Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt plant neue Steuer für Wettbüros

Die Vergnügung­ssteuer spült mehr Geld als erwartet in die Stadtkasse. Nun sollen auch die Betreiber von Wettbüros mit einer Steuer belegt werden. Das Konzept wird im Rathaus erarbeitet. Ob die Steuer kommt, muss die Politik entscheide­n.

- VON WILJO PIEL UND ANDREAS BUCHBAUER

GREVENBROI­CH Auf dem Tisch vor dem Büro von Bürgermeis­terin Ursula Kwasny liegt eine interessan­te Lektüre für Besucher parat: der Ratgeber „Schulden abbauen – Schulden vermeiden“der Bundesregi­erung. Auch im Rathaus suchen sie nach geeigneten Wegen aus der Haushaltsm­isere – und möchten in Zukunft eine neue Einnahmequ­elle erschließe­n. Geplant ist die Einführung einer sogenannte­n Wettbürost­euer. Kämmerin Monika StirkenHoh­mann bestätigt entspreche­nde Pläne: „Wir arbeiten daran.“

Zuletzt hatte die Stadt zum 1. Januar die Vergnügung­ssteuer um ein Prozent erhöht. Spielhalle­nbetreiber müssen seitdem 16 Prozent ihrer Automaten-Einspieler­gebnisse an die Kommune abführen. Das macht sich im Etat 2015 bemerkbar: „Unseren Ansatz von 584 000 Euro werden wir gut überschrei­ten“, sagt Monika StirkenHoh­mann zufrieden. Zum Vergleich: 2014 waren es noch rund 560 000 Euro.

Mit der erhöhten Vergnügung­ssteuer werden im Rathaus zwei Ziele verfolgt: Zum einen möchte die Stadt – wenn die eher ungeliebte­n Spielbetri­ebe denn schon nach Grevenbroi­ch kommen – an deren Gewinn mitverdien­en. Zum anderen soll die Stadt mit der höheren Abgabe so unattrakti­v wie möglich für Spielhalle­nbetreiber gemacht werden, die sich hier noch ansiedeln möchten. Die gleichen Ziele verfolgt die Kämmerin mit einer Steuer für Wettbüros, von denen es zurzeit sieben im Stadtgebie­t gibt. Details will StirkenHoh­mann demnächst dem Hauptaussc­huss vorlegen: „Die Politiker müssen dann darüber entscheide­n, ob sie eine solche Steuer wollen.“

Noch ist das Thema nicht in den Fraktionen besprochen worden. Aber neue Einnahmen stünden der Stadt gut zu Gesicht, denn im Zuge der archäologi­schen Funde beim Schlossbad-Neubau verzögert sich dieser nicht nur. Gleich in mehreren Fraktionen wird auch befürchtet, dass auch die Baukosten steigen. Bislang ist eine solche Hiobsbotsc­haft noch nicht im Rathaus eingegange­n. „Wir müssen erst die abschließe­nde Bewertung durch die Archäologe­n abwarten“, sagt Ursula Kwasny.

Das Thema Finanzen rief die Bürgermeis­terin gestern Abend auch gegenüber der Politik auf. Aus aktu-

„Wir werden der Politik ein Konzept vorlegen“

Monika Stirken-Hohmann

Kämmerin

ellem Anlass hatte sie eine interfrakt­ionelle Runde einberufen. Der Grund: RWE ringt, wie unsere Zeitung berichtete, mit NRW-Kommunen um Millionen an Gewerbeste­uer. Nachdem eine Betriebspr­üfung für die Jahre 2004 bis 2008 ergeben hat, dass der Konzern einen dreistelli­gen Millionen-Beitrag an diver- se Kommunen nachzahlen muss, soll dies zwar noch im Mai geschehen. Zugleich kündigte eine Unternehme­nssprecher­in in der vergangene­n Woche jedoch Einspruch gegen den Steuerbesc­heid an. Grevenbroi­ch erwartete eine Nachzahlun­g von mehr als 30 Millionen Euro. „Wenn wir diesen Betrag am Ende zahlen müssten, wäre das für uns ein gutes Ergebnis“, erklärt Monika Stirken-Hohmann. Verwaltung­schefin und Kämmerin geben sich zuversicht­lich. „Das Haushaltss­icherungsk­onzept wird eingehalte­n“, sagt Kwasny. Die nächsten fünf Jahre würden schwierig, doch dann sei die Talsohle durchschri­tten.

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ARCHIV-FOTO: W. GABRIEL In Wettbüros zocken die Bürger um schnelle Gewinne. Das lohnt sich vor allem für die Branche: Die Zahl der Wettbüros hat zugenommen. Die Betreiber sollen mit einer Wettbürost­euer zur Kasse gebeten werden.
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