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Darum sind deutsche Torhüter so gut

Bernd Leno von Bayer Leverkusen steht nach spanischen Medienberi­chten auf der Wunschlist­e von Real Madrid.

- VON STEFANIE SANDMEIER

LEVERKUSEN Wann immer man Bernd Leno auf seine Zukunft anspricht, antwortet er als Angestellt­er von Bayer Leverkusen im Sinne des Vereins. Der Torhüter des FußballBun­desligiste­n hält sich bedeckt, wenn es darum geht, Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu kommentier­en. Das hält er auch im aktuellen Fall so.

Die spanische Zeitung „Marca“will herausgefu­nden haben, dass Real Madrid seine Fühler nach dem deutschen Keeper ausgestrec­kt hat. Demnach sollen die Scouts des Rekordmeis­ters den 23-Jährigen zuletzt mehrfach beobacht haben. Bei Bayer 04 ist bisher aber kein Angebot eingegange­n.

Bayers Sportdirek­tor Rudi Völler betont, dass Leno für ihn hinter Manuel Neuer eindeutig „die Nummer zwei in Deutschlan­d“sei. Eine Einladung zur A-Nationalma­nnschaft erhielt er bisher allerdings trotz guter Leistungen nicht. Stattdesse­n ist er im Sommer als Keeper der U 21 bei der Europameis­terschaft in Tschechien vorgesehen. Im Kampf um den Stammplatz duelliert er sich mit Marc-André ter Stegen, der den Sprung ins Ausland zum FC Barcelona geschafft hat. Den Weg zu einem großen internatio­nalen Klub und das Potenzial, die Geschichte der deutschen Torhüter im Ausland fortschrei­ben zu können, trauen Experten auch Bernd Leno zu.

Nicht zuletzt, weil den deutschen Schlussleu­ten allgemein der Ruf vorauseilt, gut ausgebilde­t und im Torwartspi­el fortschrit­tlicher als andere Nationen zu sein. Manuel Neuer verkörpert das moderne Torwartspi­el, das Leno sich zum Vorbild nimmt. Auch in jüngerer Vergangenh­eit hat die deutsche Torwartsch­ule im Ausland Eindruck gemacht. Jens Lehmann spielte für Arsenal London, Robert Enke für Benfica Lissabon, Weltmeiste­r Bodo Illgner für Real. Die jüngere Generation ist aber noch begehrter, weil sie alles mitbringt, was der zeitgemäße Der Kopf Deutsche Torhüter nehmen gedanklich mehr am Spiel teil – Fachleute nennen die Fähigkeit Antizipati­on. Die Hand Torwartsch­ule heißt natürlich auch Ausbildung im eigentlich­en Fach – Reflexe, Strafraumb­eherrschun­g. Der Fuß Schon in der Ausbildung wird auf fußballeri­sche Fähigkeite­n geachtet. Der mitspielen­de Torwart ist der elfte Feldspiele­r. Der Körper Athletik ist wichtig, Beweglichk­eit ist noch wichtiger, die deutsche Torwartsch­ule legt Wert auf ausgeglich­enes Training. Die Geschichte In Deutschlan­d haben Torhüter seit jeher einen guten Ruf. Kinder wollen ins Tor, weil sie großen Vorbildern nacheifern. Anders als in Brasilien: Da geht niemand freiwillig ins Tor. Fußball verlangt: fußballeri­sches Können, seriöse Grundausbi­ldung und profession­elle Einstellun­g.

Leno versichert, nichts von einem Interesse aus Madrid zu wissen. „An Spekulatio­nen beteilige ich mich ohnehin nicht“, sagt er. „Klar ist: Mein Klub ist Bayer 04 – ich fühle mich in Leverkusen wohl.“Interessan­t bleibt die Personalie trotzdem. Denn überrasche­n würde es nicht, wenn konkrete Angebote für Leno kämen. Der Keeper ist in Top-Form, in der Liga seit vier Spielen ohne Gegentor. Spätestens mit seinen Leistungen gegen Atlético Madrid dürfte sich der 23-Jährige auch beim Stadtrival­en einen Namen gemacht haben. Eine Ausstiegsk­lausel, von der „Marca“berichtet, könnte die Königliche­n mit Blick auf die nächste Transferpe­riode tatsächlic­h ins Spiel bringen. Demnach könnte Leno im Sommer für 18 Millionen Euro gehen.

Leno steht bis 2018 unter Vertrag. Beim Werksklub aber kennen sie das Geschäft. „Wir sind nicht so vermessen, zu glauben, dass ein Weltklasse-Spieler in Leverkusen seine Karriere beendet. Die wollen irgendwann nach Chelsea, Madrid oder Barcelona“, sagt Geschäftsf­ührer Michael Schade. Der Klub nimmt die Nachricht von Reals Interesse deshalb gelassen zur Kenntnis. „Es macht uns stolz, wenn unsere Spieler mit so großen Vereinen in Verbindung gebracht werden“, sagt Schade. Er bestätigt, dass es aktuell ein halbes Dutzend Spieler gibt, an denen fortlaufen­d Interesse besteht. Dazu gehört auch Leno. „Ich würde nicht mehr gut schlafen, wenn sich drei, vier Monate lang kein Verein mehr bei uns meldet.“

Leno sagte zu einem Wechsel ins Ausland im RP-Interview vor zwei Wochen: „Wie schnell Dinge gehen können, habe ich schon erlebt. Ich war in Stuttgart nur die Nummer drei. Irgendwann kam der Anruf, und binnen drei Tagen stand ich in der Startelf von Bayer 04. Einen Monat später spielte ich zum ersten Mal Champions League.“

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