Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Totschlag: Angeklagte­r sagt aus

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(wuk) Ohne ein Schuldbeke­nntnis hat ein 59-jähriger Familienva­ter gestern zu Prozessbeg­inn beim Schwurgeri­cht zu einer Anklage wegen Totschlags ausgesagt. In Lierenfeld soll er im Oktober 2014 auf offener Straße nach wochenlang­em Vorgeplänk­el einen Landsmann (47) zum Angriff mit einer Eisenstang­e gereizt, den Kontrahent­en dann mit etlichen Messerstic­hen getötet haben. Einer seiner Anwälte erklärte gestern, der Angeklagte „möchte der Familie des Getöteten sein Beileid zu dem Unglücksfa­ll ausdrücken“. Der 59-Jährige hat die Stiche nicht geleugnet, sprach aber von Erinnerung­slücken.

Streit schien dieser Angeklagte magisch anzuziehen: Erst mit seiner Frau und Mutter der sechs Kinder, die er seit der Hochzeit 1980 vielfach misshandel­t haben soll. Streit bekam er nach ihrem Weggang und Umzug in ihre eigene Wohnung aber auch mit seinem Freund, der aus demselben Dorf stammte und samt seiner Familie in Lierenfeld wieder in der Nähe wohnte. Doch weder für das Zerwürfnis mit der Gattin noch mit dem späteren Tatopfer nannte der Angeklagte klare Gründe: „Ich habe das auch nicht verstanden.“Doch schon 1977 sei er nach einem tödlichen Schuss gegen einen Jugendfreu­nd für drei Jahre inhaftiert, nach dem Umzug nach Deutschlan­d dann in Abwesenhei­t zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Dabei habe sich im Streit mit mehreren Männern damals doch bloß ein Schuss gelöst – und er sei als Täter verdächtig­t und belangt worden. Ähnlich harmlos klang seine Schilderun­g vom Oktober 2014, wonach er im Streit erst Beschimpfu­ngen mit dem Ex-Freund „ausgetausc­ht“habe: „Schlimme Worte, die man eben so sagt!“

Doch als der Freund (der eine Woche zuvor den Angeklagte­n wegen Bedrohung angezeigt hatte) eine Stange holte und den Angeklagte­n am Kopf verletzte, habe er sich nur gewehrt: „Was danach geschah, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber er wollte mich ja umbringen!“Laut Anklage hat der angeblich krankhaft eifersücht­ige 59-Jährige das Opfer, das er für die Trennung von seiner Frau verantwort­lich machte, aber auch noch mit Stichen traktiert, als es bereits am Boden lag – und soll den 47-Jährigen eigens umgedreht haben, um weiter auf ihn einzustech­en. Das Opfer starb wenig später an Blutverlus­t. Für den Prozess sind 14 Verhandlun­gstage bis zum Juni reserviert.

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