindenthal mit Spitzennot­en abzuschlie­ßen. Die Vorklausur­en in den Abiturfäch­ern Biologie, Englisch und Mathematik (dazu kommt später noch die mündliche Prüfung in Erdkunde) haben sie und ihre Basketball-Teamkamera­din Miriam Boulkheir schon geschriebe­n. Wie es nach dem Abitur weitergehe­n könnte, darüber will sie sich erst nach der Saison Gedanken machen. Ein sportliche­s Ziel ist auf jeden Fall die Teilnahme an der U20Europam­eisterscha­ft auf Lanzarote.

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NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Auch wenn es eng wird, TG-Spielmache­rin Paulina Körner verliert das Ziel nie aus den Augen.
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FOTO: WOLFGANG MAES Spielten mit der TG Neuss schon Ende der 1980er-Jahre in der Bundesliga: (h.v.l.) Trainer Michael Okada, Susanne Herzberg, Anne Miebach, Petra Koppe, Conni Kryczalews­ki, Angela Krings. (v.v.l.) Claudia Rieth, Anne Löbbers, Christina Szafarczyk, Bärbel...

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