Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gemalte Bilder aus dem Autofenster
Mit der Ausstellung der Bilder von Viola Simon startet die Galerie „amschatzhaus“eine neue Reihe.
NEUSS (NGZ) Unter dem Titel „Erstlinge“startet die Galerie „amschatzhaus“mit ihrer 26. Ausstellung eine neue Reihe. Junge Künstler erhalten die Gelegenheit, erstmals eine Einzelausstellung zu konzipieren. Den Anfang dieser Reihe macht die gebürtige Friedrichshafenerin Viola Simon, die derzeit an der Universität Koblenz-Landau unter anderem Bildende Kunst für das Lehramt an Gymnasien in der Masterklasse der Neusser Künstlerin Ute Langanky studiert.
Viola Simon realisiert in ihrer ersten Einzelausstellung unter dem Titel „fahrensehen“einen ganz besonderen Aspekt des Autofahrens. Angefangen hat alles bei einer Autofahrt mit Freunden durch den Westerwald. Auf den kurvenreichen Straßen eröffneten sich nur kleine Ausschnitte der umgebenden Landschaft, die sie mit Hilfe ihrer Kamera festhielt. Was die junge Künstlerin aus einem spontanen Impuls heraus fotografierte, faszinierte sie seitdem nachhaltig. Und sie entdeckte mehr und mehr den ästhetischen Wert in der scheinbaren All- täglichkeit des Autofahrens. Der malerische Charakter der Fotografien, Verwischungen, Farbspuren, die Wahrnehmungsfehler, die durch die Geschwindigkeit des Fahrens entstehen – das wurde zur Grundlage der Acrylbilder, die für die aktuelle Ausstellung entstanden sind.
„Mein Bestreben, einen möglichst authentischen Blick aus dem Auto in meinen Bildern umzusetzen, brachte mich dazu, mich mit dem Aspekt der Geschwindigkeit auseinanderzusetzen“, sagt sie. „Ich lenkte meine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die Elemente der Straße wie die Leitplanke oder die Orientierungsmarkierungen zu lenken und änderte das Verhältnis zwischen Landschaft und Straße in meinem Bildern.“Sie möchte zeigen, dass auch Straßen einen ästhetischen Wert besitzen können: „Vor diesem Hintergrund fokussierte ich mich mehr und mehr auf die Straßen und insbesondere auf die Leit- planke als Führungs- und Begrenzungselement der Straße. Ich näherte mich der Leitplanke in meinen Bildern immer stärker an, bis sie in manchen Arbeiten das bilddominierende Element ist.“
Die Bilder von Viola Simon haben eine interessante, luftig anmutende Gesamtwirkung, die durch die besondere Technik des Farbauftrages entsteht. Mit Aquarellkreiden erstellt die junge Künstlerin eine erste Skizze auf die zuvor von ihr lasierte Leinwand. Die Bilder entwickelt sie in der Folge durch Überlagerung einer Vielzahl von Acryl-Lasuren, und die dadurch gewonnene Tiefenwirkung verleihen den fertigen Arbeiten eine farbintensive Lebendigkeit. Und vielleicht ist es die sichtbare Pinselführung, die sie mit dynamischen Körperbewegungen im Malprozess erzeugt, die den Betrachter die Ästhetik der Geschwindigkeit geradezu hautnah erleben lässt. Info Hauptstraße 18, vom 18. April bis 7. Juli, Öffnungszeiten: täglich nach Vereinbarung unter 0171-5457885 oder 02131525 1920