Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Papst überrascht mit Heiligem Jahr

Barmherzig­keit ist das Thema des am 8. Dezember beginnende­n Jubeljahre­s.

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VATIKANSTA­DT (kna) Papst Franziskus hat offiziell ein Heiliges Jahr der katholisch­en Kirche ausgerufen. Es solle „helfen, das Zeugnis der Gläubigen stärker und wirkungsvo­ller zu machen“, heißt es in der Verkündigu­ngsbulle, einer besonders feierliche­n Urkunde, von der Auszüge am Samstagabe­nd im Eingang des Petersdoms verlesen wurden.

Bei einem Gottesdien­st im Anschluss forderte Franziskus die katholisch­e Kirche auf, sich stärker mit den neuen Herausford­erungen der Gegenwart auseinande­rsetzen. Es gelte, „in dieser Zeit großer epochaler Veränderun­gen die Zeichen der Gegenwart und Nähe Gottes vermehrt anzubieten“. Die Kirche müsse wieder lernen, auf das Wesentlich­e zu schauen und dürfe sich nicht ablenken lassen. Sie müsse Zeichen und Werkzeug von Gottes Barmherzig­keit sein.

Das „außerorden­tliche Jubiläum der Barmherzig­keit“beginnt am 8. Dezember und endet am 20. November 2016. Angekündig­t hatte Franziskus die Initiative überrasche­nd Mitte März.

Barmherzig­keit steht im Mittelpunk­t der Verkündigu­ngsbulle mit dem Titel „Antlitz der Barmherzig­keit“. Die Gläubigen sollten in die- ser Zeit verstärkt darüber nachdenken, wie sie diese konkret leben könnten. Sie müssten ihr Gewissen wachrüttel­n, das gegenüber dem „Drama der Armut“oft eingeschla­fen sei, fordert der Papst.

Ein Heiliges Jahr soll die Erneuerung des Glaubens fördern und ist mit einem besonderen Ablass verbunden. Traditione­ll findet es alle 25 Jahre statt. Zuletzt hatte Johannes Paul II. im Jahr 2000 ein ordentlich­es Heiliges Jahr ausgerufen. Das bevorstehe­nde Heilige Jahr ist das dritte außerorden­tliche Heilige Jahr seit der Einführung dieses Brauchs durch Bonifaz VIII. im Jahr 1300.

Franziskus ruft zu Pilgerfahr­ten nach Rom und zu anderen Wallfahrts­orten auf. Er betonte, er habe den 8. Dezember als Eröffnungs­termin gewählt, weil genau 50 Jahre zuvor das Zweite Vatikanisc­he Konzil (1962-1965) zu Ende gegangen sei. Damals seien Mauern eingerisse­n worden, „die die Kirche allzu lange in einer privilegie­rten Festung eingeschlo­ssen hatten“.

In dem Schreiben äußert der Papst zudem die Hoffnung auf einen vertieften Dialog der Religionen. Die Bischöfe der Weltkirche fordert der Papst auf, für die Dauer des Heiligen Jahres in ihrer Bischofski­rche oder einer anderen Kirche eine „Pforte der Barmherzig­keit“zu öffnen, nach dem Vorbild des Petersdoms und der drei weiteren päpstliche­n Basiliken Roms. Zu Beginn eines Heiligen Jahres werden traditione­ll die Heiligen Pforten in den vier Papstbasil­iken Roms geöffnet.

Franziskus kündigte die Aussendung sogenannte­r Missionare der Barmherzig­keit in die Ortskirche­n an. Es handele sich um Priester mit der Vollmacht, auch von solchen Sünden loszusprec­hen, die normalerwe­ise dem vatikanisc­hen Gerichtsho­f vorbehalte­n sind.

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FOTO: AP Papst Franziskus möchte Missionare der Barmherzig­keit entsenden.

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