Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Trotz Streiks soll ein Drittel aller Züge in NRW fahren

Der Konzern will mit Beamten und Mitglieder­n der Konkurrenz­gewerkscha­ft EVG den Betrieb aufrechter­halten.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Heute müssen sich Bahnreisen­de auf massive Einschränk­ungen einstellen. Die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) hat ihre Mitglieder bundesweit zu einem 43-stündigen Streik im Personenve­rkehr aufgerufen. Da die Gewerkscha­ften nach eigenen Angaben rund 80 Prozent aller Lokführer vertritt, dürften die Auswirkung­en massiv sein. „In NRW haben sich beim letzten Streik etwa 91 Prozent unserer Mitglieder beteiligt“, sagte der GDL-Bezirksvor­sitzende von NRW, Sven Schmitte, unserer Zeitung. „Der Unfrieden in der Belegschaf­t ist riesig, weil viele das Gefühl haben, dass das Management uns über den Tisch ziehen will. Ich rechne deshalb auch diesmal mit einer regen Beteiligun­g.“

Der Streik beginnt im Personenve­rkehr heute am frühen Morgen um 2 Uhr und soll morgen um 21 Uhr beendet werden. Die Bahn veröffentl­ichte einen detaillier­ten Notfallfah­rplan. Zudem richtete das Unternehme­n neben der kostenpfli­chtigen Servicenum­mer 0180 6996633 (20 Cent pro Anruf aus dem Festnetz, bei Mobiltelef­onen maximal 60 Cent je Anruf) eine kostenlose Servicenum­mer unter 08000 996633 ein. „Wir gehen davon aus, dass wir mit Hilfe der beamteten und der in der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft or- ganisierte­n Lokführer etwa ein Drittel aller Züge in NRW bedienen können“, sagte ein Sprecher.

Für Kunden gelten die üblichen Fahrgastre­chte: Ab 60 Minuten Verspätung des Zuges am Zielbahnho­f erhalten Fahrgäste ein Viertel des gezahlten Fahrpreise­s für die einfache Fahrt zurück, ab zwei Stunden die Hälfte des Preises. Ab einer Verspätung von 20 Minuten kann der Fahrgast auch auf andere, nicht reservieru­ngspflicht­ige Züge ausweichen – Aufpreise für eine höhere Zugklasse müssen dabei allerdings zunächst bezahlt werden, können später aber von der Bahn zurückverl­angt werden. Bei einer zu erwartende­n Verspätung von mehr als einer Stunde kann der Kunde von seiner Reise zurücktret­en und sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen.

Was die Bahn ärgert, freut die Konkurrenz. Die Nordwestba­hn wies noch einmal ausdrückli­ch darauf hin, dass sie nicht vom Streik betroffen sei. MeinFernbu­s-Flixbus-Geschäftsf­ührer André Schwämmlei­n sagte nicht ohne Häme: „Während die GDL streikt, der Bahnvorsta­nd sich seine Bonuszahlu­ngen erhöht und die Schuld für die eigenen Fehler beim Fernbus sucht, konzentrie­ren wir uns auf unser Kerngeschä­ft.“

GDL-Bezirksche­f Schmitte verteidigt­e den Streik: „Die Mitglieder warten zu Recht auf eine bessere Bezahlung und familienfr­eundlicher­e Ar- beitszeite­n. Zudem darf es keine Niedrigloh­n-Lokführer geben, wie sie das Management bei den Rangierlok­führern haben will.“Schmitte zufolge summiere sich die Zahl der Überstunde­n bei den 30000 Lokführern und Zugbegleit­ern auf vier Millionen, während die restlichen 170000 Bahnbeschä­ftigten gerade einmal auf drei Millionen Überstunde­n kämen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany