Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Gewinner und Verlierer einer Warenhaus-Fusion

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Fast drei Milliarden Euro – bei dem Angebot für die Galeria Kaufhof könnte Metro-Chef Olaf Koch schon schwach werden. Rechnet man genau, ist die Offerte fast doppelt so hoch wie das, was René Benko 2011 geboten hat. Metro-Großaktion­är Haniel würde sich vermutlich auch über einen entspreche­nden Verkaufser­lös freuen. Der einzige Wermutstro­pfen: „Die Metro würde ihren derzeit profitabel­sten Teil abgeben“, sagt Gerrit Heinemann, Handelsexp­erte und Professor an der Hochschule Niederrhei­n. GEWINNER Dennoch gehört die Metro wohl zu denjenigen, die von einem solchen Deal profitiere­n wür- den. Und sie hat noch einen Pfeil im Köcher: Der kanadische Warenhaus-Betreiber Hudson’s Bay gilt als zweiter Interessen­t, hat aber anders als Benko noch kein Angebot abgegeben. Was für die Kanadier spricht, ist ihre Erfahrung im Warenhausg­eschäft und die Tatsache, dass vermutlich mehr Galeria-KaufhofHäu­ser überleben würden, als dies langfristi­g bei einer Fusion mit Karstadt passieren würde.

Der zweite Gewinner wäre wohl Benko selbst. Der erhielte nämlich Zugriff auf viele Kaufhof-Immobilien und könnte langfristi­g seine Idee von weiteren großen Shopping-Centern in Deutschlan­d verwirklic­hen – vor allem in den Zentren wie Düsseldorf, in denen Kaufhof und Karstadt beide vertreten sind. Ein gemeinsame­s Unternehme­n würde vermutlich in die KaDeWe-Group integriert werden, in der bereits die drei Premium-Häuser in Berlin (KaDeWe), München (Oberpollin­ger) und Hamburg (Alsterhaus) versammelt sind. KARSTADT Der Gewinner Nummer drei? Das mag paradox klingen, aber: „Für Karstadt wäre eine Fusion die beste Lösung, denn es gibt wohl keine andere“, so Heinemann. Die Erklärung: Unter einer anderen operativen Führung, mit dem besseren Warenwirts­chaftssyst­em, dem besseren Sortiment und dem margenstär­keren Eigenmarke­n-Geschäft von Kaufhof sind die Perspektiv­en für die Essener besser als im Alleingang. Denn sie selbst haben niemanden, der investiert.

Umsatz

2010/11

Ergebnis (in Mio. €)

3,08

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