Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Darum sind deutsche Torhüter so gut
Bernd Leno von Bayer Leverkusen steht nach spanischen Medienberichten auf der Wunschliste von Real Madrid.
LEVERKUSEN Wann immer man Bernd Leno auf seine Zukunft anspricht, antwortet er als Angestellter von Bayer Leverkusen im Sinne des Vereins. Der Torhüter des FußballBundesligisten hält sich bedeckt, wenn es darum geht, Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu kommentieren. Das hält er auch im aktuellen Fall so.
Die spanische Zeitung „Marca“will herausgefunden haben, dass Real Madrid seine Fühler nach dem deutschen Keeper ausgestreckt hat. Demnach sollen die Scouts des Rekordmeisters den 23-Jährigen zuletzt mehrfach beobacht haben. Bei Bayer 04 ist bisher aber kein Angebot eingegangen.
Bayers Sportdirektor Rudi Völler betont, dass Leno für ihn hinter Manuel Neuer eindeutig „die Nummer zwei in Deutschland“sei. Eine Einladung zur A-Nationalmannschaft erhielt er bisher allerdings trotz guter Leistungen nicht. Stattdessen ist er im Sommer als Keeper der U 21 bei der Europameisterschaft in Tschechien vorgesehen. Im Kampf um den Stammplatz duelliert er sich mit Marc-André ter Stegen, der den Sprung ins Ausland zum FC Barcelona geschafft hat. Den Weg zu einem großen internationalen Klub und das Potenzial, die Geschichte der deutschen Torhüter im Ausland fortschreiben zu können, trauen Experten auch Bernd Leno zu.
Nicht zuletzt, weil den deutschen Schlussleuten allgemein der Ruf vorauseilt, gut ausgebildet und im Torwartspiel fortschrittlicher als andere Nationen zu sein. Manuel Neuer verkörpert das moderne Torwartspiel, das Leno sich zum Vorbild nimmt. Auch in jüngerer Vergangenheit hat die deutsche Torwartschule im Ausland Eindruck gemacht. Jens Lehmann spielte für Arsenal London, Robert Enke für Benfica Lissabon, Weltmeister Bodo Illgner für Real. Die jüngere Generation ist aber noch begehrter, weil sie alles mitbringt, was der zeitgemäße Der Kopf Deutsche Torhüter nehmen gedanklich mehr am Spiel teil – Fachleute nennen die Fähigkeit Antizipation. Die Hand Torwartschule heißt natürlich auch Ausbildung im eigentlichen Fach – Reflexe, Strafraumbeherrschung. Der Fuß Schon in der Ausbildung wird auf fußballerische Fähigkeiten geachtet. Der mitspielende Torwart ist der elfte Feldspieler. Der Körper Athletik ist wichtig, Beweglichkeit ist noch wichtiger, die deutsche Torwartschule legt Wert auf ausgeglichenes Training. Die Geschichte In Deutschland haben Torhüter seit jeher einen guten Ruf. Kinder wollen ins Tor, weil sie großen Vorbildern nacheifern. Anders als in Brasilien: Da geht niemand freiwillig ins Tor. Fußball verlangt: fußballerisches Können, seriöse Grundausbildung und professionelle Einstellung.
Leno versichert, nichts von einem Interesse aus Madrid zu wissen. „An Spekulationen beteilige ich mich ohnehin nicht“, sagt er. „Klar ist: Mein Klub ist Bayer 04 – ich fühle mich in Leverkusen wohl.“Interessant bleibt die Personalie trotzdem. Denn überraschen würde es nicht, wenn konkrete Angebote für Leno kämen. Der Keeper ist in Top-Form, in der Liga seit vier Spielen ohne Gegentor. Spätestens mit seinen Leistungen gegen Atlético Madrid dürfte sich der 23-Jährige auch beim Stadtrivalen einen Namen gemacht haben. Eine Ausstiegsklausel, von der „Marca“berichtet, könnte die Königlichen mit Blick auf die nächste Transferperiode tatsächlich ins Spiel bringen. Demnach könnte Leno im Sommer für 18 Millionen Euro gehen.
Leno steht bis 2018 unter Vertrag. Beim Werksklub aber kennen sie das Geschäft. „Wir sind nicht so vermessen, zu glauben, dass ein Weltklasse-Spieler in Leverkusen seine Karriere beendet. Die wollen irgendwann nach Chelsea, Madrid oder Barcelona“, sagt Geschäftsführer Michael Schade. Der Klub nimmt die Nachricht von Reals Interesse deshalb gelassen zur Kenntnis. „Es macht uns stolz, wenn unsere Spieler mit so großen Vereinen in Verbindung gebracht werden“, sagt Schade. Er bestätigt, dass es aktuell ein halbes Dutzend Spieler gibt, an denen fortlaufend Interesse besteht. Dazu gehört auch Leno. „Ich würde nicht mehr gut schlafen, wenn sich drei, vier Monate lang kein Verein mehr bei uns meldet.“
Leno sagte zu einem Wechsel ins Ausland im RP-Interview vor zwei Wochen: „Wie schnell Dinge gehen können, habe ich schon erlebt. Ich war in Stuttgart nur die Nummer drei. Irgendwann kam der Anruf, und binnen drei Tagen stand ich in der Startelf von Bayer 04. Einen Monat später spielte ich zum ersten Mal Champions League.“