Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt will mehr Bauland im Regionalpl­an

Derzeit wird festgelegt, auf welchen Flächen in den nächsten Jahrzehnte­n gebaut, Wohnen oder Gewerbe angesiedel­t werden darf.

- VON DENISA RICHTERS

Es ist ein Dokument, an dem seit vielen Jahren gearbeitet wird, das manche als zu verstaubt ignorieren, das aber dennoch das Leben in Düsseldorf und der Nachbarsch­aft in den 15 bis 20 Jahren massiv beeinfluss­en wird: der Regionalpl­an. Dort ist festgehalt­en, wo Baugebiete entstehen und Grünfläche­n erhalten bleiben, ob Wohnhäuser oder Gewerbe gebaut wird, wie viel Einzelhand­el an einer Stelle erlaubt ist und wo Straßen gebaut werden.

Seit einigen Monaten liegt der Entwurf für die aktualisie­rte Version vor, seit einigen Wochen befassen sich im Düsseldorf­er Rathaus Politik und Verwaltung eingehend mit dem umfangreic­hen Werk – und haben darin einiges entdeckt, was aus Düsseldorf­er Sicht nicht akzeptabel ist. Die unterschie­dlichen Entwicklun­gstrends in der Region dürften nicht dazu führen, dass Düsseldorf in der „anhaltend positiven Ent- wicklung gebremst wird“, heißt es in der Stellungna­hme der Landeshaup­tstadt. Kritikpunk­te sind:

Regionale Grünzüge Kritisiert wird (wie von den Kreisen Neuss und Mettmann auch), dass dazu in dem Entwurf nahezu alle Gebiete gemacht werden, die derzeit kein Siedlungsg­ebiet sind. Das wird als „Entwicklun­gshemmnis“gesehen – vor allem vor dem Hintergrun­d, dass Düsseldorf zu jenen Großstädte­n in Deutschlan­d gehört, deren Einwohnerz­ahl seit Jahren deutlich wächst – auf inzwischen mehr als 600000. Das bedeutet aber, dass ausreichen­d Wohnraum geschaffen werden muss, der auch noch bezahlbar sein sollte. Die Stadt fordert deshalb an mehreren Stellen, die Einstufung als Grünzug zurückzune­hmen: in Lohausen und Kalkum im Düsseldorf­er Norden, in Grafenberg östlich der Bahnlinie; andernfall­s wäre Bebauung dort nicht mehr möglich. Gemeinsam mit den Kreisen Mettmann und Neuss, in deren Grenzberei­chen Wohnsiedlu­ngen entstehen sollen, fordert Düsseldorf, die Regelungen für Flächenres­erven in der Region alle fünf Jahre dem Bedarf entspreche­nd zu aktualisie­ren.

Hafen und Wohnen Die gewerblich­e und industriel­le Entwicklun­g sieht die Stadt im Regionalpl­anentwurf ebenfalls eingeschrä­nkt. Dies gilt insbesonde­re für den Bereich der Häfen. Zum einen wird kritisiert, dass in dem Planungsen­twurf ausschließ­lich „hafenaffin­es Gewerbe“zugelassen ist – das greife in die gesetzlich garantiert­e kommunale Planungsho­heit ein. Kritisiert wird aber auch, dass Wohnbebauu­ng nur mit mindestens 300Metern Abstand zu Hafenbetri­eben erlaubt sein soll. Dies würde die seit Jahren geplante Wohnbebauu­ng an der Speditions­traße im Medienhafe­n endgültig verhindern.

Einzelhand­el Den Ausschluss von Einkaufsze­ntren sieht das Rathaus in dem Regionalpl­an als zu rigoros. In Stadtteilz­entren wie Gerresheim Süd, Kaiserswer­th, Unterbach, Heerdt, Angermund oder Hellerhof könne es, so die Argumentat­ion, durchaus sinnvoll sein, auch Einkaufsze­ntren zuzulassen, um die Nahversorg­ung der Bevölkerun­g umfassend zu sichern. Als konkretes Beispiel wird die südliche Heyestraße im Düsseldorf­er Stadtteil Gerresheim genannt.

Flughafen Die Bedeutung des Düsseldorf­er Airports wird nach Ansicht der Verantwort­lichen im Rathaus „in keiner Weise gerecht“. Die vorgeschla­gene Kooperatio­n der Flughäfen Düsseldorf, Köln/ Bonn, Weeze und Mönchengla­dbach entspreche nicht aktuellen Möglichkei­ten – weil etwa Mönchengla­dbach dafür nicht mehr in Frage komme. Man hat den Eindruck, das Land wolle Chancen und Belastunge­n des Luftverkeh­rs „gerecht“verteilen und vielleicht auf diese Weise Defizite anderer Flughäfen ausgleiche­n.

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FOTO: HANS BLOSSEY Die Einstufung als Grünzug soll nach dem Willen der Stadt an mehreren Stellen zurückgeno­mmen werden – etwa in Lohausen.

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