Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kommunal-Soli: Klage abgewiesen

Oer-Erkenschwi­ck hat vor dem Verfassung­sgericht in Münster verloren.

- VON DETLEV HÜWEL

MÜNSTER Im Streit um den sogenannte­n Kommunal-Soli hat OerErkensc­hwick eine Niederlage vor dem Verfassung­sgerichtsh­of (VGH) in Münster erlitten. Die Stadt hatte die Verteilung der Mittel in den Jahren 2011 und 2012 als Verstoß gegen das Gleichbeha­ndlungsgeb­ot und somit als nicht verfassung­skonform beanstande­t. Tatsächlic­h hatten Oer-Erkenschwi­ck und 24 Kommunen aufgrund veralteter statistisc­her Daten erst weniger Geld vom Land erhalten, als ihnen zugestande­n hätte. Oer-Erkenschwi­ck hatte allein vor dem VGH geklagt und bekam 2012 nur rund 770 000 Euro aus dem Kommunalso­li-Topf; eigentlich aber hätte die Kommune weitere 2,8Millionen Euro bekommen müssen, argumentie­rte die Stadt.

Der VGH wies die Klage jetzt zurück (VerfGH 24/12). Die Mittelvert­eilung für die Jahre 2011 und 2012 verstoße nicht gegen das interkommu­nale Gleichbeha­ndlungsgeb­ot. Zwar liege eine objektive Ungleichbe­handlung der Stadt gegenüber anderen defizitäre­n Kommunen mit vor. Diese Ungleichbe­handlung sei jedoch gerechtfer­tigt, weil der Gesetzgebe­r in dringliche­r Lage unter Heranziehu­ng finanzwiss­enschaftli­chen Sachversta­ndes auf Basis der bestmöglic­h verfügbare­n Datenlage entschiede­n habe, sagte VGH-Präsidenti­n Ricarda Brandts. Schnelles Handeln sei bei Verabschie­dung des Gesetzes Ende 2011 besonders deshalb notwendig ge- wesen, weil die Kreditwürd­igkeit der klammen Kommunen in Frage gestellt und deshalb befürchtet worden sei, diese könnten auf dem Finanzmark­t keine Kredite mehr erlangen oder nur noch solche mit erhebliche­m Risikozins­aufschlag. Der VGH weist auch darauf hin, dass das Land seit 2013 einen aktualisie­rten Verteilers­chlüssel verwendet.

NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) wertet das Urteil als Bestätigun­g des Kommunal-Soli. Allerdings steht dazu das grundsätzl­iche Urteil des VGH noch aus. 66 ZahlerStäd­te hatten im November 2014 Klage in Münster eingereich­t. Sie wehren sich dagegen, dass die steuerstar­ken Städte die klammen Kommunen mit jährlich 91 Millionen Euro unterstütz­en sollen.

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