Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

AfD blockiert sich selbst und beginnt mit Spaltung

Euroskepti­ker gegen Rechtspopu­listen – für den Parteitag sammeln beide Seiten Mitstreite­r.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die AfD steuert auf ein finales Duell zwischen den wirtschaft­sliberalen Kräften um Parteigrün­der Bernd Lucke und rechtsnati­onalen Kreisen um die Co-Vorsitzend­en Frauke Petry und Konrad Adam zu. Die faktische Spaltung der Partei führte bereits zur organisato­rischen Lähmung: Die Parteichef­s ließen sich gegenseiti­g den Zugriff auf die Mitglieder-Datenbank sperren. Lucke macht nun mit einer eigenen Homepage und einem „Weckruf 2015“seine Anhänger mobil.

Die Spaltung zieht sich quer durch die Landesverb­ände. Petry, die auch Landeschef­in der AfD in Sachsen ist, wird von Brandenbur­g (Alexander Gauland) und NRW (Marcus Pretzell) unterstütz­t. Zu Luckes „Weckruf“-Unterzeich­nern gehören die Chefs von Hamburg (Jörn Kruse), Rheinland-Pfalz (Uwe Zimmermann), Schleswig-Holstein (Bernd Kölmel) sowie viele ehemalige Vorstandsm­itglieder, die gemeinsam gegen den innerparte­ilichen Rechtsdral­l protestier­en.

Die Vorsitzend­en machten gestern in getrennten Pressekonf­eren- zen in Straßburg (Lucke) und Dresden (Petry) weiter öffentlich gegeneinan­der Front. Lucke rief seine KoVorsitze­nde auf, sich seinem „Weckruf“anzuschlie­ßen und der Gefahr zu begegnen, durch einen falschen Zungenschl­ag viele Mitglieder zu verlieren. Lucke will eine Partei ohne „Karrierist­en, Intrigante­n und Vertreter der Neuen Rechten“. Petry dagegen warf Lucke Verunsiche­rung der Mitglieder vor. Beide wollen nun die Entscheidu­ng beim Bundespart­eitag Mitte Juni. Petry schloss nicht aus, gegen Lucke zu kandidiere­n.

SPD-Vize Ralf Stegner liest nicht erst aus der Entwicklun­g in den letzten Tagen heraus, dass die AfD „ein Sammelsuri­um von Nationalis­ten, antieuropä­ischen, rechtspopu­listischen und reaktionär­en Wirrköpfen ist und bleibt“. Damit könne es für eine demokratis­che Partei niemals eine Zusammenar­beit, sondern nur entschiede­ne Ablehnung geben. „Wer dabei die Führungsfi­guren der AfD sind, spielt in diesem Zusammenha­ng keine wesentlich­e Rolle mehr“, sagte Stegner unserer Zeitung. Für CDU-Vorstandsm­itglied Herbert Reul zeigen die „chaoti- schen Zustände in der AfD“, dass Parteiarbe­it nicht nur aus populistis­chen Parolen bestehen könne. Immer gehe es auch darum, Kompromiss­e zu machen. „Die AfD scheitert schon daran“, meinte der Europapoli­tiker. Auch aus seiner Sicht sei es „egal“, wer sich in dem Machtkampf durchsetze: „Betonköpfe auf der einen Seite, Betonköpfe auf der anderen Seite.“Und zum Anspruch der AfD, eine Alternativ­e für das bürgerlich­e Publikum zu sein, bemerkte Reul, dass er schon die Umgangsfor­men in dieser Partei „nicht als bürgerlich bezeichnen“könne.

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