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Bankenaffä­re in Österreich: NRW.Bank spricht von Skandal

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DÜSSELDORF (gw) NRW.Bank-Chef Klaus Neuhaus hat die bisherige Weigerung Österreich­s, für die Schulden der Kärntner Heta-Bank zu haften, scharf kritisiert. Es sei das erste Mal, dass sich ein Land „mit juristisch­en Winkelzüge­n seiner Garantien entledigt“, sagte Neuhaus gestern. Er nannte das Verhalten der Österreich­er „einen Skandal“. Die NRW-Förderbank gehört zu den Instituten, die Forderunge­n gegen die Heta haben. Sie hat nach bisher unbestätig­ten Informatio­nen rund 270 Millionen Euro in Österreich im Feuer. Ebenfalls betroffen sind unter anderem die BayernLB, die Hypo Real Estate und der Rückversic­herer Munich Re.

Das österreich­ische Finanzmini­sterium hatte vor einigen Wochen einen Zahlungsst­opp verhängt, weil der Heta wegen eines Kapitalloc­hs in Milliarden­größe die Insolvenz drohte. Seither wird gestritten, weil weder das Land Kärnten als Garant für die Rückzahlun­g vieler Altschulde­n des Heta-Vorgängeri­nstituts HGAA noch der Staat Österreich sich zu ihrer Haftungspf­licht bekannt haben.

Die NRW.Bank prüft nun rechtliche Mittel gegen den verhängten Zahlungsst­opp. Dafür hat sie drei Monate Zeit, gerechnet vom Beginn des Moratorium­s. Dass sie einem Schuldensc­hnitt zustimmen könnte, kann Neuhaus sich nicht vorstellen. Anderersei­ts hat die Förderbank etwa 175 Millionen Euro Rückstellu­ngen für Kreditausf­allrisiken gebildet, so dass der Vorstandsv­orsitzende das Unternehme­n auch gegen einen (Teil-)Zahlungsau­sfall aus Österreich gewappnet sieht. Die Düsseldorf­er Hypotheken­bank war jüngst wegen ihres Heta-Engagement­s in Not geraten, der Einlagensi­cherungsfo­nds des privaten Bankverban­des musste die Bank retten.

Abseits des Streits im Nachbarlan­d hat die NRW.Bank im vergangene­n Jahr einen Gewinnrück­gang hinnehmen müssen. Das Betriebser­gebnis vor Risikovors­orge lag bei 381 Millionen Euro, knapp fünf Prozent weniger als 2013. Der Grund waren vor allem höhere Personalun­d IT-Kosten. Die Bank fördert unter anderem Existenzgr­ünder, Wohnungsba­uvorhaben, Infrastruk­turprojekt­e und mittelstän­dische Unternehme­n. Die Nettoneuzu­sagen hätten 2014 bei 8,9 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres gelegen, sagte Neuhaus.

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