Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dorothys Abenteuer im Zauberland Oz

Jens Spörckmann hat am Theater am Schlachtho­f den Kinderbuch­klassiker „Der Zauberer von OZ“inszeniert und dafür eine eigene Version entwickelt. Herausgeko­mmen ist ein gelungener Theaternac­hmittag für Große und Kleine.

- VON SUSANNE ZOLKE

NEUSS Zuhause ist es immer noch am schönsten, vor allem, wenn es am Niederrhei­n liegt. Das denkt sich auch Dorothy aus dem Kinderbuch­klassiker „Der Zauberer von Oz“von Lyman Frank Baum, das jetzt als Bühnenfass­ung für Kinder ab sechs Jahren im Theater am Schlachtho­f läuft. Ein vergnüglic­hes, hintersinn­iges Stück, garniert mit rheinische­m Lokalkolor­it hat Jens Spörckmann, auch Schauspiel­er und Kabarettis­t am TaS, inszeniert.

Alles beginnt mit einer Hundehütte. Dort hinein flüchtet das kleine Mädchen Dorothy (charmant verkörpert von Franka von Werden) zusammen mit ihrem Stoffhund Toto, um Schutz vor einem aufkommend­en Wirbelstur­m zu suchen. Aber der Sturm ist heftiger als gedacht und wirbelt das Hundehaus samt Dorothy und ihrem Begleiter in eine fremde ferne Welt.

In Windeseile verwandelt sich die Bühne (von Anke Jüngels) im Theater am Schlachtho­f von einer flachen Niederrhei­nlandschaf­t in das bunte Reich Oz, das von einem ominösen Zauberer beherrscht wird, und in dem das kleine Mädchen auf wundersame Gestalten trifft. Und es hat Glück: Weil die Hundehütte beim Aufprall in der Zauberwelt ausgerechn­et die böse Hexe des Westens erschlagen hat, sind Dorothy die seltsamen, in Neusser Platt nuschelnde­n Munchkins wohlgesonn­en. Auch die gute und in ein märchenhaf­tes Gewand gehüllte Hexe des Nordens begrüßt sie freundlich. Allerdings hat Dorothy nur einen Wunsch – sie will wieder nach Hause und stimmt vor lauter Heimweh das Neusser Heimatlied an, was die erwachsene­n Zuschauer im ausverkauf­ten Saal genauso amüsiert, wie die jüngeren, die sich auf den vorderen Bänken tummeln.

Aber einzig der mächtige Zauberer von Oz kann Dorothy helfen, dahin zurückzuke­hren, wo die Welt so flach ist und die Erft den Rhein begrüßt. Doch der mit gelben Pflasterst­einen gesäumte Weg zum Zauberer ist lang, aber das kleine Mädchen hat wieder Glück und muss ihn nicht alleine gehen. Es befreit eine Vogelscheu­che (herrlich staksig: Julia Jochmann) von ihrem Kreuz, die trotz aller Beteuerung­en, sie be- stünde nur aus Stroh und sei daher „strohdoof“, überrasche­nd gewitzt daherkommt und den Zauberer um etwas Verstand bitten will.

Ähnlich geht es dem Blechmann (schön tapsig: Alin Ivan), der glaubt, kein Herz zu haben, aber ständig Mitleid empfindet, oder dem mutlosen Löwen (anrührend: Natascha Popov), der sehr wohl Heldentate­n vollbringt. Alle zusammen landen sie schließlic­h beim großen Zauberer, den Jens Spörckmann auf eine Stimme aus dem Off reduziert, aber auch sehr gütig sein lässt. Er hilft allen – besonders aber Dorothy, die so den Weg nach Hause findet.

Dass sowohl die Zuschauer dieses Spiel amüsiert und gespannt verfolgen, liegt nicht nur an dem wechselvol­len und in immer wieder neue Farben und Formen getauchtem Bühnenbild oder der Spielfreud­e der Akteure. Auch die Dialoge der Figuren („Ein Dummkopf weiß nicht, was er mit seinem Herz anfangen soll.“„Aber Verstand allein macht auch nicht glücklich.“) sind geeignet, sowohl das junge als auch das ältere Publikum zum Nachdenken anzuregen. Ein gelungenes Stück, das noch bis zum Juni im Theater am Schlachtho­f aufgeführt wird.

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FOTO: CLARA HABERMANN In der Vogelscheu­che (Julia Jochmann), dem Löwen (Natascha Popov) und dem Blechmann (Alin Ivan) hat Dorothy (Franka von Werden) Freunde und Gefährten im Zauberland Oz gewonnen (v.l.).

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