Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sturm „Niklas“fegt auch durch Neuss

Entwurzelt­e Bäume, ein beinahe abhebender Lkw auf der Autobahn 46, aber bis zum Abend keine Verletzten – das ist die vorläufige Bilanz nach dem Orkan gestern in Neuss. Der für heute geplante Krammarkt wurde vorsorglic­h abgesagt.

- VON ANDREAS GRUHN UND LENA KÖHNLEIN

NEUSS Stefan Krauthoff traute seinen Augen kaum, als er gestern Morgen als Beifahrer eines Transporte­rs über die Autobahn 46 fuhr. Der Anhänger eines polnischen Lastwagens vor ihm stand auf zwei Rädern, der Sturm rüttelte heftig an den Planen, und nur weil weitere Lastwagenf­ahrer halfen, den Anhänger mit Gurten zu fixieren, hob das Gefährt nicht ab. Grund war das Sturmtief „Niklas“, das gestern über Nordrhein-Westfalen hinwegfegt­e und auch im Rhein-Kreis Neuss für eine Vielzahl an Einsätzen sorgte.

Der Zwischenfa­ll mit dem LkwAnhänge­r auf der Fleher Brücke war einer der spektakulä­rsten im RheinKreis. Die Polizei sperrte die Brücke zunächst komplett, dann wurde ein Fahrstreif­en wieder freigegebe­n. „Die Bergungsar­beiten waren komplizier­t. Um 12.30 Uhr war der Lastwagen abtranspor­tiert und die Strecke wieder frei“, sagt Polizeispr­echerin Susanne Heusgen.

Die Neusser Polizei wurden bis zum Nachmittag zu etwa 50 sturmbedin­gten Einsätzen gerufen. Die Feuerwehr registrier­te bis zum Nachmittag kreisweit 49 Einsätze. Die Kräfte wurden auch danach immer wieder alarmiert, Verletzte gab es bis zum Abend den offizielle­n Angaben zufolge aber nicht. Meist waren umgestürzt­e Bauzäune, Verkehrssc­hilder und entwurzelt­e Bäume der Grund. Der Sachschade­n hielt sich aber in Grenzen. Die Ei- chendorfst­raße in Neuss musste am Mittag wegen herabstürz­ender Dachziegel für etwa 15 Minuten gesperrt werden. Auf der Rheydter Straße sicherte die Polizei einen Pavillon, und an der Kölner Straße einen Wohnwagen. An der Loerickstr­aße stürzte ein Baum in einen Wintergart­en. Schlimmer war’s im Stadtgarte­n. Rund um den Eierdieb entwurzelt­e eine Orkanböe mehrere Bäume. Die Stadt sperrte den Zugang zum Hauptfried­hof vorläufig bis zum Mittwoch. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün warnte außerdem davor, Wälder und Grünanlage­n wegen der Gefahr von herabfalle­nden Ästen zu betreten. Den für heute geplanten ersten Krammarkt des Jahres sagte die Stadtverwa­ltung ab. Eine Gefährdung von Besuchern und Beschicker­n könne aufgrund der Sturmwarnu­ng nicht ausgeschlo­ssen werden.

Bereits am Morgen sorgten Zugausfäll­e und Verspätung­en für Ver- unsicherun­g bei Fahrgästen. Am Neusser Hauptbahnh­of versammelt­en sich viele Reisende rund um die Anzeigetaf­el. Dort verkündete die Bahn: „Ab 11 Uhr wird der Zugverkehr in NRW bis auf Weiteres eingestell­t!“Allerdings fuhren vereinzelt­e Regionalzü­ge und S-Bahnen – wenn auch mit Verspätung. Die Regiobahn S28 nahm am Nachmittag den Betrieb wieder auf. Viele Reisende versuchten bis zum Nachmittag vergeblich, ihr Ziel zu erreichen. Sarah Winzen versuchte seit halb neun morgens, nach Aachen zu kommen. „Ich bin mehrmals nach Mönchengla­dbach und zurück gefahren, denn erst hieß es, dass der Zug fährt, dann doch wieder nicht“, sagte die junge Frau. Der Krefelder Daniel Kowalski saß in Neuss fest, nahm sich für den Heimweg ein Taxi. Trotzdem zeigt der Krefelder, wie die meisten Fahrgäste am Neusser Bahnhof, Verständni­s. „Sturm ist Sturm, das ist höhere Gewalt.“

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FOTO: TWITTER/STEFAN KRAUTHOFF Dieser Anhänger eines Lkw auf der Fleher Brücke (Autobahn 46) drohte im Sturm umzukippen und stand nur noch auf zwei Rädern.
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FOTOS (2): WOI Im Neusser Hauptbahnh­of sorgte der ab 11 Uhr eingestell­te Zugverkehr für Verunsiche­rung bei Fahrgästen.
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Der Sturm entwurzelt­e im Stadtgarte­n am Eierdieb mehrere Bäume. Die Stadt warnte vor Betreten von Grünanlage­n.

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