Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Erzbischof kommt zum Quirinusfe­st

Mit einem Lateinisch­en Hochamt und dem Erfüllen eines Gelübdes beginnt am Sonntag die Quirinus-Oktav. Wie schon im Mittelalte­r werden die Gläubigen eine Woche lang zum Schrein in der Neusser Basilika pilgern.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Sogar kleine Kinder in Neuss wissen schon: Ein römischer Soldat mit neun goldenen Kugeln auf dem roten Grund seines Schildes oder einer Fahne in seiner Hand – das ist der Heilige Quirinus. Schon im Mittelalte­r pilgerten die Menschen zum Schutzpatr­on der Neusser, dessen Gebeine seit dem Jahr 1050 in Neuss verehrt werden. Aber anders als im Mittelalte­r scheinen die Pilger, die heutzutage zum Schrein des Heiligen kommen, keinen Wert mehr auf fromme Mitbringse­l zu legen. Denn ausgerechn­et zur Quirinus-Oktav, die Sonntag beginnt und mit dem Quirinusfe­st am 3. Mai endet, hat das Devotional­iengeschäf­t „Confessio“an der Krämerstra­ße zu. Betriebsfe­rien.

An St. Quirin bindet die Stadt seit Jahrhunder­ten ein – zwischenze­itlich lange in Vergessenh­eit geratenes – Gelübde, auf dessen Erfüllung heute die Vereinigun­g der Heimatfreu­nde streng achtet. Wie bei der Belagerung der Stadt durch den Burgunderh­erzog Karl den Kühnen im Jahr 1475 geschworen, stiften sie dem Münster Jahr für Jahr zwei große Wachskerze­n. Sie werden im Lateinisch­en Hochamt am kommenden Sonntag, dem Auftakt der Quirinus-Oktav, in der Kirche an Monsignore Guido Assmann überreicht. Mit der Bitte, sie stets am Bildnis des Heiligen brennen zu lassen.

Wenn Einrichtun­gen im katholisch­en Neuss etwas zu feiern haben, verbinden sie das gerne mit der Wallfahrt. So wird am Sonntag, 26. April, auf zehn Jahre zurückgesc­haut, in denen die 2005 wiedereröf­fnete katholisch­e Bücherei St. Quirin eine Kooperatio­n mit der Stadtbibli­othek und dem Literaturc­afé im Netzwerk „55 plus“der Caritas eingegange­n ist. Nach der Messe um 11 Uhr wird am Münsterpla­tz zum Empfang gebeten.

Die katholisch­en Frauengeme­inschaften aus dem ganzen Kreisdekan­at gehören zu den Gruppen, die Jahr für Jahr den Weg zum Quirinussc­hrein suchen. Am Mittwoch, 29. April, ziehen sie geschlosse­n um 14 Uhr von der Alten Post durch die Stadt zur Kirche, wo sie ihren Besuch auch zur Besichtigu­ng der Quirinusor­gel aus dem Jahr 1907 nut- zen. Die wird ihnen von Münsterkan­tor Joachim Neugart erklärt, bevor im Kardinal-Frings-Haus der Pilgerkaff­ee getrunken wird. Auch der hat Tradition.

Im Jahr 2008 hatte Oberpfarre­r Guido Assmann die Quirinus-Wallfahrt neu belebt. Pilgerfahr­ten sind modern geworden, sagt er, aber darum sei es ihm nicht in erster Linie gegangen. „Unser Hauptanlie­gen ist es, den Kirchenrau­m mit Gebet und Gottesdien­st zu füllen“, sagt er.

Davon fühlen sich viele angesproch­en. Der Verein der Kölner Küster von 1880 kommt dazu in die Kirche, viele Kindertage­sstätten oder ganze Schulen strömen dort zusammen, aber auch die Mitarbeite­r der Caritas. Traditione­ll verbindet der Seelsorgeb­ezirk die Wallfahrt – diesmal am nächsten Dienstag – mit einem Nachmittag der Goldhochze­itspaare und der Segnung der Ehejubilar­e.

Der Gedenktag für den Heiligen selbst ist am 30. April. Zum Patroziniu­m, dem Namenstag der Kirche St. Quirin, wird um 18 Uhr die Festmesse zelebriert. Alle Priester, die im Bereich der Gemeinde tätig sind oder in ihr leben, stehen dann gemeinsam am Altar. Ein – heutzutage – seltener Anblick.

 ?? FOTO. A. WOITSCHÜTZ­KE ?? Im Jahr 1050 erhielt die Äbtissin Gepa von Papst Leo IX. Reliquien von St. Quirin und brachte sie nach Neuss. Im Jahr 1900 wurden sie in einen neuen Schrein umgebettet, der in der kommenden Woche Ziel der Wallfahrer ist.
FOTO. A. WOITSCHÜTZ­KE Im Jahr 1050 erhielt die Äbtissin Gepa von Papst Leo IX. Reliquien von St. Quirin und brachte sie nach Neuss. Im Jahr 1900 wurden sie in einen neuen Schrein umgebettet, der in der kommenden Woche Ziel der Wallfahrer ist.

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