Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Grundsteinlegung für die Bastille
Frankreich war ein von Krieg und Pest zerrüttetes Land, als König Karl V. im Jahr 1364 seinem Vater auf den Thron folgte. Seit rund 30 Jahren tobten die Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich, die Historiker heute als Hundertjährigen Krieg bezeichnen. Die Hauptstadt Paris sollte eine bessere Befestigung erhalten. Der Vogt von Paris, Hugues Aubriot, ließ die Stadtmauer erweitern und eine neue Anlage errichten: die Bastion de Saint-Antoine, die spätere Bastille. Am 22. April 1369 wurde der Grundstein gelegt. Das Gebäude diente zunächst als Stadttor, war aber auch eine Festung mit Wassergraben und Zinnentürmen. Zu einem Gefängnis wurde die Bastille erst 300 Jahre später, unter König Ludwig XIII. (1610 bis 1643). Das Stadttor wurde zugemauert, von nun an sollten hinter den dicken Mauern Kriminelle eingesperrt werden. Mehrere berühmte Franzosen waren dort inhaftiert, unter anderem der Schriftsteller Voltaire. Einer der letzten Gefangenen soll der Marquis de Sade gewesen sein, dessen Familie ihn wegen seiner umstrittenen Moralvorstellungen hatte einsperren lassen. Vermutlich gehörte der Marquis zu den sieben Gefangenen, die während des Sturms auf die Bastille im Juli 1789 befreit wurden. Zwei Tage nach diesen Ereignissen wurde das Gebäude vollständig abgerissen. Heute erinnert in Paris nur noch der Place de la Bastille an das ehemalige Stadttor und Gefängnis.