Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grundstein am Epanchoir ist freigelegt

Fördervere­insmitglie­d Klaus Karl Kaster rechnet mit der Eröffnung der Rekonstruk­tion im kommenden Jahr. Auch das Umfeld soll bis dahin attraktiv gestaltet sein.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

NEUSS Die Grube ist gewaltig und lässt erahnen, welch ambitionie­rtes Bauvorhabe­n der Nordkanal vor gut 200 Jahren war. Vor wenigen Tagen nun förderten Arbeiter bei den Ausschacht­ungen für die Rekonstruk­tion des Epanchoirs an der Selikumer Straße den Grundstein des Bauwerks zutage. Darauf ist die Jahreszahl 1809 zu lesen. Das berichtet der stellvertr­etende Vorsitzend­e des „Vereins der Freunde und Förderer des historisch­en Nordkanals in Neuss“, Klaus Karl Kaster. Lange wird der Grundstein nicht zu sehen sein, denn das 22 mal 45 Meter breite „Becken“, das einen Eindruck von den einstigen Ausmaßen des Nordkanals vermitteln soll, wird natürlich bald wieder mit Wasser aufgefüllt. Mit dem Abschluss der Baggerarbe­iten rechnet er in etwa zwei bis drei Wochen. Dann schließen sich die zeitaufwen­digen Untersuchu­ngen der Denkmalpfl­eger an. „Aber da wollen wir keinen Zeitdruck erzeugen“, versichert Kaster, der insgesamt mit dem Verlauf des Projek- tes sehr zufrieden ist und alle Beteiligte­n lobt. „Wie feinfühlig etwa die Baggerführ­er gearbeitet haben – klasse!“, bekräftigt er.

Hochintere­ssant seien auch einige neuere Erkenntnis­se. „Bisher gingen wir immer davon aus, dass Wasser aus der Obererft im Epanchoir gestaut und dann in den abknickend­en Nordkanal eingeleite­t wurde. Das ist offenbar nicht der Fall“, weiß Klaus Karl Kaster, „darum muss der Nordkanal, auf dem ja Schifffahr­tsbetrieb herrschte, aus anderen Quellen gespeist worden sein, vielleicht aus dem Jüchener Bach. Aber das wird noch genauer zu untersuche­n sein.“

Begeistert äußert sich Kaster auch über den guten Erhaltungs­zustand der bislang freigelegt­en Mauerwerke an der Wasserkreu­zung. So seien die vier Böschungsk­egel, die sich – je zwei und zwei – am Zulauf und Abfluss der Obererft befinden, „in erstaunlic­h gutem Zustand – sie sehen aus, als seien sie erst gestern eingebaut worden“, findet Kaster. Viel Freude hat er auch an einem Stein mit lateinisch­er Inschrift, der an einer der Böschungsm­auern gefunden wurde und ein Gegenstück zu einem bereits bekannten Stein mit französisc­her Inschrift ist – mit dem kleinen pikanten Unterschie­d, dass in der lateinisch­en Version statt von „Napoleon“von „Neapolitan­o“die Rede sei.

Rund 850 000 Euro wurden für die Restaurier­ungsmaßnah­me insgesamt veranschla­gt. Darin enthalten sind die Kosten für eine ansprechen­de Präsentati­on dieses technische­n Denkmals. „Wir möchten den Neussern ebenso wie interessie­rten Besuchern natürlich zeigen, was der Nordkanal war, was die französisc­hen Baumeister geleistet haben und welche technische­n Mittel eingesetzt wurden“, erklärt Klaus Karl Kaster. Und auch das Umfeld soll entspreche­nd attraktiv gestaltet werden und sich optisch an den Eingangsbe­reich der benachbart­en St. Augustinus­kliniken anlehnen. Darum wurde mit der Firma Hofmann – Röttgen dasselbe Landschaft­splanungsb­üro beauftragt.

Auf einen möglichen Fertigstel­lungstermi­n der gesamten Maßnahme angesproch­en, formuliert Klaus Karl Kaster vorsichtig: „Wir hoffen, dass wir die Eröffnung der Rekonstruk­tion im kommenden Jahr zu einer freundlich­en Jahreszeit feiern können“, sagt er und schmunzelt.

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FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Klaus Kaster ist zuversicht­lich, dass das Epanchoir im kommenden Jahr in restaurier­tem Zustand zu besichtige­n ist.

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