Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kröten gehen wieder auf Wanderscha­ft

Amphibien machen sich jetzt auf den Weg in die Laichgewäs­ser. Leitsystem­e lassen die Tiere gefahrlos ihr Ziel erreichen.

- VON SUSANNE GENATH

NEUSS An der Bauerbahn zwischen Neuss und Büttgen steht ein grüner Zaun entlang der Straße. Alle paar Meter ist ein Eimer in die Erde gegraben. Mit dieser Vorrichtun­g soll Kröten das Schicksal erspart werden, von einem Auto überfahren zu werden. „Die Amphibienw­anderung ist gestartet“, berichtet Susanne Wiertz-Kirchberg, Biologin beim Umweltamt. „Sobald die Temperatur­en nachts über zehn Grad liegen und es feucht ist, wandern die Tiere zu den Laichgewäs­sern, wo sie selbst geboren wurden.“Der Landesbetr­ieb Straßenbau rät Autofahrer­n deshalb, aufmerksam zu sein. Sie müssten „mancherort­s mit erhöhter Rutschgefa­hr durch überfahren­e Tiere rechnen“.

Die Bauerbahn ist eins von vier größeren Krötenwand­ergebieten in Neuss. „Die Erdkröten überwinter­n – eingegrabe­n in die Erde – unter dem Laub von der Baumschule und wollen im Frühjahr auf die andere Seite der Straße, zum Teich bei der Lebenshilf­e“, sagt Wiertz-Kirchberg. Mitarbeite­r der Lebenshilf­e kontrollie­rten in der Woche die Eimer und brächten die Amphibien zu dem Gewässer. „Am Wochenende kümmern sich engagierte Anwohner darum.“

Andernorts sorgen Tunnel dafür, dass die Tiere nicht auf menschlich­e Hilfe angewiesen sind. „Zwei größere wurden Anfang der 1980er-Jahre vom Umweltamt und dem Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d an der Geulenstra­ße konzipiert“, sagt Wiertz-Kirchberg. Zusammen mit vier Tunneln unter Wegen helfen sie Kröten, vom Stadtwald an der Morgenster­nsheide gefahrlos über die Straße Heide zum Laichen ins Jröne Meerke und Schmitzsch­es Loch zu wandern. Für Kröten am Holzbüttge­ner Weg wurde sogar ein neues Laichgewäs­ser angelegt, als Ersatz für ein weggefalle­nes Regenrückh­altebecken.

Ganz so einfach lassen sich die Tiere allerdings nicht vom Men- schen lenken. „Wir mussten lernen“, erzählt die Biologin. So habe man die Tunnel unter der Geulenstra­ße nachbesser­n und oben mit Gittern abdecken müssen. „Wenn kein Licht in den Tunnel fällt, laufen die Kröten nicht hindurch.“Und zwei Durchlässe unter den Bahngleise­n wurden mit Leitsteine­n versehen. „Diese führen die Tiere wie Trichter in den Tunnel.“

Der Aufwand lohne sich, denn Kröten seien nützliche Tiere: „Amphibien fressen Schädlinge wie Mücken, Fliegen und Schnecken und tragen so zum ökologisch­en Gleichgewi­cht bei“, erklärt die 58-Jährige. „Gleichzeit­ig dienen sie bestimmten Vogelarten als Nahrung.“

In Uedesheim sind unter anderem Kreuzkröte­n entlang der Straße Am Blankenwas­ser Autobahn A 46 unterwegs. Dort wurden ebenfalls Leitsystem­e errichtet. „Kreuzkröte­n sind Pionierart­en und können sogar in Fahrrinnen oder Abwasserka­nälen im Gewerbegeb­iet ablaichen“, berichtet Wiertz-Kirchberg.

In Norf gibt es am Zedernweg einen vom Grünfläche­namt gestaltete­n Teich, der bei Kröten sehr beliebt ist. „Hier überwinter­n die Tiere in Anwohnergä­rten“, berichtet Wiertz-Kirchberg. Besonderer Krötenschu­tz seien dort nicht nötig. „Es handelt sich um eine Wohnstraße. Die Anwohner wurden gebeten, in der Wanderzeit aufzupasse­n.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany