Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rücksicht statt Schilder im Verkehr

SPD: Stadt soll Projekt für das Verkehrsko­nzept „Shared Space“erarbeiten.

- VON ANDREAS GRUHN

NEUSS Eine Verkehrsfl­äche ohne Ampeln, Schilder und Gehwege, die aber von Autos, Fahrrädern und Fußgängern zusammen genutzt wird – geht es nach dem Willen der SPD, könnte es dies bald in Neuss geben. Die Verwaltung solle ein Konzept für ein Pilotproje­kt ausarbeite­n, wie und wo man das Verkehrsko­nzept mit Namen „Shared Space“(deutsch: geteilter Raum) in der Stadt umsetzen kann. Heute wird im Planungsau­sschuss über einen entspreche­nden SPD-Antrag beraten. Ob es eine Mehrheit geben wird, ist noch offen. Man sei noch in Beratungen, hieß es aus der schwarz-grünen Ratsmehrhe­it.

Charakteri­stisch für „Shared Space“ist die Idee, im Straßenrau­m auf Verkehrsze­ichen, Ampeln und Fahrbahnma­rkierungen zu verzichten. Die Verkehrste­ilnehmer sollen vollständi­g gleichbere­chtigt, der motorisier­te Verkehr nicht dominant sein. Durch die „Entregelun­g“wird eine gewollte Unsicherhe­it erzeugt, die zu Aufmerksam­keit und gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme zwingen soll. Dafür werden diese städtische­n Räume attraktiv gestaltet zum Beispiel mit Pflastern, Blumenkübe­ln und anderen Elementen, die dafür sorgen, dass etwa Autos nicht rasen können. An derart umgestalte­ten Straßenzüg­en seien Verkehrsun­fälle um etwa 60 Prozent gesunken, führt die SPD in ihrem Antrag an.

Auch in anderen Städten wird derzeit diskutiert, dieses Konzept zumindest stellenwei­se einzuführe­n – etwa in Hilden, Krefeld und Geldern. In Duisburg wurde das Konzept in den vergangene­n Jahren gleich an fünf Plätzen umgesetzt. Beteiligt war damals der heutige Neusser Beigeordne­te für Planung, Christoph Hölters. „Für mich ist das Konzept ,Shared Space’ immer eine Variante, die bei einer Planung durchdacht werden muss“, sagte Hölters gestern. Künftig könnte dieses Konzept beispielsw­eise für weitere Planungen für den TheodorHeu­ss-Platz eine Rolle spielen, meint Hölters. „In diesem Bereich kann das eine Lösung sein, aber das ist eine von vielen Varianten, die wir an dieser Stelle prüfen werden, wenn es soweit ist.“In Duisburg waren an mehreren Stellen Ortskerne nach dem Konzept umgestalte­t worden. Dort sind verkehrsbe­ruhigte Zonen entstanden, die von Hauptverke­hrsstraßen durchzogen sind.

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ARCHIVFOTO: OLAF STASCHIK Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger nutzen gemeinsam eine Fläche und nehmen Rücksicht – das ist die Idee hinter „Shared Space“.

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