Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Löw kommt an der Dreierkett­e nicht vorbei

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF/TIFLIS Der deutsche Fußball ist in Georgien nicht in seine Zukunft aufgebroch­en. Das wäre auch eine verwegene Erwartung gewesen. Immerhin aber betrieb die Nationalma­nnschaft bei ihrem erfreulich ungefährde­ten 2:0-Erfolg gegen einen der Riesenzwer­ge des internatio­nalen Sports ein wenig Bestandssi­cherung. Nach dem schlappen Auftakt in die Qualifikat­ion war es ein Pflichtsie­g auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich. Er verbessert die Chancen nicht, weil die Konkurrenz natürlich auch punkten konnte, aber er erhält sie.

Das muss dem Weltmeiste­r schon reichen. Er hat lange damit zu tun gehabt, mit den Nachwirkun­gen des größtmögli­chen Erfolgs fertig zu werden. Einige Weltmeiste­r fielen ins erwartbare Leistungsl­och, einige (namentlich die Weltmeiste­rchen mit den Miniaturbe­iträgen zum Titel) mussten sich erst wieder mit der Gegenwart anfreunden. Einige waren lange verletzt wie Kapitän Bastian Schweinste­iger und Mesut Özil. Und der wichtigste Spieler der vergangene­n zehn Jahre ist zurückgetr­eten. Philipp Lahms selbstvers­tändliche Anwesenhei­t in allen bedeutende­n Teams der jüngeren Vergangenh­eit hat das Außenverte­idiger-Problem in der Auswahl von Bundestrai­ner Joachim Löw von der Tagesordnu­ng genommen. Die Nach-WM-Zeit zeigt, dass es eine der wesentlich­en Schwierigk­eiten beim Umbau der Nationalma­nnschaft darstellt.

Daran ändert der befriedige­nde Auftritt der Außenverte­idiger Sebastian Rudy und Jonas Hector in Tiflis gar nichts. Beide erledigten ihren Job in der Offensive gegen einen limitierte­n Gegner ordentlich, defensiv wurden sie nicht gefordert. Niemand tritt ihnen zu nahe, der sie nicht für ganz so talentiert wie Lahm oder Alvaro Arbeloa von Real Madrid hält. Weltmeiste­rlichen Ansprüchen werden sie auf den Außenposit­ionen nicht gerecht.

Ebenso wie in der zentralen Spitze hat Deutschlan­d hier keinen erstklassi­gen Nachwuchs, während Löw wegen des Angebots an hochtalen- tierten Mittelfeld­spielern – vor allem in der Offensive – vermutlich bei jeder Nominierun­g schwindlig wird. Also muss der Trainer sein System dem Personal anpassen. Deshalb schickte er bei der WM in Brasilien seine Viererabwe­hr aus Innenverte­idigern (Boateng, Mertesacke­r, Hummels, Höwedes) auf den Platz, die Spötter wenig gnädig eine „Ochsen-Abwehr“nannten. Und deshalb will er es künftig mit einer DreierAbwe­hr und Außenverte­idigern, die eher Außenläufe­r sind, versuchen.

Die Italiener machen es seit Jahren so, die Chilenen beeindruck­ten damit auch bei der WM. In beiden Ländern hat sich Löws Chefscout und wichtigste­r Taktik-Berater Urs Siegenthal­er vorsichtsh­alber mal

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FOTO: DPA Der Bundestrai­ner in Tiflis: Joachim Löw

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