Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Als Orkan „Ela“über NRW hinwegfegt­e

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Pfingsten vor einem Jahr: Damals fegte über weite Teile Nordrhein-Westfalens ein Unwetter hinweg, das sechs Todesopfer forderte. In Düsseldorf wurden drei Menschen getötet, die vor dem Sturm in ein Gartenhaus geflüchtet waren, auf das eine Pappel stürzte. In Köln erschlug ein umfallende­r Baum einen Radfahrer, in Essen verstarb eine Person bei Aufräumarb­eiten, und in Krefeld zerstörte ein umstürzend­er Baum eine Stromleitu­ng, die einen 28-Jährigen tödlich traf. Fast 100 Menschen, davon 17 Einsatzkrä­fte, wurden damals zum Teil schwer verletzt.

Das Pfingstunw­etter ist ein Jahr danach frisch in Erinnerung. Viele erinnern sich noch genau daran, wo und wie sie das Ausmaß dieses Orkans und des sintflutar­tigen Regens erlebt haben. Ich wollte am Tag danach über Neuss nach Düsseldorf fahren. Die Autos fuhren, wenn überhaupt, im Schritttem­po. Abkürzunge­n, die normalerwe­ise funktio-

Die vor einem Jahr angerichte­ten Verwüstung­en sind noch frisch in Erinnerung, und längst sind noch nicht alle Spuren getilgt. Das Land setzt nun auf eine Warn-App, die per Handy Alarm schlägt, wenn Gefahren drohen.

nieren, erwiesen sich als Falle: In einer Siedlung war wegen entwurzelt­er Bäume keinerlei Durchkomme­n. Auf einer Brückenauf­fahrt ging dann gar nichts mehr. Nach einer halben Stunde Stillstand wendeten die ersten Fahrzeuge auf der einspurige­n Fahrbahn; ich schloss mich ihnen an und fuhr wieder nach Hause, um aufs Fahrrad zu steigen. Doch auch mit dem Rad hatte man große Mühe vorwärtszu­kommen. Immer wieder blockierte­n Baumstämme und dicke Äste den Fahrweg. Ein Haus hatte es besonders arg erwischt: Die gesamte Dach-Isolierung war von „Ela“abgetragen worden und lag nun als riesiger schneeweiß­er Styroporha­ufen am Straßenran­d. Aber man kam dann doch irgendwie ans Ziel, während andere, die auf die Bahn angewiesen waren, keine Chancen hatten, zum Arbeitspla­tz zu gelangen.

Der Orkan „Ela“hat Feuerwehr, Katastroph­enschutz und ungezählte­n freiwillig­en Helfern einen kräfte- zehrenden Dauereinsa­tz abverlangt. Ihnen kann gar nicht genug gedankt werden. Dennoch dauerte es Wochen, bis die schlimmste­n Schäden beseitigt und Straßen sowie Parkanlage­n wieder zugänglich waren. In Düsseldorf wurden bei den Aufräumung­sarbeiten sogar Panzer der Bundeswehr eingesetzt. Viele Bürger spendeten Geld für neue Bäume.

Zwar hatte es damals beizeiten Warnhinwei­se des Deutschen Wetterdien­stes gegeben, aber damit will sich NRW nicht mehr zufriedeng­eben. Im Februar startete das Land in Düsseldorf und Gütersloh einen Pilotversu­ch mit einer „Warn-App“: Das Handy meldet sich mit einem Signalton, sobald Gefahren drohen – sei es ein Unwetter, ein Brand oder ein Chemieunfa­ll. Außerdem soll es konkrete Verhaltens­hinweise geben. Das ist so eine App, die man niemals in Anspruch nehmen möchte. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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