Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Berater könne aus der Schuldenspirale helfen
Die Zahl der Schuldner im Korschenbroicher Stadtgebiet ist seit dem Jahr 2011 kontinuierlich leicht gestiegen.
KORSCHENBROICH Der Traum von der Selbstständigkeit ist verlockend, aber auch riskant. „Irgendwie schaff’ ich das schon“, denken wohl viele, die diesen Schritt wagen. Bei vielen geht es gut, bei manchen endet es im finanziellen Ruin. „Wir hatten hier schon Klienten, die mehrere Millionen Euro Schulden hatten“, berichtet Sabine Hundsdörfer, Leiterin der Schuldenberatungsstellen der Diakonie im RheinKreis Neuss. Die häufigsten Gründe für die Verschuldung seien plötzliche Arbeitslosigkeit, fehlendes Wissen über den Umgang mit Geld und Trennung oder Scheidung.
Die Bonitätsprüfer der Firma Creditreform geben jährlich den sogenannten Schuldenatlas heraus. Dem ist zu entnehmen, dass die Zahl der verschuldeten Korschenbroicher seit dem Jahr 2011 zwar nur minimal, aber dennoch konstant angestiegen ist. Zurzeit liegt sie bei 7,54 Prozent.
„Verschuldet sind natürlich viele Menschen“, sagt Sabine Hundsdörfer. Solange man aber in der Lage ist, die Raten für einen Kredit abzubezahlen, ist alles in Ordnung. „Von einer Überschuldung sprechen wir erst dann, wenn diese Verpflichtun- gen nicht mehr erfüllt werden können“, sagt Hundsdörfer. Kommen dann Verträge oder Kredite bei mehreren Gläubigern zusammen, verlieren viele schnell den Überblick.
„Die Hemmschwelle zu uns zu kommen, ist groß“, weiß Sabine Hundsdörfer. Dabei kann eine professionelle Beratung der erste Schritt aus der Schuldenspirale sein.
Die Berater verschaffen sich zuerst gemeinsam mit dem Betroffe- nen einen Überblick, wie viele Schulden tatsächlich schon aufgelaufen sind. „Viele wissen das gar nicht. Sie öffnen irgendwann keine Briefe mehr, öffnen die Tür nicht mehr, wenn es klingelt und rutschen im schlimmsten Fall in eine ernstzunehmende Depression“, sagt die Schuldnerberaterin.
Nachdem die Summe addiert ist, wird eine Haushaltsplanung durchgeführt. Dabei wird zusammengetragen, welche festen Ausgaben es gibt. „Es ist wichtig, dass man den Schuldnern die Angst nimmt und ihnen klar macht, dass sie trotzdem weiter leben können.“So können sie beispielsweise von einem sogenannten Pfändungsschutzkonto Gebrauch machen, auf das eine bestimmte Summe Geld überwiesen wird, die zum Leben nötig ist und deswegen nicht gepfändet werden darf.
Für viele Privatschuldner in einer scheinbar ausweglosen Situation kann das private Insolvenzverfahren eine Möglichkeit sein, nach einigen Jahren eine Restschuldbefreiung zu erhalten. Vorher wird jedoch versucht, eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern zu erzielen. „Leider kommen viele Schuldner erst viel zu spät zu uns“, klagt Sabine Hundsdörfer.
Damit Jugendliche lernen, mit Geld umzugehen, hat die Schuldnerberatung der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss ein Präventionsprojekt gestartet. „Knete, Krisen, Kompetenzen“, heißt es und wird in den neunten Klassen der weiterführenden Schulen angeboten. „Es ist heute normal geworden, Dinge auf Pump zu kaufen. Hinzu kommt, dass auch das Zahlen mit Kreditoder EC-Karte dazu verleiten kann, den Überblick zu verlieren“, sagt Sabine Hundsdörfer.