Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Essener Kreisligis­t tauscht nach Boykott den Kader aus

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ESSEN (sef) Es war Ende März, als die Vereine der Kreisliga B, Gruppe 1 genug hatten. In einem offenen Brief beschlosse­n sie, nicht mehr zu den Spielen gegen den Ligakonkur­renten BV Altenessen II anzutreten. Ihr Vorwurf: Spieler des Vereins sollen ihre Gegner auf und abseits des Felds bedroht, beleidigt und beschimpft haben. Der bislang einzigarti­ge Boykott brachte die Essener bundesweit in die Schlagzeil­en.

Der Höhepunkt der Gewalt, der die Mannschaft­en wohl ins Grübeln brachte, hatte sich schon Ende Februar ereignet. Der Kapitän der Altenessen­er hatte den Schiedsric­hter in einem Ligaspiel mit einem Faustschla­g niedergest­reckt. Der Spieler wurde lebenslang gesperrt.

Danach wurde es kurios: Weil es die Ligaregula­rien so vorsehen, wurden den vermeintli­chen Rüpeln der Liga für jedes der boykottier­ten Spiele drei Punkte zugeschrie­ben. Durch diese Regelung ist den Altenessen­ern der Aufstieg in die Kreisliga A als Meister nicht mehr zu nehmen. Und diesen will der Verein auch wahrnehmen. Dafür hat er bereits einen neuen Trainer verpflicht­et, der schon große Teile des Kaders ausgetausc­ht hat. 16 neue Spieler wurden verpflicht­et, bei der Auswahl der Akteure wurde explizit auf den Charakter geachtet, teilte der Verein mit. „Darüber nachgedach­t, den Aufstieg nicht wahrzunehm­en, haben wir. Aber wenn wir das nicht machen würden, hätten wir nächstes Jahr ähnliche Probleme. In der neuen Saison spielen wir mit neuer Mannschaft gegen neue Gegner“, erklärte der sportliche Leiter Walter Minewitsch. Diese Argumentat­ion kann nicht jeder nachvollzi­ehen. Viele meinen, der Verein hätte auf den Aufstieg verzichten können, als Zeichen an die übrigen Vereine. Die Verantwort­lichen sehen das aber anders: „Man muss dazu sagen, dass die Anschuldig­ungen zum großen Teil nicht der Wahrheit entspreche­n. Das Team hat sich bis auf den einen Vorfall eigentlich nichts zu Schulden kommen lassen“, sagte Minewitsch. Das würden die Spielberic­hte der vor dem Boykott absolviert­en Partien belegen. Darin hätte der Schiedsric­hter nämlich keine Beleidigun­gen seitens der Altenessen­er vermerkt.

Die Anschuldig­ungen der Vereine behaupten anderes. In deren Schreiben hieß es im März: „Wenn man im Hobbyfußba­ll an einem Punkt ankommt, wo Spieler, Verantwort­liche und Schiedsric­hter Angst vor einem gewaltbere­iten Gegner haben müssen, hören der Spaß und die Liebe zum Sport einfach auf.“Dazu sagt der BVA: „Wir werden versuchen, unser Image auf sportliche Weise wieder herzustell­en.“

„Man muss dazu sagen, dass die Anschuldig­ungen zum großen Teil nicht der Wahrheit

entspreche­n“

Walter Minewitsch

Sportliche­r Leiter Altenessen

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