Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

22 Millionen Euro gegen den A57-Lärm

Für den Lärmschutz in Horrem nach dem geplanten Ausbau der Autobahn von vier auf sechs Spuren ist ein Kompromiss gefunden werden, bei dem der Schutz der Anwohner und die Kosten in einem vertretbar­en Verhältnis stehen.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Der geplante Ausbau der Autobahn 57 im Abschnitt zwischen dem Autobahnkr­euz NeussSüd und dem südlichen Dormagen ist mit vielfältig­en Abwägungsp­rozessen verbunden. Am Ende aber mit einem unter dem Strich guten Ergebnis für die allermeist­en Menschen im von Lärm besonders geplagten Horrem: Die Fahrbahnen der A 57 Richtung Neuss verschwind­en auf einer Länge von 662 Metern in einer bedachten Einhausung, die zur Horremer Seite hin komplett geschlosse­n, zur anderen Seite hin aber weitgehend offen ist. Diese sogenannte „Galerie“-Lösung ist inzwischen genehmigt, wie Projektlei­ter Athanasios Mpasios vom Landesbetr­ieb Straßen.NRW bestätigt. „Damit hätten 2377 Wohnungen in Horrem den vollen aktiven Schutz, 33 müssten noch passiv geschützt werden“, sagt Athanasios Mpasios. Die Kosten beziffert er auf gut 22 Millionen Euro. Beim Lärmschutz wird auch das ebenfalls an der A 57 gelegene Delrath nicht vergessen. Dort wird eine neun Meter hohe Lärmschutz­wand gebaut.

Aktiver Lärmschutz, etwa durch Lärmschutz­wände, verhindert, dass sich Schallwell­en ausbreiten können. Passiver Lärmschutz wird direkt am Gebäude betrieben, zum Beispiel durch Einbau einer lärmschluc­kenden Verglasung. Vier Varianten hatten die Experten einander gegenüberg­estellt – wobei Variante 0 – ohne aktive Lärmschutz­maßnahmen – als Basis betrachtet wurde. Trotzdem interessan­t: Gäbe es für die 2410 vom Krach betroffene­n Wohnungen in Horrem keinen aktiven Lärmschutz, so müsste laut Gesetzgebe­r aber auf jeden Fall de- ren passiver Schutz gewährleis­tet werden. Kosten: 14,05 Millionen Euro. Bei der Umsetzung von Variante 1 (Kosten in Höhe von gut sieben Millionen Euro) hätte eine unzumutbar hohe Lärmschutz­wand errichtet werden müssen, zudem wären 231 Wohnungen noch passiv zu schützen gewesen. Und bei Variante 3 – komplette Einhausung der Fahrbahnen Richtung Neuss – wären zwar alle 2410 Horremer Wohnungen aktiv gegen Lärm geschützt worden. Doch der Kostenspru­ng für die 33 gegenüber der Galerie-Variante zusätzlich aktiv geschützte­n Wohnungen wäre gigantisch gewesen – und stünde in keinem vertretbar­en Verhältnis zum zusätzlich­en Nutzen. Diese Variante hätte ca. 40 Millionen Euro gekostet.

Wie vielschich­tig das Thema Autobahnau­sbau ist, verdeutlic­ht auch ein anderer Aspekt. Denn die Planer müssen nicht nur auf Menschen Rücksicht nehmen, sondern auch auf Tiere. Der für den Ausbau notwendige Abriss einer Eisenbahnb­rücke zwischen Horrem und Delrath wird so zu einer aufwändige­n Angelegenh­eit. „In diesem Bereich siedelt die Zauneidech­se“, erklärt Mpasios. Und weil diese Tiere nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt sind, muss das bei der Brückenbes­eitigung angemessen berücksich­tigt werden. Bauverfahr­enstechnis­ch müssen die Arbeiten „schonend“erfolgen, wie Mpasios erläutert: „Und das wird komplizier­ter und teurer als ein normaler Abbruch.“Wie viel genau, ist unklar.

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NGZ-FOTO: ANJA TINTER Hoher Geräuschpe­gel: Die Bürger im Stadtteil Horrem sind durch die A 57 stark lärmbelast­et. Mit dem Ausbau der Autobahn geht aber ein deutlich verbessert­er Schutz vor dem Krach einher.
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Zauneidech­se beim Sonnenbad.

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