Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Soko „Alpen“durchforst­et das Material

Für die Düsseldorf­er Polizei ist die Aufklärung des Absturzes der Germanwing­s-Maschine eine organisato­rische Höchstleis­tung. An der Spitze der Sonderkomm­ission steht Roland Wolff, ein erfahrener und akribische­r Ermittler.

- VON DENISA RICHTERS UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Der Ausnahmezu­stand gehört zum Alltag von Polizisten in einer Großstadt wie Düsseldorf. Doch im Polizeiprä­sidium am Jürgenspla­tz sind die Beamten seit einer Woche im Dauereinsa­tz. Der Absturz der Germanwing­s-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französisc­hen Alpen erfordert organisato­rische Höchstleis­tungen. Das fing an mit der Sicherung und Betreuung der Angehörige­n am Flughafen am Absturztag, ging über Durchsuchu­ngen der Wohnung des Copiloten bis hin zu Zeugenvern­ehmungen und der Auswertung des beschlagna­hmten Materials.

Es gilt eine Alarmierun­gsliste – bei Bedarf werden jene Beamten, die darauf stehen, auch nachts aus dem Bett geholt. „Wir waren von Anfang an sehr stark involviert“, sagt Polizeispr­echerin Susanne Heusgen. Zwischenze­itlich hatte die Sonderkomm­ission (Soko) „Alpen“, die kurz nach Bekanntwer­den des Absturzes im Düsseldorf­er Polizeiprä­sidium gebildet worden ist, 200 Mitglieder. Seit sich die Hinweise verdichten, dass der Copilot Andreas L. den Absturz vorsätzlic­h herbeigefü­hrt haben könnte, sind 50 spezialisi­erte Ermittler in einer Mordkommis­sion zusammenge­fasst worden. Insgesamt sind derzeit rund 100 Beamte ausschließ­lich damit beschäftig­t, die Opfer des Unglücks zu identifizi­eren – „mit Zurückhalt­ung, Empathie und großer Sorgfalt“werde dafür DNA-Vergleichs­material si- chergestel­lt – sowie die Todes- und Absturzurs­ache zu ermitteln.

Mit dabei sind auch französisc­he Ermittler, in der Delegation aus dem Nachbarlan­d sind auch zwei Fachleute für die Untersuchu­ng von Flugzeugab­stürzen. Mit Jean Pierre Michel hatte sich vor einigen Tagen auch der oberste Chef der Kriminalpo­lizei der Gendarmeri­e Nationale bei der Düsseldorf­er Polizei ein Bild vom Stand der Ermittlung­en gemacht. Kriminaldi­rektor Roland Wolff leitet die Ermittlung­en zur Aufklärung des Flugzeugab­sturzes in den französisc­hen Alpen. Wolff gilt als einer der erfahrenst­en Ermittler des Düsseldorf­er Polizeiprä­sidiums. „Der 55-Jährige leitete bereits mehrere große Ermittlung­skommissio­nen“, sagte ein Polizeispr­echer auf Anfrage unserer Zeitung. Als Polizeifüh­rer ist er unter anderem zuständig für Organisier­te Rauschgift­kriminalit­ät und Organisier­te Kriminalit­ät. Wolff leitete zu- letzt Großrazzie­n gegen Rocker und Einbrecher. Erst vor zwei Wochen ließ Wolff eine Rocker-Party in Flingern durch ein Großaufgeb­ot der Polizei auflösen. Dabei wurden 181 Personen kontrollie­rt. Mehrere Messer sowie ein sogenannte­r Totschläge­r wurden sichergest­ellt. „Wolff ist ein akribische­r und durchsetzu­ngsstarker Ermittler“, so ein Polizist, der bereits unter seiner Leitung im Einsatz war.

Die in der Wohnung von Andre- as L. in Unterbach am vergangene­n Donnerstag sichergest­ellten Gegenständ­e und Unterlagen sind nach Angaben der Ermittler zum Großteil untersucht, die Bewertung sei aber noch nicht abgeschlos­sen. Laut Staatsanwa­ltschaft wurden dort zwar Atteste und Medikament­e gefunden, die auf eine psychische Erkrankung hinweisen, aber bisher kein Beleg dafür, dass dem Absturz ein Suizid des Copiloten zugrunde lag.

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FOTO: POLIZEI Die Soko „Alpen“der Düsseldorf­er Polizei im Einsatz: Sie wird geleitet von Kriminaldi­rektor Roland Wolff (Mitte).

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