Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Henkels künftige Herausford­erungen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Heute treffen sich die Aktionäre von Henkel zur Hauptversa­mmlung: Die Aktie steht so hoch wie nie, der Gewinn 2014 war so hoch wie nie, die Dividende schlägt mit 1,31 Euro alle vorherigen Zahlungen, der Konzern ist praktisch schuldenfr­ei – es gibt Grund zum Jubeln. Damit ist Henkel der wohl erfolgreic­hste Dax-Konzern Düsseldorf­s und neben Bayer von NRW geworden – aber es gibt auch Herausford­erungen. Wir listen sie auf.

Akquisitio­nstrategie Vorstandsc­hef Kasper Rorsted hat 2012 verkündet, der Konzern sei nach Jahren des Schuldenab­baus wieder bereit zu größeren Zukäufen. Tatsächlic­h hat er seitdem für weit mehr als eine Milliarde Euro mittelgroß­e Fir- men erworben, doch der große Wurf blieb aus. Das neue Problem: Wegen des billigen Geldes steigen weltweit die Werte von Unternehme­n stark – Henkel hat den Zeitpunkt verpasst, günstig zuzukaufen.

Eigentümer­struktur Die größte Stärke von Henkel aus Sicht der hiesigen Mitarbeite­r ist, dass der Henkel-Clan die Mehrheit hält und damit eine Übernahme ausgeschlo­ssen ist. Bei Zukäufen ist aber die Eigentümer­struktur ein Problem: Henkel kann eigene Aktien nur schwer als Teil des Preises anbieten, weil die Ausgabe weiterer Papiere die Mehrheit der Familie gefährden würde. In bar will Henkel maximal fünf Milliarden Euro ausgeben – für heutige Verhältnis­se nicht viel Geld.

USA-Position Henkel schwächelt im wichtigste­n Markt der Welt. Ei- nerseits gelingt es nur schwer, im Wettbewerb um Talente gegenüber den örtlichen Konzernen mitzuhalte­n – den USA-Chef musste Rorsted austausche­n. Anderersei­ts liegt der Marktantei­l nur bei der Klebstoffs­parte auch in den USA richtig hoch – bei den zwei anderen Sparten Körperpfle­ge und speziell Waschmitte­ln hinkt Henkel dagegen gegenüber US-Wettbewerb­ern wie Procter & Gamble („Ariel“) hinterher. Diese Schwäche könnten Zukäufe ausgleiche­n – aber ohne großen Wurf wird das schwer. Allerdings ist es ein riesiger Erfolg, dass Henkel über den in den USA führenden Handelskon­zern Walmart neuerdings Persil anbieten darf – das kann den Absatz deutlich erhöhen.

Profitabil­ität Die bereinigte Umsatzrend­ite von Henkel stieg seit 2010 von 12,3 Prozent auf 15,8 Prozent – eine riesige Leistung. Aber der Vergleich mit Procter & Gamble zeigt, dass bessere Zahlen denkbar sind: So macht Procter pro Mitarbeite­r 650000 Euro Umsatz, Henkel kommt nur auf die Hälfte.

Dauer-Umbau Gerade weil der Vorstand die Gewinne weiter erhöhen will, werden weiterhin bestimmte Bürojobs in „Shared-Service“-Center ins Ausland verlagert. Dies sorgt für Unruhe im Unternehme­n – ebenso wie die Verlagerun­g des zentralen Einkaufs nach Amsterdam. Rorsted sieht es allerdings als zwingend an, die Kosten zu senken. Und man muss Henkel zu Gute halten, dass der Umbau relativ sozialvert­räglich läuft und dass in Düsseldorf in den letzten Jahren sehr viel Geld investiert wurde.

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