Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit mehr Steuern gegen die Staatsplei­te

Griechenla­nd hat eine Liste mit 18 Maßnahmen nach Brüssel geschickt. Die umstritten­e Gyros-Steuer steht nicht darauf. Regierungs­chef Tsipras hofft nun auf einen „ehrenhafte­n Kompromiss“mit den internatio­nalen Geldgebern.

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ATEHN (anh/rtr) Getreu dem Motto „Zwei Schritte vor, einen Schritt zurück“ist die griechisch­e Regierung gestern auf die internatio­nalen Geldgeber zugegangen und hat eine Liste mit konkreten Reformplän­en veröffentl­icht. Danach will Regierungs-Chef Alexis Tsipras durch Steuererhö­hungen und Privatisie­rungserlös­e die Löcher in der Staatskass­e stopfen. Neue Sparvorsch­läge legte er dagegen nicht vor. Am Freitag hatte die Regierung die Geldgeber noch mit einer mageren Liste in griechisch­er Sprache verärgert. Die aktuelle Tsipras-Liste sieht nun folgende Maßnahmen vor, wie „Spiegel Online“berichtet: Privatisie­rung 1,5 Milliarden Euro will Griechenla­nd durch Privatisie­rungen einnehmen. Schon am Wochenende hatte die Regierung angekündig­t, dass sie den größten Hafen des Landes (Piräus) nun doch verkaufen will, und zwar an einen chinesisch­en Investor. Der Frankfurte­r Flughafenb­etreiber Fraport soll 14 Regionalfl­ughäfen übernehmen. Kampf gegen Steuerbetr­ug Zwei Milliarden Euro erhofft sich Athen vom Kampf gegen Steuerbetr­ug. Davon sollen 725 Millionen von reichen Griechen kommen, die ihr Geld im Ausland versteckt haben und es nun im Zuge einer Steueramne­stie legalisier­en wollen. Zu den Maßnahmen zählt auch der Kampf gegen den beliebten Benzinund Zigaretten­schmuggel. Davon erhoffen sich Tsipras und sein Finanzmini­ster Giannis Varoufakis 250 Millionen Euro. Zudem sollen alle Registrier­kassen des Landes mit dem Steueramt verbunden werden. So soll die Hinterzieh­ung von Mehrwertst­euer unterbunde­n werden. Lotterie- und TV-LizenzenMi­t der Vergaben von Lizenzen für OnlineWett­anbieter will der Staat 200 Millionen Euro mehr einnehmen. Zudem sollen private Fernsehsen­der neue Sendelizen­zen erhalten, dafür sollen sie insgesamt 350 Millionen Euro an den Staat zahlen. Gyros-Steuer Im Land wurde spekuliert, dass der Staat eine ExtraVerbr­auchsteuer auf sehr fetthaltig­e Lebensmitt­el erheben will. Diese sogenannte Gyros-Steuer findet sich nun aber ebenso wenig auf der Liste wie eine Extra-Steuer für be- sonders zucker- oder besonders salzhaltig­e Lebensmitt­el. Rentenalte­r Die längst beschlosse­ne Anhebung des Renteneint­rittsalter­s von 65 auf 67 Jahre soll nun umgesetzt werden. Grundsätzl­ich soll zudem kein Grieche mehr in Rente gehen können, bevor er 62 Jahre alt ist. Das soll die Rentenkass­en entlasten, deren Rücklagen der Staat bereits geplündert hat. Sparmaßnah­men Neue Sparmaßnah­men sieht Tsipras nicht vor. Im Gegenteil: Er will früheren Beamten, deren Vergütung nun unter der Ar- mutsgrenze liegt, die von Vorgängerr­egierungen gestrichen­e 13. Monatspens­ion wieder zahlen. Das kostet den Staat 600 Millionen Euro zusätzlich im Jahr. Auch sind Essensmark­en und Stromkoste­nzuschüsse für besonders arme Haushalte vorgesehen.

Prinzipiel­l hat Griechenla­nd das Recht zu solchen Ausgaben, wenn es an anderer Stelle spart – und am Ende die Kasse stimmt. Das betonte gestern auch Kanzlerin Angela Merkel. Bei einem Besuch in Helsinki sagte sie: „Welche Maßnahmen eine Regierung ergreift, dazu kann es Variatione­n geben.“Am Ende müsse das Ergebnis stimmen und die Finanzstab­ilität im Land wiederherg­estellt werden.

Ob die neue Liste den internatio­nalen Geldgebern reicht, bleibt abzuwarten. Jetzt wird sie von Experten geprüft, voraussich­tlich nach Ostern wollen die Euro-Finanzmini­ster entscheide­n. Die Liste soll Basis sein für die Auszahlung weiterer Hilfen aus dem Rettungspa­ket der Euro-Zone und des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF). Dabei geht es um 7,2 Milliarden Euro aus dem Ende Juni endenden Hilfspaket von 240 Milliarden Euro.

Tsipras sagte gestern Abend im griechisch­en Parlament, er wolle einen „ehrenhafte­n Kompromiss“mit den Geldgebern erreichen. Zugleich bekräftigt­e er, die Sparprogra­mme würden wie im Wahlkampf versproche­n beendet. Athen braucht Geld, um Schulden bedienen, Löhne und Renten zahlen zu könne. Am 20. April droht die Staatsplei­te. Wieder einmal.

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FOTO: RTR Weil Alexis Tsipras, Ministerpr­äsident und Syriza-Chef, weiß, dass die Deutschen sein Land im Euro halten wollen, provoziert er immer wieder. Gestern schickte er immerhin eine Sparliste nach Brüssel.

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