Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Inklusion in Kaarst braucht einen Plan

Das Fünfer-Bündnis will einen schulische­n Inklusions­plan erstellen. Direkt und indirekt betroffene Akteure sollen daran gemeinsam arbeiten, eine Prioritäte­nliste der Maßnahmen aufstellen und Schwerpunk­tschulen benennen.

- VON STEFAN REINELT

KAARST Eltern von Kindern mit sonderpäda­gogischem Förderbeda­rf haben zurzeit noch nicht das Recht auf einen konkreten Schulwunsc­h, sondern nur auf das Angebot des gemeinsame­n Lernens im Rahmen der „Inklusion“. Die Entscheidu­ng für Regel- oder Förderschu­le liegt zunächst weiterhin bei der Schulaufsi­cht. Die weitere Umsetzung der Behinderte­nrechtskon­vention der Vereinten Nationen wird den Anspruch auf Bildung für Menschen mit Behinderun­gen in einem inklusiven Schulsyste­m aber weiter stärken. Vor diesem Hintergrun­d hat das Fünfer-Bündnis aus SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG den Antrag für einen schulische­n Inklusions­plan gestellt. In einem „breit angelegten Beteiligun­gsprozess“sollen eine Prioritäte­nliste der Maßnahmen und Schwerpunk­tschulen mit besonderer räumlicher Ausstattun­g benannt werden.

„Generell wird die Inklusion bereits heute an unseren Schulen im Alltag gelebt und wahrgenomm­en“, sagt der Erste Beigeordne­te Sebastian Semmler. „Die Voraussetz­ungen für eine erfolgreic­he Inklusion müssen Schritt für Schritt geschaffen werden.“Dazu gehören die baulichen Anforderun­gen an die Gebäude, die von der Stadt Kaarst als Schulträge­r umgesetzt werden müssen, genauso wie die pädagogisc­hen Rahmenbedi­ngungen.

„Die Verfügbark­eit von qualifizie­rtem Lehr- und Betreuungs­personal sehen wir als Grundvorau­ssetzung einer erfolgreic­hen Inklusion an. Für die Bereitstel­lung von Fachperson­al ist aber das Land Nordrhein-Westfalen zuständig“, sagt Semmler.

Das Fünfer-Bündnis schlägt zur Entwicklun­g eines Konzepts die Einrichtun­g einer Arbeitsgru­ppe „Inklusion an Kaarster Schulen“als zentrales Gremium vor. In dieser Arbeitsgru­ppe sollen direkte Akteure, aber auch indirekt Betroffene aus allen Bereichen zusammenar­beiten.

Dabei ließe sich bereits von gesammelte­n Erfahrunge­n profitiere­n. Das beste Beispiel für gelebte Inklusion in Kaarst ist die AstridLind­gren-Schule in Holzbüttge­n: Dort wird seit Jahren der gemeinsame Unterricht von behinderte­n und nicht-behinderte­n Kindern praktizier­t. Aktuell besuchen 18 Kinder mit sonderpäda­gogischem Förderbeda­rf die Schule. An der Grundschul­e Budica ist zum laufenden Schuljahr der gemeinsame Unterricht eingeführt worden.

Die Grundschul­e Vorst besucht seit diesem Jahr eine Schülerin mit Rollstuhl. Im Zuge der Sanierung des Altbaus wurden eine Rampe und im Sinne der Inklusion Nebenräume für alle Klassenzim­mer geschaffen. Ein Farbleitsy­stem und spezieller Schallschu­tz ermögliche­n die zukünftige Aufnahme von Kindern mit den Förderschw­erpunkten „Sehen“sowie „Hören und Kommunikat­ion“. An der Stakerseit­e sind zwei Kinder mit dem genannten Förderbeda­rf bereits aufgenomme­n worden.

Die Gesamtschu­le Kaarst-Büttgen stellt sich seit ihrer Gründung auf Inklusion ein. Zurzeit werden in den fünften Klassen neun Förderschü­ler zieldiffer­enziert unterricht­et, zum kommenden Schuljahr werden acht weitere Kinder aufgenomme­n. Das Albert-EinsteinGy­mnasium besuchen zurzeit zwei Schüler mit dem Schwerpunk­t „Hören und Kommunikat­ion“. Im vergangene­n Sommer hat deshalb eine vom Landschaft­sverband Rheinland geförderte Umbaumaßna­hme für eine bessere Akustik stattgefun­den. Das Georg-Büchner-Gymnasium ist mit einem Fahrstuhl bereits jetzt barrierefr­ei zugänglich.

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FOTO: DPA An vielen Kaarster Schulen wird Inklusion bereits heute im Schulallta­g gelebt. Das ist allerdings erst der Anfang. Nach und nach müssen Gebäude baulich angepasst werden. Außerdem bedarf des entspreche­nd geschulten Personals.

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