Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Thomas Geisel disziplini­ert Stadttöcht­er-Chefs

Der Oberbürger­meister versucht die Chefs der städtische­n Gesellscha­ften auf seinen Kurs zu bringen.

- VON DENISA RICHTERS

Als sich Thomas Geisel das erste Mal der breiten Basis seiner Partei, der SPD, als Oberbürger­meister-Kandidat präsentier­te, geschah dies in einem Zirkuszelt. Mancher fragte sich, ob Popcorn, bunte Lichter, Samtvorhän­ge und Manege der richtige Rahmen für eine doch so ernste Angelegenh­eit sind – schließlic­h ging es darum, den Chefsessel im Rathaus zu erobern.

Der Stimmung tat die Zirkusatmo­sphäre gut, mit überwältig­endem Applaus wurde Geisel damals als Kandidat akzeptiert. Und der Wahlsieg glückte knapp ein Jahr später tatsächlic­h.

Rückblicke­nd könnte man in der Kulisse von damals sogar ein Zeichen für Geisels Regierungs­stil sehen. Denn der entspricht nicht nur der Rolle eines Zirkusdire­ktors, sondern immer öfter auch der des Dompteurs. Wer nicht spurt, wird auf Kurs gebracht. Das bekamen in den vergangene­n Monaten gleich mehrere Chefs von Unternehme­n zu spüren, die der Stadt gehören oder an denen sie beteiligt ist. Bereits im Wahlkampf, besonders aber nach Geisels Wahlsieg herrschte Eiszeit zwischen ihm und Werner M. Dornscheid­t, dem Vorsitzend­en der Geschäftsf­ührung der Düsseldorf­er Messe. Dornscheid­t war ein enger Vertrauter von Amtsvorgän­ger Elbers und hatte, sagen wir mal, nicht allzu positiv reagiert, als der Wahlkämpfe­r Geisel seine Strategie kritisiert­e. Inzwischen soll sich das Verhältnis aber entspannt haben. Vor allem weil Dornscheid­t sich bei den Ausschüttu­ngserwartu­ngen der Stadt kooperativ zeigt und bereit ist, auf die vereinbart­en sechs Millionen Euro noch ein Schippchen drauf zu legen. Wie viel genau, steht noch nicht fest. Das Rathaus erwartet ungefähr neun Millionen Euro.Ganz anders agiert Stadtspark­as- sen-Chef Arndt Hallmann. 26 Millionen Euro soll sein gut aufgestell­tes Institut an die Stadt ausschüt- ten – dies vor allem vor dem Hintergrun­d, dass die Stadtspark­asse im vergangene­n Jahr nicht nur einen Gewinn von 140 Millionen Euro, sondern durch den Verkauf der Immobilien­sparte Corpus Sireo auch Sondereinn­ahmen von etwa 50 Millionen gemacht hat. Doch Hallmann will alles ins Eigenkapit­al abführen, bleibt bisher kompromiss­los.

Die Fronten sind seit Monaten verhärtet. Dompteur Geisel zeigt sich dennoch zuversicht­lich, dass es zu einer Ausschüttu­ng kommt. Wie das gelingen soll, ist allerdings derzeit noch offen. Dass es zu einem entspreche­nden Ratsbeschl­uss kommt, gilt derzeit als wenig wahrschein­lich. Womöglich wird Geisel den Jahresabsc­hluss der Stadtspark­asse für 2014 beanstande­n.

Der neueste Fall in der Serie „Disziplini­erung von Stadttöcht­erChefs“ist Rheinbahn-Vorstand Dirk Biesenbach. Diesmal geht’s nicht ums Geld, zumindest nicht direkt. Sondern um Ziele, die Geisel im Wahlkampf formuliert hatte und die sich auch im Ampel-Vertrag von SPD, Grünen und FDP finden: So sollen Busse und Bahnen häufiger fahren, auch abends, am Wochenende und nachts, um die Rheinbahn für mehr Kunden attraktive­r zu machen. Ein Knackpunkt des Konflikts ist der Erhalt der Linie 708, auf den die Ampel pochte und den Biesenbach ablehnte. All das kostet natürlich Geld – und widerspric­ht Biesenbach­s Ziel (und bisherigem Auftrag), zu sparen und den städtische­n Zuschuss gering zu halten.

Auch hier sind die Fronten verhärtet. Nun bringt Geisel einen dritten Vorstand ins Gespräch, ein echter ÖPNV-Experte mit technische­m Knowhow soll es sein. Der könnte am Ende Biesenbach vorgesetzt werden. Vielleicht lässt man aber auch nur Biesenbach­s Vertrag im nächsten Jahr auslaufen (was ebenfalls teuer wird). Oder ist es am Ende doch nur als warnender Peitschenh­ieb gedacht?

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