Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Leverkusen trennt sich von Spahic

Das Team und der Trainer von Bayer Leverkusen hatten sich nach dem 3:2 in Mainz bereits öffentlich vom Bosnier nach dessen Schlägerei mit vereinseig­enen Ordnern distanzier­t. Gestern wurde der Vertrag einvernehm­lich aufgelöst.

- VON PATRICK SCHERER

MAINZ Vier Tage nach dem Eklat war es gestern amtlich: Emir Spahic und Bayer Leverkusen gehen ab sofort getrennte Wege. Der Verein verkündete die einvernehm­liche Auflösung des bis 2016 datierten Vertrags mit Spahic. „Emir Spahic ist ein herausrage­nder Fußballspi­eler, der sich mit seinen Leistungen um Bayer 04 verdient gemacht hat. Die jüngsten Erkenntnis­se nach dem Vorfall am vergangene­n Mittwoch ließen uns jedoch keine andere Wahl“, kommentier­te Bayer 04-Geschäftsf­ührer Michael Schade.

Der Bosnier war nach dem Pokalspiel gegen Bayern München mit seinem Bruder und weiteren Bekannten maßgeblich an einer Schlägerei mit Ordnern in der BayArena beteiligt gewesen. Spahic verteilte neben Schlägen auch einen Kopfstoß, der einem Ordner vier angebroche­ne Zähne einbrachte. Mehrere Videos der Auseinande­rsetzungen belasten Spahic. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen schwerer Körperverl­etzung und auch der Deutsche Fußball-Bund hat ein Ermittlung­sverfahren gegen den 34Jährigen eingeleite­t.

Spahic ließ sich in einer Stellungna­hme des Klubs folgenderm­aßen zitieren: „Ich bedauere mein Verhalten nach dem Pokalspiel am letzten Mittwochab­end gegenüber den Ordnern meines Vereins Bayer 04 Leverkusen. Für dieses Verhalten möchte ich mich bei den Betroffene­n und deren Familienan­gehörigen entschuldi­gen. Ich weiß, dass ich auch meinem Verein hiermit große Probleme bereitet habe.“Und weiter: „Mein Trainer Roger Schmidt, Manager Jonas Boldt, Sportdirek­tor Rudi Völler und Ge- schäftsfüh­rer Michael Schade haben mir stets größtes Vertrauen entgegenge­bracht. Es war für mich eine große Ehre, Teil dieser tollen Mannschaft zu sein. Meinen Freunden in der Mannschaft und im ganzen Verein sowie den überragend­en Fans von Bayer 04 Leverkusen wünsche ich von Herzen alles Gute für die große Zukunft, die diesem Verein bevorsteht.“

Nach dem Abpfiff in Mainz am Samstag herrschte zunächst Einigkeit zwischen Spielern und Fans. In der Beurteilun­g des souverän herausgesp­ielten und in der Höhe zu niedrig ausgefalle­nen 3:2 von Bayer Leverkusen beim FSV Mainz 05 gab es keine zwei Meinungen. Deshalb wurden die wichtigen drei Punkte im Kampf um die Champions-League-Plätze in der Fußball-Bundesliga am Zaun der Gästefans standesgem­äß gefeiert. So weit, so einheitlic­h friedlich. An jenem Zaun hing allerdings auch ein Plakat mit der Aufschrift „Emir, einer von uns“und das Trikot von Emir Spahic mit der Nummer fünf. In dieser Hinsicht trennten Spieler und Anhang Welten.

Während sich nicht unerheblic­he Teile der Fans auch per Sprechchör­en mit dem beliebten Innenverte­idiger solidarisi­erten, machte Simon Rolfes als Kapitän der Werkself deutlich, auf welcher Seite das Team steht: „Wir wünschen dem Ordner von der Mannschaft alles Gute. Er ist auch Mitglied unseres Vereins. Von daher ist der Sieg auch für ihn“, sagte Rolfes. Auch die Aussage von Roger Schmidt im Aktuellen Sportstudi­o im ZDF ließ bereits am Samstag nur den Schluss zu, dass eine Rückkehr von Emir Spahic in den Kader unmöglich gewesen wäre. „Der Weg zurück in die Mannschaft ist sehr fragwürdig“, sagte der Trainer.

Damit endete gestern nach 650 Tagen eine turbulente Zusammenar­beit zwischen Spahic und Bayer Leverkusen. In 71 Pflichtspi­elen – so viele wie für keinen anderen Verein zuvor – stand Spahic im Werkself-Trikot auf dem Platz. Für seine robuste Art, auf und neben dem Platz, war der Bosnier während dieser Zeit bekannt. Drei Tore, eine Vorlage, 19 Gelbe, drei Gelb-Rote und eine Rote Karte gehen in die Statistike­n bei Bayer 04 ein.

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FOTO: IMAGO Mit einer Syndesmose­bandverlet­zung verlässt Emir Spahic den Platz beim Pokalspiel gegen München. Kurze Zeit später kommt es zur Schlägerei.

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