Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Auslandsreporter: „Wir machen hier nur unseren Job“
Mehr als 1000 Journalisten sind in Düsseldorf wegen des Absturzes von 4U 9525. Mal bekommen sie Schelte, mal Kaffee und Kuchen.
Normalerweise ist es ruhig in der Seitenstraße des Düsseldorfer Stadtteils Unterbach. Doch seit bekannt wurde, dass der Copilot Andreas L. dort wohnte, ist es mit der Beschaulichkeit dahin. Seitdem wird der Ort von Kamerateams aus der ganzen Welt belagert. Es ist das gleiche Bild, dass auch in Montabaur und Haltern zu sehen ist. Die Zuschauer und Leser wollen wissen, wo der Mann am Steuer des Germanwings-Fluges 4U 9525 gelebt hat, was seine Nachbarn und Bekannten über ihn sagen. Und die Reporter liefern Bilder und Interviews.
Für den nord-irakischen Fernsehsender Rudaw berichten Shivan Berwari und Aalla Achmed-Hemken aus Düsseldorf. Es ist nur eine Station für die Reporter. Sie waren schon in Haltern. „Heute interviewen wir einen Flughafenseelsorger, dann sind wir beim Staatsanwalt, sprechen mit Nachbarn. Gleich geht es nach Montabaur, morgen weiter nach Frankreich in die Alpen“, sagt Achmed-Hemken. Es sei inzwischen schwer, noch Informationen von Menschen aus dem Umfeld zu bekommen. „Die Leute sind genervt. Der ganze Medienauflauf. Ich kann das ja durchaus verstehen“, sagt die Reporterin.
Isaac Martinez harrt seit Tagen in einer dicken Winterjacke und mit Mütze in Unterbach aus. Der Fern- sehtechniker aus Barcelona arbeitet für die Firma Overon, sie ist auf die Übertragung von Filmmaterial per Satellit spezialisiert. Auf was wartet Martinez in Düsseldorf? „Diverse spanische Fernsehanstalten fordern Filmsequenzen von uns an, und wir liefern diese“, sagt Martinez in gebrochenem Englisch. Die Leute in Unterbach kennen ihn schon. „Am Sonntag, als es besonders ungemütlich war, haben uns Anwohner Kaffee und Kuchen gebracht.“Unfreundlich seien nur ganz weni- ge. Carlos Gonzalez ist Redakteur des größten öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders Spaniens, TVE. Er kam am Donnerstag mit dem Flieger nach Düsseldorf. Der Übertragungswagen mit Satellitenschüssel wurde aus Polen gebracht. „In Spanien ist der Flugzeugabsturz unverändert das Top-Thema, mehrmals täglich werde ich live ins Fernsehen geschaltet“, sagt Gonzalez. Die Deutschen hätten in Spanien den Ruf, verschlossen zu sein. „Das kann ich aber gar nicht bestätigen, die sind alle sehr, sehr freundlich“, sagt Gonzalez, der ein wenig Deutsch spricht.
Kameramann Maxim Karmen arbeitet für den US-Nachrichtensender ABCnews. Er wurde aus der Redaktion in Moskau an den Rhein geschickt. „Manchmal schimpfen die Leute, wenn wir ihr Haus filmen. Das tut mir ja auch leid. Ich sage dann: ,Hey, wir machen hier nur unseren Job’“, sagt Karmen.