Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sturmtief „Niklas“bringt Orkanböen
Schon in der Unwetternacht in NRW gab es gestern mehrere Verletzte. In Düsseldorf stürzte eine Mauer um und begrub ein Auto unter sich. Heute droht weiteres Ungemach. Wetterexperten warnen vor einer „gefährlichen Lage“.
DÜSSELDORF Der Start in die erste Ferienwoche verlief gestern teilweise sehr ruppig. Sturmtief „Mike“rüttelte das Land bereits in der Nacht kräftig durch. Die Bilanz: mehrere Leichtverletzte, umgestürzte Bäume, geplatzte Fensterscheiben und Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Nach einer kurzen Wetterberuhigung droht heute weiteres Unheil, wenn das nächste Tief namens „Niklas“durch NRW zieht. Es soll regional sogar Böen in Orkanstärke mitbringen. „Mit Orkan ,Kyrill’ kann der Sturm zwar nicht ganz mithalten“, sagt Sturmexperte Thomas Sävert vom Wetterdienst MeteoGroup, „aber es handelt sich um eine gefährliche Lage, die man nicht unterschätzen sollte.“
Schon „Mike“hat im Land ordentlich gewirbelt. Düsseldorf war besonders stark betroffen. Dort legte der Sturm eine freistehende Mauer auf 20 Metern Länge um und begrub ein Auto unter sich. Mit Wärmebildkameras und einem Endoskop schlossen die Helfer aus, dass Menschen von der Mauer verschüttet worden waren. Weil die Steine zudem auf das Parkdeck einer Tiefgarage gefallen waren, wurde die Standsicherheit des Gebäudes geprüft. Die Statikerin gab die Garage nicht wieder frei. Im Stadtteil Bilk mussten Einsatzkräfte Trümmer eines eingestürzten Kamins sichern. Dazu gab es Probleme mit herabstürzenden Ästen und Dachziegeln sowie umgefallenen Straßenschildern. Allein in Düsseldorf wird der Schaden auf 100000 Euro geschätzt. Bäume, die nach Sturm „Ela“vom Juni vergangenen Jahres neu gepflanzt wurden, hat „Mike“laut Stadtverwaltung nicht beschädigt.
In den Kreisen Steinfurt und Lippe sowie in Köln wurden vier Menschen beim Autofahren durch umgeknickte Bäume leicht verletzt. In Wesel wurde die Dachhaut eines Mehrfamilienhauses abgedeckt, in Krefeld eine Vogelvoliere beschädigt, so dass mehrere Sittiche entflogen. Probleme gab es auch bei der Deutschen Bahn. Am Bahnhof in Leverkusen-Opladen stürzte ein Baum auf die Oberleitung. Dadurch kam es bis zum frühen Montagmorgen zu 60 Verspätungen und 55 Zugumleitungen vor allem im Fernverkehr. „Wir sind noch glimpflich davongekommen“, sagte eine Bahnsprecherin. Dagegen war der Bahnverkehr im Osten und Norden Deutschlands auf wichtigen ICEund IC-Hauptstrecken gestört.
Der Sturm wütete auch außerhalb von NRW. In Hannover rückte die Polizei Dutzende Male aus. Bei der Beseitigung eines Baums, der auf eine Oberleitung der Stadtbahn in Hannover gefallen war, wurde ein 57 Jahre alter Feuerwehrmann schwer verletzt. Im oberfränkischen Coburg beschädigte ein Baum sieben Fahrzeuge auf einem Parkplatz. Im sächsischen Oederan stürzte ein Baum auf ein Wohnhaus.
Sturm Niklas bringt ab heute Morgen Orkanböen bis ins Flachland. Am Nachmittag soll sich das Wetter wieder etwas beruhigen. Es bleibt in den kommenden Tagen aber nass, windig und mit fünf bis neun Grad relativ kühl. Erst am Karfreitag schwächt sich der Wind ab. Und ab Ostersonntag könnte, so die Prognose, sogar mal die Sonne herauskommen.