Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ausgezeichnete Altorientalistin
NRW-Akademie ehrt Susanne Paulus mit dem Karl-Arnold-Preis.
DÜSSELDORF Hethitisch, Sumerisch, Elamisch – diese Sprachen ereilte dasselbe Schicksal wie die Dinosaurier: Sie sind ausgestorben. Ihre Kenntnis ist nur noch Wissenschaftlern wie Susanne Paulus vorbehalten, die die Geschichte und Kultur des alten Orients erforschen. Paulus arbeitet am Institut für Altorientarische Philologie der Universität Münster. Ihr hat die Nordrheinwestfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gestern bei ihrer Jahresfeier den Karl-ArnoldPreis verliehen.
Mit diesem Preis zeichnet die Akademie jedes Jahr einen herausragenden Nachwuchswissenschaftler aus. In diesem Jahr hatte die geisteswissenschaftliche Sektion der Akademie das Vorschlagsrecht. Paulus bekommt ein Preisgeld von 10000 Euro. Die Auszeichnung erhält sie wegen ihrer mit „summa cum laude“bewerteten Dissertation über die babylonischen Kudurru-Inschriften.
Paulus gehört seit 2013 zum Jungen Kolleg der Akademie, in dem sich Nachwuchswissenschaftler zusammenschließen. Sie weist mit ihren 33 Jahren bereits eine beachtliche Liste von wissenschaftlichen Publikationen auf. „Die Kurve ihrer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit ist früh steil nach oben gegangen“, sagte der Laudator Wolfgang Lebek, Sekretar der Klasse für Geisteswissenschaften in der Akademie. Bereits mit 25 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Aufsatz. Paulus forscht zur Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Vorderasiens.
Sie wünsche sich, einmal bei einer Ausgrabung im Irak dabei zu sein, sagte die Preisträgerin gestern. Angesichts der Zerstörung nichtislamischer Kulturgüter durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“sei ihre Arbeit wertvoll und eine Art geistige Entwicklungshilfe, um das kulturelle Erbe der betroffenen Länder zu erschließen, sagte Lebek.
Vor der Preisverleihung hatte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze in ihrem Grußwort den niedrigen Anteil weiblicher Mitglieder in der Akademie bemängelt. Akademiepräsident Hanns Hatt versprach, dass die Akademie den weiblichen Nachwuchs in Zukunft stärker fördern wolle. Hatt scheidet Ende dieses Jahres turnusgemäß als Präsident aus. Vom 1. September an wird er für drei Jahre der neue Präsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest.