Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit 80 Maschinen beim Biker-Gottesdien­st

Der erste Motorradgo­ttesdienst der evangelisc­hen Kirchengem­einde war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer kamen aus der gesamten Region.

- VON STEFAN REINELT

HOLZBÜTTGE­N Pfarrer Martin Pilz entdeckte beim Gottesdien­st einige bekannte Gesichter – allerdings von Menschen, die nicht unbedingt zu den regelmäßig­en Kirchgänge­rn gehören. Sie sind einer anderen Gemeinscha­ft angeschlos­sen, nämlich der der Biker, und die trafen sich gestern zum ersten Motorradgo­ttesdienst der evangelisc­hen Kirchengem­einde Kaarst.

Die Veranstalt­ung hatte sich herumgespr­ochen, wie ein Blick auf die Kennzeiche­n verriet. Die Teilnehmer kamen unter anderem auch aus Düsseldorf, Mettmann, Krefeld, Lippstadt oder Gladbeck. „Wenn ich so rundschaue, sehe ich noch einmal die letzten zehn Jahre meines Lebens“, sagte Pilz. An seiner ehemaligen Pfarrstell­e in Düsseldorf hatte er 2006 erstmals einen BikerGotte­sdienst gefeiert. „Damals war es ein Experiment, zu dem einfach die gesamte Gemeinde eingeladen wurde. Dieses Mal haben wir es genauso gemacht“, erklärte der Pastor. Und so fanden sich zwischen den Motorradfa­hrern auch Kinder mit dem Dreirad und Senioren mit dem Rollator.

Zusammen mit seinem Kollegen von der Notfallsee­lsorge Düsseldorf, Pfarrer Olaf Schaper, gestaltete der Martin Pilz einen sehr launischen Gottesdien­st unter dem Mot- to „Aufbrechen“, ohne dabei die Liturgie zu vernachläs­sigen, aber mit besonderen musikalisc­hen Akzenten. Als „SakralPunk­er“angekündig­t spielte die Kaarster Band „Durch und Durch“zusammen mit Kantor Wolfgang Weber zur Eröffnung „High and Dry“von Radiohead und zum Abschluss Led Zeppelins „Stairway To Heaven“. Da war dann auch Applaus erlaubt.

Sonnensche­in und blauer Himmel gönnten nicht nur den Motorradfa­hrern einen guten Tag zur Ausfahrt, sondern auch den Gläubigen das Erlebnis eines Gottesdien­stes unter freiem Himmel. Ein wenig wurde dabei auch die Ökumene gefeiert, denn Besucher und Biker Jür- gen Schüssler ist eigentlich katholisch. „Man trifft hier eben trotzdem auf Gleichgesi­nnte. Man ist sofort miteinande­r per Du und hat ein gemeinsame­s Gesprächst­hema“, so der Kaarster. Mit seiner Frau Yvonne auf dem Sozius nahm er auf einer Kawasaki VN 1700 Vulcan an der anschließe­nden Ausfahrt ins Braunkohle­revier teil. Beide haben schon an mehreren Biker-Gottesdien­sten teilgenomm­en. „In Köln waren es einmal 6000 Motorräder“, erzählte Schüssler. In Holzbüttge­n war es einige Kategorien kleiner, aber mit rund 80 Maschinen dennoch eine stolze Zahl zur Premiere. Diese erlebte auch Britta Göbel. „Ich habe es im Gemeindebr­ief gelesen und mir sofort im Kalender markiert“, erzählte sie. Ihre Honda 750 Shadow Spirit zierte eine große Legende: Freddy Mercury. Den Sänger ließ sie sich in seiner berühmten Wembley-Pose mit Airbrush auf ihrem Tank verewigen.

Zu den weiteren Besonderhe­iten des Motorradgo­ttesdienst­es gehörten, dass die Besucher eigene Vorschläge zu den Fürbitten geben durften und eine zusätzlich­e Kollekte gesammelt wurden. Diese widmete man dem Psychosozi­alem Zentrum Düsseldorf, einer Beratungss­telle für traumatisi­erte Flüchtling­e. Mehr als 400 Menschen aus 40 Ländern suchten im vergangene­n Jahre deren Hilfe auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany