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6:1 – der FC Bayern stürmt ins Halbfinale

Nach der ersten Halbzeit der Champions-League-Partie führt der deutsche Meister durch Robert Lewandowsk­i (2), Thiago, Jerome Boateng und Thomas Müller mit 5:0. Der FC Porto, im Hinspiel mit 3:1 siegreich, ist lange nur ein Spielball.

- VON CHRISTIAN KUNZ UND KLAUS BERGMANN

MÜNCHEN (dpa) Mit Fußball in Perfektion ist der FC Bayern in den Kreis der Champions-League-Titelanwär­ter zurückgest­ürmt. Wie ein Orkan sind die Münchner bei ihrer Aufholjagd im Viertelfin­al-Rückspiel eine Woche nach dem 1:3 über den FC Porto hinweggefe­gt und haben mit dem 6:1 wieder Kurs auf das Endspiel am 6. Juni in Berlin genommen. Nur in der Schlusspha­se schlichen sich ein paar Sorglosigk­eiten ein. Nun muss der deutsche Rekordmeis­ter für seinen Titeltraum das Halbfinale in der ersten Mai-Hälfte bestehen, das am Freitag ausgelost wird.

Thiago Alcántara, Jérôme Boateng, Robert Lewandowsk­i (2) und Thomas Müller sorgten schon für Beifallsst­ürme zur Pause. Müller ist nach seinem 27. Königsklas­sentor nun vor Mario Gomez alleiniger deutscher Rekordschü­tze. Porto konnte durch Jackson Martinez (73.) nur noch verkürzen, als die Bayern schon im Abspul-Modus waren. In der 87. Minute sah Portos Ivan Marcano die Gelb-Rote Karte nach einem Foul am überragend­en Thiago. Den Freistoß verwandelt­e Xabi Alonso zum 6:1.

Zum neunten Mal insgesamt und zum vierten Mal in Serie stehen die Münchner im Halbfinale der Königsklas­se. In der Festung Allianz Arena wurde die beeindruck­ende Europacup-Saisonquot­e auf fünf Siege und 18:1 Tore ausgebaut.

Erstmals wurde von den Bayern ein Zwei-Tore-Rückstand noch aufgeholt – dies war in der Champions League zuvor nur dem FC Barcelona, Manchester United, dem FC Chelsea und AS Monaco geglückt. Pep Guardiola wahrte seine Serie, in der Champions League mindestens immer das Halbfinale zu erreichen. An persönlich­em Einsatz ließ es auch der Trainer nicht missen: Seine graue Anzughose platzte an der Außennaht.

„Niemals aufgeben“gaben die Fans in ihrer Choreograp­hie das Motto des Abends vor. Die Bayern setzten es mit kontrollie­rter Leidenscha­ft auf dem Rasen schnell um. Kein taktisch blindes Anrennen wie vor einem Jahr gegen Real Madrid, aber vor allem keine dilettanti­schen Patzer wie in der Vorwoche in Porto. Kaum zu glauben, dass Guardiola seine Startforma­tion im Vergleich zum Hinspiel-Desaster nur auf einer Position verändert hatte - und Holger Badstuber (für Dante) hatte in der Defensive recht wenig zu tun.

In der 10. Minute gab Lewandowsk­i noch einen Warnschuss an den Pfosten ab. Kurz darauf köpfte der Thiago nach Flanke von Juan Bernat in spanischer Co-Produktion zur Führung ein - sein zweites Königsklas­sentor innerhalb einer Woche und das 350. der Bayern insgesamt. Energisch peitschte Thiago beim Jubel das Publikum an. Robben feierte ekstatisch auf der Tribüne - Guardiola aber tippte schnell mit beiden Zeigefinge­rn an den Kopf. Der Fußball mit Hirn sollte weiter gehen. Und es kam auch viel Herz dazu.

Das Spiel über die Flügel wurde angesichts des Fehlens der gesperrten Porto-Außenverte­idiger Danilo und Alex Sandro deutlich intensivie­rt – Philipp Lahm und Mario Götze wurden dort gesucht. Nach nur 22 Minuten war erreicht, wofür zuvor 90 Minuten veranschla­gt waren. Boateng köpfte nach einer Ecke zum 2:0 ein. Den wohl schönsten Angriff der Saison vollendete Lewandowsk­i nach Volley-Vorarbeit von Lahm und Müller ebenfalls per Kopfball zum 3:0. Müllers Fernschuss hoppelte abgefälsch­t zum 4:0 ins Tor. Lewandowsk­i legte noch einen Treffer nach Vorarbeit von Müller nach. Nach der fußballeri­sch wohl besten ersten Halbzeit der Bayern in der Champions League applaudier­ten die Fans stehend.

Die Perfektion der ersten Halbzeit wurde durch maximale Kontrolle abgelöst. Abgeklärt spielten die Münchner ihr Pensum herunter. Der ganz große Angriffssc­hwung war weg. Und plötzlich musste die Konzentrat­ion in der Schlusspha­se noch einmal hochgefahr­en werden, nachdem Martinez für das 1:5 gesorgt hatte. Xabi Alonso, im Hinspiel noch gescholten, beseitigte letzte Zweifel. „Wir haben in der ersten Halbzeit geil gespielt. Viele Leute haben gedacht, dass wir es nicht schaffen. Aber wir sind die Bayern“, sagte Torschütze Lewandowsk­i.

 ?? FOTO: DPA ?? Portos Casemiro fliegt vergeblich durch die Luft. Thomas Müller trifft zum 4:0 und ist mit seinem 27. Champions-League-Tor vor dem nun beim AC Florenz aktiven Mario Gomez der beste deutsche Torschütze in der Königsklas­se. Spitzenrei­ter sind Lionel...
FOTO: DPA Portos Casemiro fliegt vergeblich durch die Luft. Thomas Müller trifft zum 4:0 und ist mit seinem 27. Champions-League-Tor vor dem nun beim AC Florenz aktiven Mario Gomez der beste deutsche Torschütze in der Königsklas­se. Spitzenrei­ter sind Lionel...

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