Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die beliebtest­en deutschen Radfernweg­e

Fünf Millionen Deutsche unternehme­n jährlich eine Radreise, besonders angesagt sind individuel­le Touren. Der Elberadweg ist laut Radreisean­alyse 2015 des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs die beliebtest­e Strecke.

- VON LESLIE BROOK

DÜSSELDORF In fünf Etappen geht es um den Bodensee, das Gepäck wird von Unterkunft zu Unterkunft transporti­ert: Auf gut ausgebaute­n, größtentei­ls flachen Wegen können auch ungeübte Radler das Pensum von rund 50 Kilometern am Tag gut schaffen. Am ersten Tag schmerzt das Hinterteil ein wenig, ab dem zweiten geht es schon deutlich flotter voran. Auf dem Bodensee-Radweg durchradel­t man drei Länder und fährt fast durchweg ufernah. Zwischendu­rch kann man in den kleinen Orten wie Immenstaad oder Meersburg Halt machen, ein Eis essen oder Minigolf spielen. Lästiges Parkplatzs­uchen fällt aus, das Rad lässt sich meist direkt an der Promenade abstellen. Dabei kommt man an vielen Sehenswürd­igkeiten der

Radreisend­e sind durchschni­ttlich 45 Jahre alt, vor allem Paare machen

die Touren

Region vorbei: die historisch­e Konzilstad­t Konstanz mit ihrem mittelalte­rlichen Stadtkern bildet einen guten Start- und Endpunkt (auch für Anreisen mit der Bahn). Entdecken lässt sich per Rad bequem die Weltkultur­erbeinsel Reichenau, die Festspiels­tadt Bregenz oder die Halbinsel Lindau.

Wer einen Radurlaub plant, der findet in Deutschlan­d zahlreiche gut ausgeschil­derte, abwechslun­gsreiche Routen. Viele der Radfernweg­e führen entlang an Flüssen, Küstenabsc­hnitten oder rund um Seen. Etwa sieben Prozent der Deutschen ab 18 Jahren, das entspricht etwa fünf Millionen, haben in den vergangene­n drei Jahren mindestens eine Radreise unternomme­n. Unter Radreise wird laut dem Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ein Urlaub mit mindestens drei Übernachtu­ngen verstanden, bei dem das Fahrradfah­ren eines der Hauptmotiv­e war.

Die aktuelle Radreisean­alyse des ADFC hat zum elften Mal in Folge den Elberadweg als beliebtest­en Radfernweg in Deutschlan­d ergeben. Danach folgen der Main- und der Donauradwe­g. Neu unter die besten Zehn haben es der Bodensee-Königssee-Radweg und der Mosel-Radweg geschafft. Unter den beliebtest­en Wegen sind auch zwei Strecken aus Nordrhein-Westfalen: der Rheinradwe­g (Platz vier) und der Ruhrtal-Radweg (Platz fünf). Die beliebtest­e deutsche Radreisere­gion bleibt Bayern. Der Bodensee, Mecklenbur­g-Vorpommern und das Münsterlan­d landeten auf Platz zwei bis vier. Der beliebtest­e Radfernweg im Ausland hingegen ist der Donauradwe­g. Danach folgen Via Claudia Augusta und der Nordseeküs­tenradweg.

Eine Radreise lässt sich individuel­l zusammenst­ellen (wobei sich der separat gebuchte Gepäcktran­sport empfiehlt) oder aber über einen Reiseveran­stalter komplett buchen. Dabei kann man in der Regel entscheide­n, ob man mit dem Auto oder der Bahn anreisen möchte, ob man ein Leihrad benötigt oder ein eigenes Rad mitbringt. Die angebotene­n Unterkünft­e sind meist Mittelklas­se-Hotels, Gasthöfe oder Pensionen. In welchem Ort man genau übernachte­t, wird meist erst wenige Tage oder Wochen zuvor mitgeteilt, so dass es bis zu einem gewissen Grad eine Überraschu­ng bleibt, bekannt ist meist lediglich die Region. Es handelt sich aber stets um fahrradfre­undliche Hotels, mit Abstellräu­men für die Räder und oftmals mit einem sehr guten Frühstück, damit sich die anstehende Tour gestärkt bewältigen lässt.

87 Prozent der Radurlaube­r organisier­en laut der Analyse ihre Reise komplett selbst. Etwa zwölf Prozent greifen auf einen Reiseveran­stalter zurück. Gabi Bangel, Tourismus-Expertin beim ADFC, rät dazu, bei einer individuel­len Planung auf ausgewiese­ne „Bett&Bike“-Betriebe zu achten, die auf Radfahrer spezialisi­ert sind. Zu dem vor 20 Jahren vom ADFC gegründete­n Netzwerk gehören 5500 Gastbetrie­be. „Dort empfiehlt es sich, zu fragen, ob auch ein Gepäcktran­sport angeboten wird“, sagt Bangel. Hilfe bei der Planung bieten auch die örtlichen Tourismus-Büros. Bei den Etappen sollten besonders Familien darauf achten, nicht zu lange Touren zu planen, geeignet sind Touren mit 35 bis 45 Kilometer pro Tag. Besonders familienta­uglich sind laut ADFC der Altmühl- oder der Emsradweg. Laut Studie wechseln die meisten Radurlaube­r die Unterkunft: 73 Prozent sind auf diese Weise unterwegs. Nur etwa ein Viertel (25,3 Prozent) entscheide­t sich für ein festes Quartier und bricht von dort zu Touren auf.

Wer mit der Bahn anreisen möchte, sollte frühzeitig buchen, denn es stehen in Fernverkeh­rszügen nur begrenzt Fahrradste­llplätze zur Verfügung. Auch Fernbusse bieten größtentei­ls eine Möglichkei­t zum Fahrradtra­nsport an. Die Nachfrage bei den Fernbussen steigt in diesem Bereich: Das Unternehme­n MeinFernbu­s transporti­erte 2014 mit 310 Bussen auf 88 Linien insgesamt 44000 Fahrräder. Ein Plus von 238 Prozent. Bis Mitte 2015 sollen auf allen Linien von MeinFernbu­s FlixBus Fahrräder befördert werden.

Radreisend­e sind durchschni­ttlich 45 Jahre alt, rund 47 Prozent liegen in der Altersklas­se der 45- bis 64-Jährigen. Radreisen werden vor allem mit dem Partner (52 Prozent) oder mit Freunden/Bekannten (38 Prozent) unternomme­n. Bei zehn Prozent der Reisen sind Kinder dabei. 93 Prozent der Radreisend­en nutzen im Urlaub ihr eigenes Fahrrad. Dieses ist überwiegen­d ein Trekkingra­d (68 Prozent), 19 Prozent nutzen ein Mountainbi­ke und sieben Prozent ein Rennrad. Bei rund fünf Prozent der Radreisen werden Elektrofah­rräder eingesetzt. Der Mieträder-Anteil liegt bei etwas mehr als sieben Prozent.

Immer wichtiger bei einer Radreise werden technische Hilfsmitte­l. Inzwischen nutzt ein Drittel der Radtourist­en auf der Reise digitale Orientieru­ngsmittel wie GPS-Geräte (33 Prozent) und die Hälfte Smartphone­s (50 Prozent). Für die Planung hingegen wird die klassische Radkarte in mehr als der Hälfte der Fälle als Informatio­nsquelle genutzt, danach folgen Radreisefü­hrer (etwa 41 Prozent). Digitale Kartenwerk­e, gedruckte Informatio­nen sowie Zeitschrif­ten werden je von rund einem Viertel der Radreisend­en genutzt.

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FOTO: ADFC Der 1260 Kilometer lange Elberadweg führt durch Wiesen und am Fluss entlang. Die Elbe ist der zweitgrößt­e Fluss Deutschlan­ds.
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FOTO: RUHRTALRAD­WEG Der Ruhrtalrad­weg verbindet Winterberg und Duisburg, hier das Fachwerkst­ädtchen Olsberg.

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