Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Parkplatz, zwei Einfahrten, zwei Preise

Eine Parkregelu­ng am Zollhafen sorgt bei Autofahrer­n für Ärger. Wer die falsche von zwei nebeneinan­der liegenden Schranken nutzt, muss 4 Euro statt 2,50 Euro Parkgebühr zahlen. Der Betreiber will so Plätze für Dauermiete­r frei halten.

- VON ANDREAS GRUHN

NEUSS Als Rico U. die Parkkarte in den Kassenauto­maten steckte, traute er seinen Augen kaum. Acht Euro Parkgebühr forderte das Gerät von ihm. Für eine Parkzeit von einer Stunde und 18 Minuten. Also vier Euro pro angefangen­er Stunde, ungefähr zehn Cent die Minute. Nicht einmal vor dem Breidenbac­her Hof auf der Düsseldorf­er Kö ist es so teuer, den fahrbaren Untersatz abzustelle­n. Die geforderte Gebühr war aber kein Irrtum, sondern der tatsächlic­h aufgerufen­e Preis fürs Parken auf dem Parkplatz am Neusser Zollhafen – wenn man denn die falsche Schranke benutzt.

Denn zwei Zufahrten führen auf das Gelände mit 180 Stellplätz­en. Wer die von außen betrachtet linke Zufahrt benutzt, der muss nur 2,50 Euro pro angefangen­e Stunde bezahlen. Wer aber rechts durchfährt wie Rico U., der zahlt 4 Euro. Zwei Preise für einen Parkplatz – bei der Stadt häufen sich deshalb Anrufe von irritierte­n bis verärgerte­n Autofahrer­n. „Diese zwei Einfahrten verwirren schon ein bisschen“, sagt Franz Kolbecher, Leiter des Amtes für Verkehrsan­gelegenhei­ten bei der Stadt. „Bei uns sind die Leute aber falsch. Dabei handelt es sich um einen privaten Parkplatz.“

Betreiber ist das Immobilien­unternehme­n Wijo GmbH, die mit den unterschie­dlichen Zufahrten und Preisen aber keine Kunden abzocken will, sondern ein ganz anderes Problem in den Griff zu bekommen versucht. Denn der Betreiber des angrenzend­en Fitnessstu­dios Fitneuss hat auf dem Gelände Stellplätz­e für seine Kunden reserviert und zahlt dafür auch. Deshalb ist die Zufahrt über die linke Schranke mit der Aufschrift „Parken Allgemein“reguliert. Mitunter ist die Zufahrt gesperrt, obwohl noch Parkplätze frei sind, die aber den Fit- ness-Kunden zustehen. Dann geht es nur noch durch die rechte Schranke auf den Parkplatz mit der Aufschrift „Fitneuss“– entweder für Fitneuss-Kunden oder „Nichtberec­htigte“, die dann eben den erhöhten Preis zahlen. Wer von vornherein die falsche, weil teurere Schranke wählt, hat Pech. „Wir haben schon Vieles versucht, das Pro- blem in den Griff zu bekommen“, heißt es bei der Wijo GmbH. „Aber die Leute sind trotzdem immer noch blind auf den Parkplatz gefahren.“Das Unternehme­n weist außerdem darauf hin, dass die ersten 30 Minuten frei sind.

Die kuriose Parkregelu­ng aufgrund großen Andrangs ist ein Ausdruck des Parkplatzm­angels auf dieser Seite der Innenstadt. Der gegenüberl­iegende Wenderspla­tz (300 Plätze, drei Stunden frei Parken) ist praktisch immer überfüllt mit Autofahrer­n, die nur lange warten, dass ein Parkplatz frei wird. An der Rennbahn hat Neuss Marketing angekündig­t, unberechti­gt parkende Fahrzeuge rigoros abzuschlep­pen und dies zuletzt auch schon in die Tat umgesetzt. Bleibt der Parkplatz auf der anderen Seite der Rennbahn, der über die Stresemann­allee erreichbar ist. Oder eines der Parkhäuser in der Stadt. „Wir haben insgesamt wenig Probleme mit Parkplätze­n im Vergleich zu anderen Städten“, ist Kolbecher überzeugt. Zwar seien in den vergangene­n Jahren viele Parkfläche­n weggefalle­n. „Aber die Erfahrung zeigt: Man findet immer freie Plätze.“

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NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Autofahrer müssen die Schilder lesen: Wer die linke Einfahrt nutzt, zahlt 2,50 Euro pro angefangen­e Stunde. Wer aber rechts einfährt, muss 4 Euro pro angefangen­e Stunde zahlen.

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