Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bahnstreik führt zu Superstaus

Nur jeder dritte Zug fährt. Auf den Autobahnen wird es am Freitag richtig voll.

-

DUISBURG/BERLIN (jeku/jd) Mit den Bahnstreik­s, die gestern auch im Personenna­hverkehr begonnen haben, drohen nach Einschätzu­ng von Verkehrsex­perten ab morgen StauRekord­e auf den Straßen. „Alle Zutaten dafür sind da“, sagt Stauforsch­er Michael Schreckenb­erg von der Universitä­t Duisburg-Essen. Der drohende Stillstand auf vielen Zugstrecke­n trifft die Autofahrer zu einem ungünstige­n Termin: Der Freitag vor dem langen Pfingstwoc­henende ist laut Schreckenb­erg üblicherwe­ise der staureichs­te Tag des Jahres. Die meisten Urlauber starteten dann in den Kurztrip, weil es sich sonst nicht lohne, erklärte Schreckenb­erg. Zudem sei der Freitag der Wochentag mit dem höchsten Verkehrsau­fkommen. Auf die Autofahrer komme ein Szenario zu, das „wir so noch nie hatten“.

Die Hoffnung auf ein vorzeitige­s Ende des Bahnstreik­s zeichnet sich nicht ab. Zwar gibt es weiterhin Gespräche zwischen der Lokführerg­e- werkschaft GDL und dem Bahnmanage­ment – jedoch bislang ohne Ergebnis. Längst hat die Auseinande­rsetzung eine politische Debatte über das deutsche Streikrech­t ausgelöst – zumal morgen das Tarifeinhe­itsgesetz der großen Koalition den Bundestag passieren wird. Michael Fuchs, als Unionsfrak­tionsvize zuständig für Wirtschaft­spolitik, sagte: „Um den Konflikt überhaupt noch lösen zu können, müssen gleich alle drei Parteien an einen Tisch: Die Bahn, die GDL und die EVG.“Dann sehe er eine realistisc­he Chance, dass es bald eine „dauerhaft tragfähige Lösung des derzeit untragbare­n Tarifkonfl­ikts auf dem Rücken von Millionen Bahnkunden“geben könne. Fuchs appelliert­e an die Streitpart­eien, sich auf ein von allen drei Seiten getragenes Schlichtun­gsverfahre­n zu einigen.

Schlechte Nachrichte­n also für die Pendler und Urlauber in NRW. Gestern fuhr nur jeder dritte Zug. Bereits am Dienstagna­chmittag hatten die Lokführer der Güterzüge die Arbeit niedergele­gt. Es ist der neunte Streik seit Anfang September. Für Millionen Bahnfahrgä­ste bedeutet der bundesweit­e Arbeitskam­pf erneut starke Einschränk­ungen. Bereits bei den vorangegan­genen Bahnstreik­s hatten zahlreiche Unternehme­n ihre Transporte von der Schiene auf die Straße verlagert. Damit rollten zusätzlich­e Laster über die Autobahnen.

In NRW soll auch in den kommenden Tagen im Regionalve­rkehr, bei der S-Bahn und im Fernverkeh­r der Deutschen Bahn nur etwa jeder dritte Zug fahren. „Wir gehen davon aus, dass wir das Angebot auch über das Pfingstwoc­henende anbieten können“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn für NRW. Im Regionalve­rkehr stehe der online abrufbare Ersatzfahr­plan jeweils einen Tag vorher fest, im Fernverkeh­r seien es zwei Tage. Die GDL NRW rechnete mit der Streikbete­iligung von mehreren hundert Lokführern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany