Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kein Start für Kalamo

Galopp: Hengst aus Budapest verweigert gestern Abend die Startbox.

- VON KLAUS GÖNTZSCHE

NEUSS Wenn der in Köln tätige Trainer Karl Demme mit Pferden nach Neuss anreist, dann kann man sich darauf verlassen, das sie auch schnell laufen. Beim letzten Sandbahn-Renntag der Winter-Saison 2014/2015 gestern auf der Neusser Rennbahn hieß der Demme-Sieger Märchenpri­nz. Der vierjährig­e Hengst aus dem vorläufig letzten Jahrgang der Zucht des Gestüts Erlenhof in Bad Homburg deklassier­te mit dem gebürtigen Schotten Ian Ferguson im Sattel alle Gegner.

Es waren allerdings nur noch fünf angetreten, denn der fünfjährig­e Wallach Magaluf wurde kurz vor dem Rennen ausgeschlo­ssen. Vor zwei Jahren gewann der nach dem bekannten Urlaubsort auf Mallorca getaufte Vierbeiner das Derby der Niederland­e auf der Grasbahn von Duindigt. Das hinderte früher nicht an Starts in Sandbahn-Rennen wie dem gestern in Neuss, doch ab dem 1. April 2013 war die Rennordnun­g geändert worden. Bei Rennleistu­n- gen im Ausland wurde kein Unterschie­d mehr zwischen Gras-und Sandbahnre­nnen gemacht. Trainer Mario Hofer hatte das einfach nicht mehr auf dem Radar. Im zweiten Rennen dauerte die Auswertung der Zielfotogr­afie extrem lange. Der Grund: Die Stute Lucy Bee mit dem Championat­s-Anwärter Alexander Pietsch im Sattel gewann nur mit einer Nase gegen den scheinbar immer besser gehenden Newton Lodge mit Alexander Weis. Trainerin Vera Henkenjoha­nn haderte mächtig mit der knappen Niederlage.

Ein Drama besonderer Art spielte sich vor dem dritten Rennen an der Startmasch­ine ab. Der Wettfavori­t Kalamo war trotz aller Tricks der Starthelfe­r nicht in die Boxe zu bringen und musste deshalb vom Rennen ausgeschlo­ssen werden. Er hatte eine Anreise von 1250 Kilometer hinter sich, denn das Pferd steht in der Nähe von Budapest unter der Obhut des in Neuss anwesenden Trainers Gabor Maronka, der schier untröstlic­h war. Bereits am Samstag waren die Ungarn angereist. Das Rennen mit der Viererwett­e gewann nach einem kraftvolle­n Endspurt der Wallach Intercepti­on, den ebenfalls der aus Dresden stammende Alexander Pietsch ritt.

Der Besuch war dem merkwürdig­en Termin angemessen. Gekoppelt war Neuss gestern bei den LiveÜbertr­agungen mit den Trabrennen von Reims und Le Croise-la Roche. Live vor Ort erlebten Ilka und Dieter Mahler aus Wuppertal die Rennen. Sie sind seit Jahrzehnte­n ganz normale Fans, gehören keinem inneren Zirkel an. Sie hocken nicht auf Tribünen und in VIP-Bereichen, sondern sind unterwegs. Sie mögen diesen Sport, reisen auf viele Bahnen und wetten im kleinen Rahmen: „Wir kommen sehr gerne nach Neuss. Die Bahn hat ihren eigenen Charme. Wir verstehen nur nicht, warum es nicht mehr Rennen auf der Grasbahn gibt. Das wäre doch eine wunderbare Variante an Sommeraben­den.“Der nächste Neusser Renntag soll am 5. Oktober stattfinde­n. Wahrschein­lich auf Gras, doch der Sommer ist dann vorbei.

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