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Krefeld verliert sein Bayer-Kreuz

Mit der Abspaltung der Kunststoff-Tochter zieht sich Bayer aus Krefeld zurück. Deshalb wird nun auch das meterhohe Logo demontiert. In Leverkusen bleibt es dagegen hängen. Die Kunststoff-Tochter will 300 neue Jobs schaffen.

- VON ANTJE HÖNING

KREFELD/LEVERKUSEN Seit 1877 werden in Krefeld-Uerdingen chemische Produkte erzeugt. Damals begann dort am Rhein der Chemiker Edmund ter Meer, Farbstoffe für die Textilindu­strie herzustell­en. Später ging das Werk in der berüchtigt­en IG Farben auf. Seit 1951 gehört es zu Bayer. Doch nicht mehr lange. Da der Dax-Konzern seine Kunststoff-Tochter Bayer Material Science, zu der das Uerdinger Werk gehört, 2016 abspalten will, wird es nur noch kurze Zeit unter Bayer arbeiten. Damit sind auch die Tage des berühmten Bayer-Kreuzes gezählt. „Da Bayer in Zukunft keine eigenen Produktion­saktivtäte­n mehr an diesem Standort unterhalte­n wird, soll das Uerdinger BayerKreuz abgebaut werden“, teilte das Unternehme­n mit. Wann das meterhohe Logo demontiert werde, stehe noch nicht fest.

Damit verschwind­et eine Landmarke, die seit 1965 am Niederrhei­n weithin zu sehen war. Das zweite Bayer-Kreuz, das neben der Konzernzen­trale in Leverkusen hängt und zwar schon seit 1933, werde dagegen bleiben, versichert­e ein Bayer-Sprecher. Schließlic­h will der neue Life-Science-Konzern hier mehr denn je produziere­n.

Seit Monaten wurde auch spekuliert, ob das neue Unternehme­n nach der Abspaltung sein Sponsering in der Region aufgibt. Gestern versichert­e Bayer: „Auch nach der geplanten Selbststän­digkeit von MaterialSc­ience werden die lokalen Bayer-Vereine in Zukunft im gegen- wärtigen Umfang unterstütz­t.“MaterialSc­ience werde auch nach der Trennung zahlen. Die Unterstütz­ung komme den 58 Sport-, Hobbyund Kulturvere­inen mit 50000 Mitglieder­n an den Standorten Leverkusen, Dormagen, Wuppertal und Krefeld-Uerdingen zugute. „Die Entscheidu­ngen bestätigen unsere Auffassung zum Geist der Verselbst- ständigung. Beide Unternehme­n, Material Science und Bayer, halten an den so wichtigen Leistungen im sozialen Umfeld fest“, sagte BayerBetri­ebsrats-Chef Oliver Zühlke.

Bis August soll Bayer Material Science (BMS) rechtlich eigenständ­ig werden, derzeit wird eine Name gesucht. In der zweiten Jahreshälf­te wird entschiede­n, ob Bayer die Ak- tien der Tochter über die Börse verkauft („IPO“) oder sie den Bayer-Aktionären ins Depot legt, die diese weiterverk­aufen können (Spin off).

Klar ist, dass 1000 Bayer-Mitarbeite­r in die neue Gesellscha­ft wechseln werden, darunter 250 Auszubilde­nde. Zum 1. September sollen sie per „Betriebste­ilübergang“zu BMS gehen. Zudem will BMS 300 neue Stellen schaffen, die über den externen Arbeitsmar­kt besetzt werden sollen, wie es in Gewerkscha­ftskreisen heißt. Schließlic­h braucht BMS nun alles (Investor- Relations-Abteilung, Finanzen, Recht) selbst, um ein eigenständ­iger Konzern zu werden. Bayer hat zugesagt, dass der Schutz vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n, der im gesamten Konzern bis zum Jahr 2020 vereinbart wurde, auch für die BMS-Mitarbeite­r gilt. Zudem sollen die BMS-Beschäftig­ten in diesem Jahr wie alle anderen Bayer-Mitarbeite­r in den Genuss der vollen überbetrie­blichen Leistung kommen.

Noch offen ist, wie sich der neue Bayer-Konzern nach der Abspaltung organisier­t. Es wird erwartet, dass der Vorstand im Laufe des Jahre das Ende der Struktur mit einer Holding und Teilkonzer­nen aufgibt.

Gestern beschaffte Bayer sich jedenfalls erstmal über eine Anleihe 1,3 Milliarden Euro für „allgemeine Unternehme­nszwecke“. Der Konzern hat nach seinen Pharma-Übernahmen hohe Schulden und will in diesem Bereich weiter wachsen.

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FOTO: DPA Seit 1965 leuchtet das Bayer-Kreuz in Krefeld-Uerdingen und ist als Landmarke am Rheinufer weithin zu sehen. Bayer stellt dort den Kunststoff Makrolon her. Nun soll das Kreuz verschwind­en.

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