Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flüchtling­e warten in Neuss auf Abschiebun­g

In der Zentralen Unterbring­ungseinric­htung leben derzeit vor allem Menschen aus dem Kosovo, die kaum Aussicht auf Asyl haben.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Zentrale Unterbring­ungseinric­htung des Landes ist von einem Haus des Willkommen­s zu einem des Abschieds von Deutschlan­d geworden. Vorübergeh­end, wie Christoph Söbbeler von der in Flüchtling­sfragen federführe­nden Bezirksreg­ierung Arnsberg betont, ist das ehemalige AlexiusKra­nkenhaus unter den 22 Einrichtun­gen im Land eine der wenigen, wo im Schwerpunk­t Asylbewerb­er aus dem Kosovo untergebra­cht werden. Menschen, die in den allermeist­en Fällen nicht damit rechnen können, dass ihnen Deutschlan­d Asyl gewährt – und für die es von Neuss aus direkt in die Heimat geht.

Auch gestern wurden wieder Kosovo-Albaner auf Weisung des Bundesamte­s für Migration abgeschobe­n. Damit sank die aktuelle Belegung von 395 (Stand Montag) auf 384. Es sei aber vorgesehen, so Söbbeler, kurzfristi­g wieder zu einer Normalvert­eilung hinsichtli­ch der Herkunftsl­änder zurückzufi­nden.

Seit Jahresbegi­nn verzeichne­t Deutschlan­d zu der steigenden Zahl von Flüchtling­en auch eine Zuwanderun­gswelle aus dem Kosovo. Da diese Menschen in der Regel keinen Asylanspru­ch haben, reagierte das Land mit zwei Maßnahmen: Alle Asylanträg­e aus dieser Gruppe wer- den in einem beschleuni­gten, allerdings nicht vereinfach­ten Verfahren geprüft. Sie werden schlicht vorgezogen. Zudem kommen diese Antragstel­ler in zentrale Unterkünft­e, wo sie bis zu drei Monaten bleiben dürfen. Andere Flüchtling­e werden vor Ablauf dieser Frist nach einem bestimmten Schlüssel auf andere Einrichtun­gen verteilt, den KosovoAlba­nern werde diese Schleife, so Söbbeler erspart.

Mit dieser Perspektiv­e vor Augen kann Klaus Kocks verstehen, dass Asylbewerb­er „zu Vorwürfen neigen“. Die aber, so ergänzt der Spre- cher des Sozialdien­stleisters „European Homecare“, würden von seiten des Betreibers der Einrichtun­g im ehemaligen Alexius-Krankenhau­s nicht justiziabe­l gemacht. Aber European Homecare wie auch die Bezirksreg­ierung reagieren, wenn solche Vorwürfe öffentlich werden.

So liegt der Polizei seit Dienstag ein Antrag der Bezirksreg­ierung vor, Vorwürfen, die den Anfangsver­dacht für das Vorliegen einer Straftat darstellen könnten, nachzugehe­n. Polizeispr­echer Hans-Willi Arnold bestätigte entspreche­nde Ermittlung­en. Dabei geht es um die Taschengel­der, die nicht vollständi­g an die Flüchtling­e ausgezahlt worden sein sollen oder aber um den Vorwurf, das Kleiderspe­nden aus der Neusser Bevölkerun­g „umgeleitet“würden. In beiden Fällen liegen der Bezirksreg­ierung, die diese Einrichtun­gen laufend, wie es in einer Stellungna­hme heißt, von mobilen Kontrollte­ams überprüfen lässt, keinerlei Hinweise auf Unregelmäß­igkeiten vor. Trotzdem geht sie den Vorwürfen nun nach.

Kocks ergänzt: „Gerade die Taschengel­dauszahlun­g ist der am strengsten kontrollie­rte Bereich.“Die Auszahlung wird von Mitarbeite­rn der Bezirksreg­ierung veranlasst und kontrollie­rt und von European Homecare vorgenomme­n.

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